Von Null auf Hundert und wieder zurück

Datum
22. Mai 2022
Autor*in
Kristin Finke
Redaktion
politikorange
Themen
#LTW_SH22 #Wahlen
Patricia Nnadi

Patricia Nnadi

Patricia Nnadi Wahlkampfmanagerin von Aminata Touré. Foto: Jugendpresse Deutschland / Johanna Glinski

Wer steht eigent­lich hinter den Spitzenkandidat*innen? Ein Portrait von Patricia Nnadi, Wahl­kampf­ma­na­gerin der Grünen-Poli­ti­kerin Aminata Touré.

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Als Wahlkampfmanagerin unterstützt Patricia Nnadi Spitzenkandidatin Aminata Touré, wo sie kann. Foto: Jugendpresse Deutschland / Johanna Glinski

9 Uhr am Wahl­morgen – die Ruhe vor dem Sturm. In neun Stunden ist für Patricia Nnadi alle Anstren­gung der letzten Wochen vorbei. Genüss­lich schlürft sie an ihrem Flat White mit Hafer­milch, genießt die warmen Sonnen­strahlen und bereitet sich auf einen letzten Kraftakt vor.

Zeit für ein ausgie­biges Früh­stück bleibt nicht. Der gest­rige Abend war doch etwas länger als geplant und in weniger als einer Stunde beginnt der Trubel erneut.

Politik hautnah erleben

Eigent­lich studiert Nnadi Sozio­logie und Poli­tik­wis­sen­schaft und hat im Sommer 2021 ihre Master­ar­beit ange­fangen. In den vergan­genen Monaten war daran aber kaum zu denken. Seit November letzten Jahres arbeitet die 27-Jährige als Wahl­kampf­ma­na­gerin für Aminata Touré, Spit­zen­kan­di­datin von Bündnis 90/​Die Grünen. Zunächst für zehn, dann für dreißig Stunden und seit Anfang März in Voll­zeit.

Kennen­ge­lernt hat sie die Grünen-Poli­ti­kerin auf einer Anti­ras­sismus-Veran­stal­tung im Jahr 2019. Gemeinsam enga­gieren sie sich beim Kollektiv afro­deut­scher Frauen. Als Touré Werbung für ihr Team macht, weil sie eine neue Mitar­bei­terin sucht, ist ihr Inter­esse geweckt. Sie bewirbt sich und bekommt die Stelle.

Ihr Job ist eine Mischung aus Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent und unfassbar vielem Lear­ning by Doing. Sie springt ein, wenn Gespräche zu lange dauern und der Anschluss­termin noch pünkt­lich erreicht werden soll. Nnadi spielt in solchen Situa­tionen die Spiel­ver­der­berin“, wie sie es nennt. Sie plant und begleitet Pres­se­ter­mine, verein­bart Termine mit Kreis­ver­bänden und nimmt Kontakt zu Agen­turen auf. Sie sorgt dafür, dass immer genug Mate und Hand­creme im Auto ist. Eben der ganze Klein­kram, den es zum Wohl­fühlen braucht, wie Nnadi es liebe­voll formu­liert.

Bis zum letzten Wahl­kampftag habe sie Neues dazu­ge­lernt. Denn es treten immer wieder neue Probleme auf, an die vorher niemand gedacht hat. Zum Beispiel, wenn ein Termin zunächst an einem Ort statt­finden soll, wo es gar keinen Durch­gangs­ver­kehr gibt. Dieser muss dann so verlegt werden, dass die Menschen auch zufällig daran vorbei­fahren und spontan teil­nehmen.

Sie habe außerdem noch nie so viel von Schleswig-Holstein gesehen wie in den letzten sechs Wochen. Länger hätte der Wahl­kampf aber auch nicht gehen dürfen, fügt sie lachend hinzu.

Ende gut, alles gut?

Den rapiden Abstieg bei den Zustim­mungs­werten von 27 Prozent vor knapp einem Jahr bis auf 18 Prozent nur wenige Tage vor der Wahl kann sie sich nicht erklären. Sie versucht, nach kurzem Zögern eine schlüs­sige Erklä­rung zu finden. Viele Menschen hätten nicht auf dem Schirm, dass Land­tags­wahl ist. Es sei außerdem egal gewesen, was die CDU in ihrem Wahl­kampf macht, es laufe bei der Partei ohnehin auf ein solides Ergebnis hinaus. Ein Hauch Ratlo­sig­keit macht sich auf ihrem Gesicht breit, den sie schnell wieder versucht zu vertreiben.

Insge­samt schließt Nnadi aber ein posi­tives Fazit. Bei künf­tigen Wahl­kämpfen würde sie bei geplatzten Terminen entspannter reagieren. Wo sie früher fünf Minuten brauchte, um sich zu sammeln, über­legt sie sich nun sofort einen Plan B. Auch ihre Scheu vorm Tele­fo­nieren konnte sie etwas ablegen.

Wie es für sie weiter­geht, hängt auch davon ab, wie viele Wählende an diesem einen beson­deren Tag den Grünen ihre Stimme geben. Es fühle sich komisch an, nicht zu wissen, was am Montag ansteht, erzählt sie. Ihr Vertrag sei bis Ende Mai befristet, eine weitere Beschäf­ti­gung zwar von beiden Seiten gewünscht, aber trotzdem unge­wiss.

So richtig reali­siere sie das zum jetzigen Zeit­punkt noch nicht. Aber zu Not liegt da ja auch noch eine Master­ar­beit in der Schub­lade, die beendet werden will und für die nach dem Wahl­kampf endlich wieder Zeit wäre.


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