Rechts­ruck unter Jugend­li­chen: Danke dafür, CDU

Datum
03. September 2024
Autor*in
Lola Pai Hainke
Redaktion
politikorange
Themen
#LTWS #Kommentar
DALL·E_Lola

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Die U18-Wahl zeigt einen klaren Rechts­ruck unter Jugend­li­chen in Sachsen. Schuld ist die alte Regie­rung – und ganz beson­ders die CDU.

Mehr als ein Drittel aller Jugend­li­chen in Sachsen haben bei der U18-Land­tags­wahl die AfD gewählt. In Dresden sind es fast 45 Prozent. Man kann den Rechts­ruck unter Jugend­li­chen nicht leugnen: Seit der letzten Land­tags­wahl hat sich die Zustim­mung für die AfD bei unter 18-Jährigen mehr als verdop­pelt. Die Verant­wor­tung tragen Regie­rungs­mit­glieder, die wieder­holt die Jugend vernach­läs­sigen. Jetzt müssen sie ihr selbst entfachtes Feuer wieder eindämmen und zeigen, dass sie sich tatsäch­lich für sie einsetzen.

Jugend­be­tei­li­gung als leeres Verspre­chen

Im säch­si­schen Koali­ti­ons­ver­trag von CDU, Grünen und SPD steht: Wir wollen, dass Jugend­liche stärker in Entschei­dungen einge­bunden werden und sich aktiv betei­ligen können.“ Blöd nur, dass es keinerlei Anzei­chen dafür gibt, dass Jugend­po­litik die Regie­rung wirk­lich beschäf­tigt.

In einem Inter­view mit poli­ti­ko­range kriti­sierten Mitar­bei­te­rinnen des Kinder- und Jugend­rings: Die CDU lege keinerlei Fokus auf die Jugend. Und es gebe keinerlei maßgeb­liche Förde­rung von Jugend­struk­turen. Wie sollen Jugend­liche sich aktiv betei­ligen können“, wenn Ange­bote zur demo­kra­ti­schen Bildung für sie von der Regie­rung nicht unter­stützt werden?

Lieber Senioren als Jugend

Im Regie­rungs­pro­gramm der Säch­si­schen Union sind mehr Ziele für die Förde­rung von Senioren als für die Jugend fest­ge­setzt. Das lässt wenig Hoff­nung aufkommen. Es ist ein klares Zeichen, dass die CDU nicht plant, ihre Politik an die Jugend anzu­passen. Dabei lag die CDU bei der U18-Wahl nur knapp über 15 Prozent. Eine Partei, die keine Politik für alle Gene­ra­tionen macht, wird irgend­wann ins Leere blicken.

Erklärt das auch, warum sich die CDU vehe­ment gegen eine Senkung des Wahl­al­ters wehrt? Ihre Igno­ranz gegen­über Meinungen junger Menschen wird in solchen Debatten immer wieder offen­sicht­lich. Sowohl die Grünen als auch die SPD haben sich für ein Wahl­alter ab 16 bei Kommunal- und Land­tags­wahlen ausge­spro­chen. Nur die CDU stellt sich quer. Da gibt es die Möglich­keit, junge Menschen zu einem direkten Teil der Politik zu machen, doch die CDU weigert sich. Wie sollen Jugend­li­chen sich aktiv betei­ligen können“, wenn ihnen die Chance, ihre Stimme abzu­geben, von der Regie­rung genommen wird?

Wenn CDU und Grüne streiten, freuen sich die Rechten

Statt mehr Stimmen außer­halb der Regie­rung zu betei­ligen, fängt die CDU lieber Streit in ihrer eigenen Koali­tion an. Feinde aus dem Koali­ti­ons­partner zu machen, ist eine lächer­liche Wahl­kampf­stra­tegie. Aber Minis­ter­prä­si­dent Michael Kret­schmer hat sie vor der Land­tags­wahl eifrig verfolgt: ein Hin und Her zwischen Schwarz und Grün, die SPD in der Mitte des Gefechts. Das Bild einer starken, vereinten Regie­rung wird nicht mal ansatz­weise vermit­telt. Kein Wunder, dass die Jugend sich da lieber anderen Parteien zuwendet.

Doch einen Effekt scheint Kret­schmers Wahl­kampf­stra­tegie zu haben: Laut einer aktu­ellen Studie des Insti­tuts für Gene­ra­tio­nen­for­schung haben 30 Prozent der Erstwähler*innen Angst vor den Grünen. Sie sehen sie als extreme Partei“, die in das Leben der Menschen eingreifen will“. Dabei fördert die oft von Eltern gewählte CDU genau das Image, was Rechts­extreme schon fleißig in den sozialen Medien aufge­baut haben. Während die Regie­rungs­par­teien sich viel zu sehr mit ihren Strei­te­reien beschäf­tigen, haben Rechts­extreme Zeit, ihre Propa­ganda weiter­zu­ver­breiten.

Wie wäre es, einmal eine vereinte Front gegen Rechts­extre­misten zu präsen­tieren, anstatt einander anzu­giften? Gemein­same Ziele zu setzen, Unter­stüt­zung zu zeigen, Kritik anein­ander ordnungs­gemäß äußern? Das sollte den Umgang zwischen Regie­rungs­mit­glie­dern prägen. Wie können Jugend­liche stärker in Entschei­dungen einge­bunden werden“, wenn die Regie­rung unter­ein­ander nicht mal zu einem gemein­samen Stand­punkt kommt?

Und jetzt?

Es ist mühe­voll und lang­wierig, die Jugend vom Rechts­extre­mismus zurück in die demo­kra­ti­sche Mitte zu holen. Aber es führt kein Weg daran vorbei. Also: Die neu gewählte Regie­rung muss schleu­nigst unsere Jugend retten!

Andern­falls sitzen wir bald in einem komplett braunen Sachsen, in dem rechte Propa­ganda von Gene­ra­tion zu Gene­ra­tion weiter­ge­geben wird und linke Politik niemanden mehr erreicht. Statt bunter Viel­falt droht blaubrauner Einheits­brei, in dem offener Hass und Unter­drü­ckung gang und gäbe ist. Und dann kann die Jugend bald zusehen, wie auch die Politiker*innen der CDU nur noch in Entschei­dungen einge­bunden werden“.


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