Fried­rich Merz: Ein Kanz­ler­kan­didat, der keiner sein sollte

Datum
05. Dezember 2024
Autor*in
Emma Askin
Redaktion
politikorange
Thema
#Politik
Ein Foto von Friedrich Merz aufgenommen beim 1. Wolfgang-Clement-Colloquium der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft am 23.06.2022. Foto: Mark Bollhorst

Ein Foto von Friedrich Merz aufgenommen beim 1. Wolfgang-Clement-Colloquium der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft am 23.06.2022. Foto: Mark Bollhorst

www.mark-bollhorst.de
In der Vergan­gen­heit stand Unions Kanz­ler­kan­didat Fried­rich Merz wegen seiner geflüch­teten- und frau­en­feind­li­chen Äuße­rungen in der Kritik. Zu Recht!

Die Union schickt Fried­rich Merz als Kanz­ler­kan­didat für die Bundes­tags­wahl ins Rennen. In der Vergan­gen­heit stand Merz wegen seiner geflüch­teten- und frau­en­feind­li­chen Äuße­rungen in der Kritik. Zu Recht!

Wir spre­chen hier über Leute, die eigent­lich in Deutsch­land nichts zu suchen haben.“ Dieses Zitat stammt nicht von der AfD. Dieses Zitat stammt von Fried­rich Merz. Dem Kanz­ler­kan­di­daten der CDU/CSU zur kommenden Bundes­tags­wahl. Diese Worte wählte er in der Talk­show von Markus Lanz im ZDF im Januar 2023. Auslöser für die Debatte waren die Ausschrei­tungen in der vergan­genen Berliner Silves­ter­nacht. Vor laufender Kamera bezeich­nete er Kinder mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund als kleine Paschas“. In der Vergan­gen­heit zeigte Merz auch deut­lich, was er von der Selbst­be­stim­mung von Frauen hält. Nicht viel. 1997 stimmte der Bundestag darüber ab, ob Verge­wal­ti­gung in der Ehe künftig eine Straftat darstellt. 138 Abge­ord­nete stimmten gegen dieses Gesetz. Fried­rich Merz war einer von ihnen. Mit Homo­phobie scheint Merz ebenso kein Problem zu haben. Im Jahr 2001 äußerte er sich über den frisch gewählten Regie­renden Bürger­meister von Berlin: Solange er sich mir nicht nähert, ist mir das egal.“ Gemeint war Klaus Wowe­reit, der sich 2001 offen als homo­se­xuell outete. Merz scheint das komplette Gegen­teil der Merkel Ära“ zu sein. Merz war schon immer ein Rivale der früheren Bundes­kanz­lerin. So hatte Merkel Merz 2002 vom Frak­ti­ons­vor­sitz verdrängt. Erst nach ihrem Rückzug aus der Politik konnte Merz Partei­chef der Union werden und schließ­lich Kanz­ler­kan­didat. Mit Merz zeigt sich deut­lich, dass die Zeiten der Union, die für eine huma­ni­täre Flücht­lings­po­litik stand, vorbei sind. Die Auffas­sung von Merz ist eine andere.

Mit Popu­lismus gegen die AfD

Es wirkt, als würde Merz krampf­haft versu­chen, mit seiner popu­lis­ti­schen Rhetorik Wähler*innen der AfD abzu­greifen. Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deut­schen Bürger neben­dran kriegen keine Termine“, sagte er 2023 über Asylbewerber*innen und löste damit einen Eklat aus.

Merz zeigt eines deut­lich: Popu­lis­ti­sche Aussagen und rechte Rheto­riken sind schon lange in der Mitte der Gesell­schaft ange­kommen. Vor den Land­tags­wahlen in den Ostdeut­schen Bundes­län­dern warnte Merz zwar vor einer Zusam­men­ar­beit mit der AfD. Unge­wiss bleibt aber, wie die Brand­mauer“ zur AfD nach einem Sieg der CDU bei der kommenden Bundes­tags­wahl aussehen wird. Denn Merz hatte in der Vergan­gen­heit eine Zusam­men­ar­beit mit der AfD auf kommu­naler Ebene nicht ausge­schlossen. Und somit die Brand­mauer“ schon etwas aufge­lo­ckert. Wird Merz mit dieser Brand­mauer auch auf Bundes­ebene brechen?

Ebenso unge­wiss ist auch die Frage, welche Posi­tionen Merz in einer mögli­chen Regie­rung vertreten und mit welcher Partei er eine Koali­tion eingehen wird. Derzeit ist die einzige wirk­liche Option eine erneute große Koali­tion. Rech­ne­risch möglich wäre auch eine Koali­tion mit der AfD. Diese Koali­tion wird von Merz ausge­schlossen. Bisher. Nach den letzten Monaten wissen wir jedoch – vieles ist möglich. Zuletzt hatte Merz etwa die Grünen zum Haupt­gegner“ erklärt. So scheint es auch zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Welt­kriegs möglich, dass eine rechts­extreme Partei Regie­rungs­ver­ant­wor­tung erhält.

Mit Merz als poten­ti­ellem Kanzler wird popu­lis­ti­sche Rhetorik nicht nur salon­fä­higer, sondern auch akzep­tiert. Denn trotz der Kritik an Merz, auch aus der eigenen Partei, wird er dennoch als Kanz­ler­kan­didat für die CDU antreten. Alles ist offen, gleich­zeitig wird aber schon jetzt deut­lich, in welche Rich­tung die poli­ti­sche Stim­mung steuert. So will Merz etwa deut­lich mehr Geflüch­tete abschieben oder den Para­graph 218 beibe­halten. Wir bewegen uns auf eine Wende zu. Eine Wende, nach der Deutsch­land deut­lich mehr von Popu­lismus und einer Rück­wärts-Politik eines CDU-Chefs geprägt sein wird, der nicht Kanz­ler­kan­didat hätte werden dürfen.


Dieser Artikel ist im Rahmen der offenen Redak­tion entstanden. Bei Fragen, Anre­gungen, Kritik und wenn ihr selbst mitma­chen mögt, schreibt uns eine Mail an redaktion@​jugendpresse.​de 


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