Etwas Gutes bedeutet, etwas Gerechtes zu tun“

Datum
15. Juli 2016
Autor*in
Laura Meyer
Redaktion
politikorange
Thema
#ZukunftsTour 2016
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Axel Stirn ist gelernter Diplom-Geograph und arbeitet seit April 2016 für den Eine-Welt-Laden in Homburg (Saar) als Promoter. Er hält Vorträge, bietet Work­shops an und macht Werbung für fairen Handel. Laura Meyer traf ihn auf der Zukunfts­tour in Saar­brü­cken.

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Der Eine-Welt-Laden informiert in Saarbrücken (Foto: Laura Meyer)

Eine-Welt-Läden oder auch Welt­läden genannt entstanden Ende der 1960er Jahre, als die Menschen in den Indus­trie­län­dern immer mehr ein Bewusst­sein für fairen Handel und Gerech­tig­keit auf der ganzen Welt entwi­ckelten. Sie sollen die Menschen infor­mieren über die ange­bo­tenen Produkte und darüber hinaus auch für das Thema globale Gerech­tig­keit sensi­bi­li­sieren. Einer der ersten Läden entstand in Berlin und exis­tiert auch heute noch.

Den Eine-Welt-Laden in Homburg gibt es seit 25 Jahren.

Wie ist die Idee entstanden den Laden zu gründen?

Ich persön­lich war da nicht dabei. Das waren ältere Damen, von denen viele so um die siebzig sind. Die Initia­torin damals war Abitu­ri­entin und die hat sich mit Eine-Welt-Themen beschäf­tigt. Da gab es seit den sech­ziger Jahren schon diese Eine-Welt-Laden-Initia­tiven, es wurden erste Läden eröffnet und der faire Handel unter­stützt. Da hat sie dann ein paar Leute zusam­men­ge­trom­melt und den Laden in Homburg eröffnet. Ganz explizit mit dem Ziel, Werbung für fairen Handel zu machen und Produkte aus den damals noch so genannten Dritte Welt Ländern anzu­bieten.

Welche Schwie­rig­keiten gibt es, das Thema fairen Handel unter die Menschen zu bringen?

Eine der größten Schwie­rig­keiten ist die Erwar­tungs­hal­tung der Menschen- etwas zu bekommen, ohne etwas dafür zu geben oder dass sie überall das bekommen, was sie wollen. Inso­fern ist die Vorein­ge­nom­men­heit der Leute das Schwie­rigste. Wenn die Menschen unvor­ein­ge­nommen sind, dann sind sie offener für Gespräche und auch für die Infor­ma­tion. Ich bin über­zeugt, dass das Wissen über die Proble­matik schon verbreitet ist. Die meisten Menschen wissen Bescheid, aber es fehlt noch, dass man das verin­ner­licht und mit dem eigenen Handeln in Verbin­dung bringt. Das ist wie so ein kleiner psycho­lo­gi­scher Effekt, der einfach statt­findet. Wenn die Leute und auch ich selbst erkennen, wo man etwas tun kann, dann mache ich einen guten Job.

Welche Menschen kaufen konkret in dem Laden ein?

Vor allem kaufen ältere Damen ein und vor allem Frauen. Ein kluger Mann hat mal gesagt, es mag sein, dass die Männer die Welt beherr­schen, aber die Frauen verän­dern sie. Auch setzen sich Mädchen eher hierher an den Stand und die Jungs? Keine Ahnung, was ist mit den Jungs los?

Warum, denken Sie, kauft gerade diese Perso­nen­gruppe bei Ihnen ein?

Weil sie einen stär­keren Draht zu ihrem Gewissen haben und zu ihrem Gefühl, etwas Gutes zu tun. Etwas Gutes bedeutet, etwas Gerechtes zu tun, etwas Fried­li­ches zu tun und nicht nur der eigenen Gier, der eigenen persön­li­chen Bedürf­nisse direkt impulsiv nach­zu­gehen.

Wie wählen Sie die Produkte im Eine-Welt-Laden aus? Auf was wird da geachtet?

Da wird schon geschaut, was die Leute inter­es­siert und was sie brau­chen. Es soll aber auch eine Band­breite zeigen und reprä­sen­tativ sein, was es alles gibt im Fair­trade-Bereich. Wir haben von Kunst­hand­werk bis zu alltäg­li­chen Produkten wie Tee und Kaffee alles dabei.

Was kommt beson­ders gut bei den Menschen an?

Im Grunde kommt am besten an, dass die Produkte inzwi­schen Lecker sind. Das waren sie vor 30 Jahren noch nicht. Getrock­nete Mangos sind zum Beispiel fantas­tisch lecker. Dann kommt noch gut die ehrliche Haltung der Leute an, die dort enga­giert sind und nicht einfach vorgeben hier etwas Tolles zu machen. Alle die dort arbeiten, sind ehren­amt­lich da. Sie machen das aus der ehrli­chen Über­zeu­gung heraus, dass das Rich­tige ist.

Erfahren Sie auch manchmal nega­tive Kritik von den Menschen, die in den Laden kommen?

Die nega­tive Kritik ist im Grunde Eigen­kritik, indem sie sagen ja, das bringt doch alles nichts“ oder der Regen­wald wird so oder so abge­rodet“ und faire Bezah­lung ist gut und schön, aber die meisten machen es ja sowieso nicht, wieso soll ich es dann machen?“. Aber das ist ja keine Kritik an unserem Enga­ge­ment, das ist Kritik am eigenen Verhalten. Aller­dings ist es auch unklug, die Leute auf ihre Eigen­kritik anzu­spre­chen. Ich erzähle dann immer von mir, wie ich das sehe und hoffe, dass ich mit meinem Froh­sinn die Leute inspi­rieren kann.


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