Mit der Kuh das Klima retten

Datum
23. Mai 2016
Autor*in
Redaktion
politikorange
Thema
#ZukunftsTour 2016
Rennen

Rennen

Noch kurz das Klima retten (Foto: Clara Eichner)

Eine Kuh strei­cheln und damit den Klima­wandel stoppen? Ja, genau! Dieser Artikel zeigt euch, wie die globale Erder­wär­mung WIRK­LICH zu bremsen ist.

Hand-Modell Draußen lernen

Das Hand-Modell Draußen lernen (Foto: Clara Eichner)

Angst machen

In 30 Jahren wirst du ohne Unter­hose unter­wegs sein!“ Die Öko-Akti­vistin beschwört jede*n, der in ihre Reich­weite kommt. Selbst gestrickte Socken, Vegan auf die Stirn täto­wiert, Baum­woll­beutel: Alle Klischees erfüllt, um als poli­ti­sches State­ment wahr­ge­nommen zu werden. Die Bio-Maus verkündet, wie schlimm es um den Planeten Erde steht. In 30 Jahren werde es an natür­li­chen Ressourcen mangeln, uner­träg­lich heiß sein, gepaart mit unheil­vollen Stürmen und Fluten, unser Essen bestünde nur noch aus Chemie und gespritzten Giften…

Eigent­lich ja ganz nett, diese bunten Socken und auch, dass sich endlich mal jemand um Umwelt und Gesell­schaft sorgt. Aber so? Ich stehe vor der Akti­vistin und schwitze. Angst­schweiß. Ich will auch in Zukunft eine Unter­hose tragen. Weiterhin Obst essen, ohne ins Kran­ken­haus zu müssen und am Strand liegen, ohne Angst vor einer Riesen­welle zu haben. Ich bin wie gelähmt von ihren Fakten zu Klima­wandel und mensch­li­chem Egoismus. Ihre Worte sind so voll­ge­packt mit unheil­vollen Verkün­dungen, dass ich ganz schnell beschließe, diese Ermah­nungen und Zukunfts­sze­na­rien zu vergessen, zu igno­rieren und mich nicht weiter mit Öko-Themen zu befassen.

In die Natur gehen

Mensch, Öko-Tante, das könn­test du doch besser! Anstatt die Leute mit düsteren Horror­ge­schichten zu verjagen, könn­test du sie zu einem Spazier­gang in den Wald oder zum Strand einladen. Denn in der Natur wächst unser Verständnis für das Klima und das Ökosystem. Das Real World Lear­ning Network hat dazu das Hand-Modell zum Draußen lernen entwi­ckelt. Die Hand steht dabei symbo­lisch für die direkte Begeg­nung mit der Natur. Anders als abstrakte wissen­schaft­liche Papiere, die den Klima­wandel durch exakte Messungen und Daten fest­halten, sollen hier die Sinne und das Erlebte Bewusst­sein schaffen. Aufge­teilt ist die Hand in sechs Teile: Verständnis, Über­tra­gung, Erlebnis, Selbst­stär­kung, Werte und Deutungs­rahmen. Was haben diese Begriffe nun aber mit Nach­hal­tig­keit zu tun? Ein Beispiel.

Kühe

Kühe in der freien Natur (Foto: Clara Eichner)

♣ Erlebnis: Die Kuh muht mich an. Ich blicke in riesige Augen und rieche den Kuhfladen unter meinem Schuh.

♣ Verständnis: Der durch­schnitt­liche Milch­er­trag einer Kuh liegt bei 21 Kilo­gramm pro Tag. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es der armen Kuh gefällt, wenn ich jeden Tag so lange an ihrem Euter ziehe.

♣ Über­tra­gung: Wo kommt die Milch in der Tüte her, bevor sie im Kühl­schrank steht? Was steckt eigent­lich in dem Schnitzel, das ich esse? Und in meiner Jeans?

♣ Selbst­stär­kung: Wenn ich 20 Cent mehr für Milch ausgebe, sorge ich dafür, dass es der Kuh und ihren Besitzer*innen besser geht. Ich kann also wirk­lich etwas verän­dern. Außerdem, lecker frischer ist die Milch auch.

♣ Werte: Ich bin eigent­lich dagegen, dass die Kühe im Halb­dun­keln, eng neben­ein­ander gepresst ausarten und bis zum Umfallen liefern müssen. Sie sehen echt traurig und krank aus.

♣ Deutungs­rahmen: Die Welt­be­völ­ke­rung wächst. Wenn nun immer mehr Menschen Milch trinken, brau­chen wir mehr Kühe. Aber mehr Kühe stoßen auch mehr Treib­haus­gase aus, die für höhere globale Tempe­ra­turen sorgen.

Begeis­tern

Das Klima ändert sich, ja. Das haben inzwi­schen auch die meisten Menschen einge­sehen, so etwa auch die hoch­ran­gigen Politiker*innen, die gemeinsam mit Vertre­tern der Zivil­ge­sell­schaft eine Agenda 2030 entwi­ckelt haben. Auf der UN-Klima­kon­fe­renz in Paris 2015 verab­schie­deten Staats- und Regie­rungs­chefs einen Welt­kli­ma­ver­trag. Nun gilt es, die gesetzten Ziele umzu­setzen. Poli­tiker, aber auch jeder einzelne ist in der Verant­wor­tung, aktiv zu werden. Aktiv das eigene Handeln zu hinter­fragen, zu ändern und auch andere zum Handeln und Umdenken aufzu­for­dern. Dies – das hat dieser Artikel hoffent­lich vermit­telt – muss wirk­lich nicht durch eine Ladung Schwarz­ma­lerei (Vorwürfe, Drohungen, Ängste) passieren. Statt­dessen erzeugen wir Moti­va­tion, in dem wir für die Natur begeis­tern. Es ist so viel einfa­cher in der Natur, von der Natur, als Teil der Natur, zu lernen und zu begreifen, wie schön und erhal­tens-wert­voll diese ist. Nach­hal­tig­keit und klima­freund­li­ches Verhalten kann mit dem Strei­cheln einer Kuh beginnen. Ist das nicht die perfekte Entschul­di­gung für den nächsten Urlaub am Meer – oder auf dem Bauernhof? Anreise mit Unter­hose gestattet!


Empfohlene Beiträge

Werde Teil unserer Community

Entdecke spannende Geschichten, vernetze dich mit anderen jungen Journalist:innen und gestalte die Medienlandschaft von morgen mit. Melde dich jetzt an und bleibe immer auf dem neuesten Stand.

Wehrpflicht Redaktion Gruppenbild