Von Lock­down-Lange­weile zum preis­ge­krönten Print­ma­gazin

Datum
20. November 2021
Autor*in
Franziska Müller
Redaktion
politikorange
Themen
#YouMeCon21 #Gen Z
Lena Schumacher und Tim Evers. Foto: privat / Johanna Schmücker

Lena Schumacher und Tim Evers. Foto: privat / Johanna Schmücker

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Ein Print­ma­gazin von jungen Menschen für junge Menschen – das trotz voran­schrei­tender Digi­ta­li­sie­rung. OLDSCHOOL schafft Iden­ti­täts­räume, Austausch und Abwechs­lung. Ein Gespräch mit den Gründer*innen.[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][us_image image=„24328“ meta=„1“][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Junge Menschen digital abholen und in den analogen Raum mitnehmen – mit diesem Vorsatz grün­deten die beiden 19-Jährigen Lena und Tim ihr eigenes Print­ma­gazin bestehend aus 100 Seiten: OLDSCHOOL. Und das während einer globalen Pandemie, in welcher der digi­tale Infor­ma­ti­ons­fluss beson­ders zunahm. Es sind Leute im glei­chen Alter wie du, wie ich, die darüber schreiben, was uns bewegt“, so Lena, und ich glaube, das ist etwas Beson­deres.“ Gerade mit dem Abitur fertig geworden und durch den Lock­down einge­schränkt, sitzt Lena in ihrem Frank­furter Kinder­zimmer und bastelt digital an einem kleinen Heft, das sie WIR‘ nennt. Ende November 2020 landete es in vielen Frank­furter Brief­kästen, zunächst ohne Reso­nanz. Dann kam Tim ins Spiel: Das Kinder­zimmer wurde zum Crea­tive Space, an den Wänden hingen Post-Its mit Ideen, Skizzen, Terminen, erste Drucke und Bilder klebten daneben. Aus drei voll­ge­krit­zelten A4-Blät­tern wurde ein großes Ding. Es hat sich wirk­lich einfach hoch­ge­schau­kelt“, so Tim, auf einmal war da Energie im Raum, Sachen einfach mal raus­zu­hauen, um zu gucken, ob man damit etwas anfangen kann.“ Ein Jahr später entstand aus diesem Pilot­pro­jekt ein Magazin mit Texten, Foto­stre­cken und diversen Kate­go­rien mit einer Auflage von 2000 Heften und ganzen 180 Mitwirkenden.[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=„1/2“][vc_column_text]

Das OLDSCHOOL Magazin – von jungen Menschen für junge Menschen

Zu einem jungen Team gehört auch ein junges Magazin – von der Schule bis Ende 20 – haupt­säch­lich weib­lich und urban und arbeitet ehren­amt­lich. Was wir immer versu­chen, ist, dass wir möglichst divers aufge­stellt sind“, stellt Tim klar, das sind struk­tu­relle Probleme, von denen auch wir betroffen sind und gegen welche wir arbeiten müssen.“

Trotz analogem Endpro­dukt spre­chen sich die beiden für die virtu­elle Zusam­men­ar­beit aus – der Grund dafür scheint offen­sicht­lich: Über das Digi­tale können wir uns sogar über Landes­grenzen hinweg vernetzen. Das gibt dem ganzen nochmal ein anderes Poten­tial.” Die Möglich­keit zur Parti­zi­pa­tion und Reprä­sen­ta­tion genüge dem Anspruch, ein Sprach­rohr für die gesamte junge Gene­ra­tion zu sein.[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][vc_column width=„1/2“][us_image image=„24330“ meta=„1“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Die Vision: Ein Heft mit Themen, die ander­weitig zu wenig Raum erhalten, um mehr Platz für tief­grün­dige Ausein­an­der­set­zungen zu schaffen. Wir haben ein Leit­thema, das wir vorgeben und ein offenes Doku­ment, wo Mitwir­kende ihre Ideen teilen.“

Durch indi­vi­du­elle Kate­go­rien wie die Post­karte‘ aus dem Ausland oder Mein Hinter­grund‘, worin diverse Lebens­rea­li­täten abge­bildet werden, hebt sich das Magazin auch thema­tisch ab. Die letzten Ausgaben beschäf­tigten sich mit Sexua­lität, den eigenen Privi­le­gien, psychi­schen Störungen und poli­ti­schem Mitspra­che­recht. Weib­liche Perspek­tiven schreiben über Mastur­ba­tion, Menschen gewähren den Leser*innen intime Einblicke in die Iden­ti­täts­fin­dung und den Umgang mit Depres­sionen oder Betrof­fenen. Die Texte werden von Bild­stre­cken junger Fotograf*innen unter­stützt und kreativ untermalt.[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

Analog in einer digi­talen Welt – Heraus­for­de­rungen im jungen Jour­na­lismus

Doch was steckt hinter der Erfolgs­ge­schichte? Welchen Hürden begegnen zwei junge Menschen mit Abitur, deren Lebensweg nicht mit den gesell­schaft­li­chen Erwar­tungen über­ein­stimmt? Es gab eine Zeit, da haben wir wirk­lich 60 bis 70 Stunden pro Woche gear­beitet, auch am Wochen­ende“, so Lena über die Arbeit am Magazin, welches kürz­lich den Frank­furter Bürger­preis erhalten hat. Ihr werft eure Zukunft weg“ durfte sich Lena trotzdem von Erwach­senen anhören, die ihre Entschei­dung für OLDSCHOOL und gegen das Studium nicht nach­voll­ziehen wollten. Wir fallen mit unserer Sache komplett aus dem System“, sagt der 19-jährige Gründer.

Statt schneller Infor­ma­tion mit einem Klick liefert OLDSCHOOL Hinter­gründe und ein Gesamt­werk aus Text, Layout, Bildern. Man bedient alle Sinne: es ist die Haptik, der Geruch und auch das Visu­elle“, so Lena und Tim. Du bist nicht irgendwo an der Halte­stelle und gehst nochmal kurz auf Social Media, sondern du setzt dich am Wochen­ende hin, auf deine Couch, und liest dir das Heft durch.“ Trotzdem sei die Nutzung von Insta­gram nötig, um junge Menschen zu errei­chen. Als Werbe­platt­form bilden digi­tale und analoge Sphäre somit eine Symbiose.

Das gilt auch für zukünf­tige Pläne: die Erwei­te­rung um ein cross­me­diales Angebot, Release-Partys, bis hin zur Grün­dung einer UG. Obwohl die beiden viel Unter­stüt­zung erhalten, bringt vor allem Letz­teres Heraus­for­de­rungen mit sich. Seien es jetzt Verhand­lungen mit der Druckerei oder wo anders. Es wird von oben herab auf einen herunter geschaut“, stellt Tim mit Verweis auf sein Alter und den Bildungsweg fest.

Er wünscht sich, dass Leute einfach loslegen können. Dass Leute viel mehr empowert werden und dies auch schon in der Schule beginnt.“ In der Zukunft planen die beiden Frankfurter*innen neben dem Print­ma­gazin den Aufbau eines Kern­teams und die Erwei­te­rung des Ange­bots um einen Podcast, sowie die Möglich­keit zu lokalen Treffen und Vernet­zung. Wir begreifen uns mitt­ler­weile auch mehr als Kata­ly­sator, der eigent­lich alles zusam­men­bringt von jungen Menschen, die ganzen Poten­ziale und daraus wieder etwas machen kann.“

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