Schenk‘ deinem alten Handy ein neues Leben!

Datum
19. Juli 2016
Autor*in
Sandra Cavallaro
Redaktion
politikorange
Thema
#ZukunftsTour 2016
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In Deutsch­lands Schub­laden lagern über 100 Millionen gebrauchte Handys, Smart­phones oder Tablets, die nicht mehr funk­tio­nieren oder einfach nur durch neuere Modelle ersetzt wurden. Mit diesen gebrauchten Mobil­funk­ge­räten lässt sich viel Gutes tun!

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Kupfer, Eisen, Gold - Was so alles in einem Handy steckt, zeigt die Recycling-Box. (Foto: Sandra Cavallaro)

Voraus­set­zung für das fach­ge­rechte Recy­clen oder die Weiter­nut­zung (Re-Use) von Handys ist zunächst das Abgeben und Sammeln ausge­mus­terter Geräte. Deshalb führt die saar­län­di­sche Landes­re­gie­rung eine Handy­sam­mel­ak­tion im Rahmen der Kampagne Verant­wor­tung und Nach­hal­tig­keit. Mach mit!“ durch. So wird ein konkreter Beitrag zu Umwelt­schutz und Ressour­cen­scho­nung geleistet.

Die Kampagne unter der Schirm­herr­schaft der saar­län­di­schen Minis­ter­prä­si­dentin Anne­gret Kramp-Karren­bauer rich­tete sich im Schul­jahr 2014/2015 an alle weiter­füh­renden Schulen im Saar­land, von denen sich weit über die Hälfte betei­ligten. Ange­sichts der hohen Reso­nanz wird die Kampagne nun weiter­ent­wi­ckelt und fort­ge­führt. Zur Teil­nahme einge­laden sind nunmehr alle, denen Nach­hal­tig­keit am Herzen liegt: Beson­ders Grund­schul­klassen, weiter­füh­rende Schulen, sons­tige Bildungs­ein­rich­tungen, Sozial‑, Umwelt‑, Jugend- und Senio­ren­ver­bände, Städte und Gemeinden sowie Vereine und Insti­tu­tionen.

Ziel­set­zung

Die moderne Infor­ma­tions- und Kommu­ni­ka­ti­ons­tech­no­logie hat unser Leben, Denken und Arbeiten funda­mental gewan­delt. Der tech­ni­sche Fort­schritt mit all seinen posi­tiven Entwick­lungen wirft aber auch Fragen auf. Wenn Bürger*innen ihr Mobil­te­lefon gegen ein neues austau­schen, dann passiert das heute so günstig und problemlos wie nie zuvor – und zwar im Schnitt alle 18 Monate. Kein Wunder, dass bereits rund 100 Millionen ausran­gierte Mobil­te­le­fone unge­nutzt in deut­schen Schränken, Schub­laden und Kartons liegen. Trotz neuer gesetz­li­cher Vorgaben ist die Rück­nah­me­quote noch zu niedrig. Wenn über­haupt, werden Handys oftmals nicht vorschrifts­mäßig entsorgt. Das ist aber wichtig, denn ein modernes Smart­phone besteht aus rund 60 verschie­denen Stoffen (darunter Gold, Silber, Kupfer, das seltene Palla­dium und Konflikt­mi­ne­ra­lien wie z.B. Coltan) und ist zu 80 Prozent recy­celbar.

Wichtig ist zu wissen, wo all diese Stoffe herkommen, wie die Produk­tions- und Entsor­gungs­pro­zesse in der Praxis und im Ideal­fall ablaufen und welche Möglich­keiten es gibt, moderne Technik zu nutzen und dennoch verant­wor­tungs­be­wusst und nach­haltig zu konsu­mieren. Dadurch wird auch bewusst, dass unser Verbrau­cher­ver­halten mit Konflikten in anderen Teilen der Erde zusam­men­hängt.

Dein Handy und der Krieg im Kongo

Es kling zunächst unwahr­schein­lich, dass der Kauf des eigenen Handys etwas mit den Kriegen und Krisen auf dem afri­ka­ni­schen Konti­nent zu tun haben könnte. Infor­ma­tionen zu diesem Sach­ver­halt dringen nur sehr verhalten an die Öffent­lich­keit. Aber tatsäch­lich haben unsere persön­li­chen Konsum­entschei­dungen nach­hal­tige Auswir­kungen auf poli­ti­sche und gesell­schaft­liche Vorgänge in der ganzen Welt.

Coltan ist ein hoch­wer­tiges und seltenes Erz, das für die Herstel­lung von Mikro­chips in elek­tro­ni­schen Geräten wie Handys und Compu­tern von Bedeu­tung ist; es kam in der Vergan­gen­heit zu einem großen Teil (80%) aus Zentral­afrika. Über den Erzabbau finan­zieren verschie­dene poli­ti­sche Grup­pie­rungen ihren Kampf gegen­ein­ander. Seit dem Beginn des Coltan-Abbaus in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo sind immer wieder Soldaten aus den Nach­bar­staaten Uganda, Ruanda, Angola sowie zahl­reiche Rebel­len­truppen aus dem Kongo selbst in den Osten des Landes einge­fallen, um ihre poli­ti­schen Ziel­set­zungen zu finan­zieren. Dabei wurden inner­halb weniger Jahre mehrere Millionen Menschen ermordet, während gleich­zeitig der Welt­markt­preis für das Kilo­gramm Coltan auf atem­be­rau­bende 400 Dollar gestiegen ist. Nirgendwo sonst in der Welt leiden so viele Menschen so unter ihrem Rohstoff­reichtum!

Kleiner Schritt mit großer Wirkung

Der recy­cel­bare Anteil an Metallen ist zwar gering und pro Gerät durch­schnitt­lich nur einen Euro wert – doch die Masse macht’s: Allein aus den in Deutsch­land unge­nutzten Handys ließen sich mehr als zwei Tonnen Gold, 20 Tonnen Silber und 720 Tonnen Kupfer zurück­ge­winnen. Eine große Menge wert­voller Rohstoffe, die dem Kreis­lauf wieder zuge­führt werden könnten – aber nur dann, wenn die Geräte fach­ge­recht aufbe­reitet werden.

So funk­tio­niert die Handy-Rück­nahme

In allen Telekom-Shops stehen Sammel­boxen, worein gebrauchte Handys oder Smart­phones einge­worfen werden können. Auf der Zukunfts­tour standen im E‑Werk Saar­brü­cken Handys zur Demons­tra­tion zur Verfü­gung. Nach dem Einwurf eines Geräts zeigt die Maschine den Anteil an verschie­denen Metall­mengen an.

Alle gesam­melten Geräte werden kontrol­liert zum Telekom-Recy­cling-Center trans­por­tiert. Dort wird jedes Gerät elek­tro­nisch erfasst und in einer Daten­bank bewertet, ob es sich dem Recy­cling oder einer Weiter­nut­zung zuführen lässt. Etwa zehn Prozent der gesam­melten Handys sind voll funk­ti­ons­fähig und eignen sich zur weiteren Verwen­dung. Von diesen Handys und Smart­phones werden alle Daten der vorhe­rigen Nutzer sorg­fältig gelöscht. Danach werden die Geräte in Europa und Asien verkauft und weiter­ge­nutzt.

Die meisten gesam­melte Handys sind jedoch defekt oder Geräte, bei denen die Daten­lö­schung zu aufwändig wäre. Sie werden durch das Telekom-Recy­cling-Center in Europa mit modernen Verfahren fach- und umwelt­ge­recht recy­celt. Bis zu 100 Prozent der in einem Mobil­te­lefon einge­setzten Mate­ria­lien lassen sich ein weiteres Mal verwenden – als recy­celte Metalle oder zur Ener­gie­er­zeu­gung. Teile der Erlösen des Handy-Rück­nahme-Prozesses, den die Telekom in Zusam­men­ar­beit mit der Deut­schen Umwelt­hilfe e.V.“ gestaltet, werden an den Umwelt­ver­band gespendet. Aus diesen Spenden hat die Deut­sche Umwelt­hilfe bisher mehr als 770 Umwelt- und Natur­schutz­pro­jekte geför­dert.


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