Schule der Zukunft

Datum
15. Mai 2023
Autor*in
Rosalie Schmidt
Redaktion
politikorange
Themen
#JPT23 #Gen Z
AG 20

AG 20

Die AG 20, unter der Leitung von Yasmin Nahhass, überlegt, wie man junge Menschen in ihrer Berufsausbildung besser unterstützen kann. @jugendpresse e.V. /Josha Westerkamp
Wie wollen wir in Zukunft lernen? Und was kann man tun, um junge Menschen in ihrer Ausbil­dung oder ihrem Studium zu unter­stützen? Diese und andere Fragen stellten sich die Teilnehmer*innen der Jugend­Po­li­tik­Tagen 2023.

Wie wollen wir in Zukunft lernen? Und was kann man tun, um junge Menschen in ihrer Ausbil­dung oder ihrem Studium zu unter­stützen? Diese und andere Fragen stellten sich die Teilnehmer*innen der AGs 19 und 20 auf den Jugend­Po­li­tik­Tagen 2023. Im Sinne der Jugend­stra­tegie der Bundes­re­gie­rung, die bis 2025 fest­stehen und die Forde­rungen junger Menschen umsetzen soll, haben auch die Teilnehmer*innen der AGs ihre Ideen gesam­melt.

Bei Einem waren sich die AGs von vorn­herein einig: es besteht Hand­lungs­be­darf. Das gängige System wird nicht mehr als zeit­gemäß betrachtet. So empfinden die Teil­neh­menden beispiels­weise manche Unter­richts­fä­cher als über­flüssig und würden sich eine stärker zukunfts­ori­en­tierte Bildung wünschen. Unter anderem plädieren sie auf die finan­zi­elle Bildung, wie der rich­tige Umgang mit Steuern oder Geld­an­lagen. Viele Jugend­liche kennen sich in diesem Bereich nicht aus und sind so nach dem Abitur darauf ange­wiesen, sich alles Nötige selbst beizu­bringen. Auch ein Fach einzu­führen, in dem man etwas über die rich­tige Ernäh­rung, erste Hilfe und Krank­heiten lernt, halten viele für eine gute Idee.

Zudem stieß das gängige Noten­system auf Kritik. Die Einschät­zungen der Lehr­kräfte seien oft subjektiv, die Leis­tungs­an­for­de­rungen meist utopisch und der Druck auf die Schüler*innen zu hoch. Vor allem im Fach Sport müsse man Noten abschaffen und sich statt­dessen zum Ziel nehmen, den jungen Menschen Spaß und Begeis­te­rung an der Bewe­gung nahe­zu­bringen. Dazu könne man zum Beispiel klas­sen­über­grei­fende Ange­bote aufstellen, aus denen sich dann jede*r Schüler*in aussu­chen darf, was ihn/​sie inter­es­siert und sich dann tiefer­ge­hend mit dieser Sportart beschäf­tigen kann.

In Verbin­dung mit dem Noten­system bleibt auch die Kritik am NC („Numerus Clausus“) nicht aus. Dieses Zulas­sungs­ver­fahren greift, wenn sich zu viele Bewerber*innen gleich­zeitig auf einen Studi­en­platz bewerben. Über­schreitet die Nach­frage das Angebot an Studi­en­plätzen, erhalten nur die Bewerber*innen mit dem besten Abitur­durch­schnitt einen Studi­en­platz. Die Teil­neh­menden der AGs finden das unfair. In die Durch­schnitts­note zähle auch jenes Fach, das für das ange­strebte Studium nicht von Belang ist. Außerdem würden viele Jugend­liche sich dadurch zu viel Stress und Arbeit aufbürden, um eine bestimmte Note zu errei­chen. Für die Vergabe der begehrten Studi­en­plätze solle man lieber Bewer­bungs­ge­spräche oder Tests durch­führen, um allen eine Chance zu ermög­li­chen und heraus­zu­finden, wer tatsäch­lich für das Studium geeignet ist.

Kummer­kasten gegen Leis­tungs­druck

Der Leis­tungs­druck durch die Noten­ver­gabe sei auch eine hohe psychi­sche Belas­tung für junge Menschen, die oft sowieso schon mit eigenen Problemen zu kämpfen hätten. Die Teil­neh­menden machen deshalb darauf aufmerksam, dass die psychi­sche Gesund­heit von Schüler*innen mehr Beach­tung und einen höheren Stel­len­wert verdient habe. Deshalb fordern sie, dass es an jeder Schule eine*n Psycholog*in oder Sozialarbeiter*in geben sollte, der die Jugend­li­chen unter­stützen und beraten kann. Auch solle es ein Fort­bil­dungs­pro­gramm geben, um Lehr­kräfte für das Thema psychi­sche Gesund­heit zu sensi­bi­li­sieren. Ein Kummer­kasten“ könne zudem dafür sorgen, dass Schüler*innen sich diskret an jemanden wenden können, wenn sie Hilfe benö­tigen, sich aber nicht trauen, jemanden direkt anzu­spre­chen.

Aber auch in der Über­gangs­phase von Schule zu Berufs­aus­bil­dung stehen junge Menschen vor Problemen. Nach dem Schul­ab­schluss sind viele erst einmal über­wäl­tigt von den vielen Ange­boten, die sich ihnen bieten. Yasmin Nahhass, Leiterin der AG Schule vorbei – und nun? Hoch­schul­stu­dium und Berufs­aus­bil­dung“, hat diese Erfah­rungen selbst gemacht.

Yasmin Nahhass (28)

Sie hätte sich von der Schule mehr Unter­stüt­zung in der Berufs­fin­dung, wie Berufs­messen und persön­liche Bera­tungen gewünscht. Das können viele Schul­ab­sol­venten nach­voll­ziehen: Das Angebot an Studien- und Ausbil­dungs­plätzen ist riesig und über­wäl­ti­gend und die Angst, am Ende mit der Entschei­dung nicht glück­lich zu sein, beherrscht den Entschei­dungs­pro­zess.

Die Vorur­teile gegen­über Ausbil­dungs­be­rufen machen die Entschei­dung nicht leichter. Noch immer herrscht das Bild, dass Ausbil­dungen weniger wert seien als ein Studium. Dabei werden Fach­kräfte drin­gend benö­tigt und ständig gesucht. Wie kann man also Ausbil­dungen attrak­tiver machen? Vor allem eine höhere Ausbil­dungs­ver­gü­tung und die Aussicht auf ein gutes Einkommen könnten nach Ansicht der Teilnehmer*innen die Lösung sein. Wie das statis­ti­sche Bundesamt veröf­fent­licht hat, haben Auszu­bil­dende im Hand­werk im Jahr 2022 ein durch­schnitt­li­ches Brut­to­ge­halt von nur 901 Euro im Monat erhalten. Kaum ausrei­chend, wenn man nicht mehr bei den Eltern wohnt und auf sich allein gestellt ist.

Zwar bestehen staat­liche Förde­rungen, wie zum Beispiel BAföG , aber ist die Bean­tra­gung oft lang­wierig und kompli­ziert. Die Büro­kratie wird von den Teil­neh­menden beson­ders kriti­siert, sie fordern ein leich­teres System, das jeder verstehen und nutzen kann und bei dem das Einkommen der Eltern keine Rolle mehr spielt. Denn so stehen vor allem Personen, die keinen Kontakt zu ihren Eltern haben, vor großen Problemen. Auch junge Menschen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, die ohne ihre Fami­lien nach Deutsch­land gekommen sind, fühlen sich oft benach­tei­ligt.

Diese und viele andere Gedanken haben die Teilnehmer*innen in den AGs der Jugend­Po­li­tik­Tage 2023 disku­tiert und aufge­schrieben. Diese werden nun an das Bundes­mi­nis­te­rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend weiter­ge­leitet und dann in die Jugend­stra­tegie der Bund­e­re­gie­rung, die bis 2025 fest­stehen soll, aufge­nommen.


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