Der Wunsch nach nordi­scher Verän­de­rung

Datum
28. Mai 2022
Autor*in
Charis Ann Gibson
Redaktion
politikorange
Themen
#LTW_SH22 #Klima
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FFF Kiel Foto: Jugendpresse Deutschland / Johanna Glinski

Das Bündnis Fridays for Future in Kiel demons­trierte auch am Freitag vor der Land­tags­wahl fürs Klima. Wie es lief, was die Gruppe fordert und wie über­par­tei­lich die Bewe­gung ist.

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Fridays for Future-Demonstration in Kiel. Foto: Jugendpresse Deutschland / Johanna Glinski

Vor gut einem halben Jahr füllte Fridays for Future (FFF) bei seinen Protesten im Norden noch die Kieler Innen­stadt. Kurz vor der Wahl sind die Teilnehmer*innenzahlen deut­lich einge­schrumpft. Welt­un­ter­gangs­stim­mung herrscht bei der Klima­be­we­gung jedoch nicht.

Papp­schilder, Mega­fone und nackte Füße umrahmten das Bild der Aktivist*innen, die für eine Kurs­wende in der Klima­po­litik kämpfen. Junge Erwach­sene, Fami­lien, Schüler*innen mit Ruck­sä­cken, Menschen jeden Alters: Die Teil­neh­menden forderten ein Errei­chen des 1,5‑Grad-Ziels. Orga­ni­sa­tionen wie die Seebrücke Kiel, Amnesty Inter­na­tional, der Verkehrs­club Deutsch­land und Scien­tists for Future unter­stützten die Demo.

Bis zum Schluss für Klima­schutz

Trotz schwerer Themen blieb die Stim­mung entspannt. Sei es durch das gemein­same Aufstehen gegen Atom- und Kohle­en­ergie oder das Tanzen zu lokaler Live­musik: Vor Ort wurde für mehr als nur die Wahl­be­tei­li­gung gekämpft.

Dabei waren nicht nur konkrete Forde­rungen an die kommende Landes­re­gie­rung Programm. Fridays for Future kriti­sierte die bishe­rige Jamai­ka­ko­ali­tion scharf. Es sei zu wenig passiert, Ziele seien nicht einge­halten worden.

Die Bewe­gung fordert eine schnelle und effi­zi­ente Klima­po­litik. An Minis­ter­prä­si­dent Daniel Günther (CDU) ließ sie klima­po­li­tisch kein gutes Haar. Sie lastete ihm Green­wa­shing und den Ausbau­stopp von Wind­energie an.

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Vor maritimer Kulisse wanderte die Fridays for Future-Kolonne in Richtung Landtag. Foto: Jugendpresse Deutschland / Johanna Glinski

Die Zuhö­renden lauschten auf einem beton­über­zo­genen Park­platz nahe dem Landtag den Stimmen der Hoff­nung auf mehr Umwelt­schutz. Das Gemein­schafts­ge­fühl verbrei­tete sich trotz Abstand auf dem spär­lich besetzten Grau vor der Kulisse der Förde. Schon im Voraus gewählt haben die meisten Befragten nach eigenen Angaben nicht.

Genau deswegen sind die Protes­tie­renden auch Teil der Kolonne gen Landtag: Sie wollen bis zuletzt darauf aufmerksam machen, dass Klima­schutz in der Wahl­ent­schei­dung berück­sich­tigt werden muss. Wichtig sei ein Verant­wor­tungs­be­wusst­sein gegen­über kommenden Gene­ra­tionen. Und das so schnell wie möglich.

Schwarz-Gelb verhin­dern!“

Wer jedoch vermutet, die Demo wäre durch Partei­cou­leur geprägt, der irrt. Akti­vistin Bonny Thein betont mehr­fach, dass FFF nicht unter der grünen Fahne stünde. Wähler*innen verschie­denster Parteien seien Teil des Klima­streiks, noch Unschlüs­sige mit einge­schlossen.

Fridays for Future Kiel fordert unter anderem für Schleswig-Holstein den Ausbau der Wind­energie, Klima­neu­tra­lität bis 2035, ein Ende der Massen­tier­hal­tung und die Errich­tung von Solar-Paneelen auf allen Dächern. Ein weiteres Thema ist die Mobi­lität: Ein landes­weiter Ausbau des Radver­kehrs und der Fokus weg vom Auto ergänzen den 10-Punkte-Plan der Bewe­gung.

Bobby Thein von Fridays for Future Kiel
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Erwartet wurden mehr Teilnehmende, was der Stimmung keinen Abbruch tat. Foto: Jugendpresse Deutschland / Johanna Glinski 

Im Vergleich zur letzten Groß­demo im September war die Demons­tra­tion vor der Land­tags­wahl im Mai deut­lich weniger gut besucht. Erwar­tung und Realität klafften an dieser Stelle ausein­ander. Auch dafür hat Bobby eine Erklä­rung.

Kurz vor dem Wahltag würden sich viele Menschen erschlagen fühlen von der Dauer-Beschil­de­rung. Auch Poli­tik­ver­dros­sen­heit könnte ein Grund sein. Schlicht wäre der Zufall eine weitere Erklä­rung. Es sei manchmal einfach so. Zudem seien die Ängste vor Krieg und Infla­tion in den letzten Monaten deut­lich präsenter geworden.

Bei der Frage, ob Klima­schutz aktuell thema­tisch in den Hinter­grund gerückt sei, offen­barte Bobby Thein Verständnis. Soli­da­rität gegen­über dem Ukraine-Krieg und den Krisen im Jemen und Afgha­ni­stan wären essen­ziell. Dennoch dürfe das Thema nicht vergessen werden. Die Klima­krise sei abstrakter, weil noch nicht voll­ständig einge­schätzt werden könne, wann es jede*n von uns trifft: Da sei Krieg und Infla­tion gegen­wärtig einfach greif­barer.

Die Arbeit von Fridays for Future ginge aber über den Klima­schutz­kampf auf den Straßen Kiels hinaus. Der Austausch mit Politiker*innen und die poli­ti­sche Fort­bil­dung junger Menschen seien ebenso Teil der Bewe­gung.

Bobby Thein von Fridays for Future Kiel

Fridays for Future erklärt, dass die Bewe­gung mehr umfasst, als nur frei­tags nicht zur Schule zu gehen. Auch wenn eine Nähe zu den Grünen für viele merk­lich scheint, kämpfen die Aktivist*innen für den Klima­schutz in jeder Partei.

Denn alle, von Parteien über Landes- und Bundes­re­gie­rung bis hin zu banner­tra­genden Schüler*innen, sollen sich für eine bessere Zukunft einsetzen, wenn es nach der Bewe­gung geht.


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