Made in Bangla­desh?

Datum
04. September 2015
Autor*in
Louisa Zimmer
Redaktion
politikorange
Thema
#ZukunftsTour 2016
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War für das BMZ in Bangladesh: Esther Perbandt (Foto: Louisa Zimmer)

Während der Ruf nach Nach­hal­tig­keit in der Lebens­mit­tel­in­dus­trie schon längst erhört worden ist, ist die Textil­in­dus­trie noch weit davon entfernt. Die Desi­gnerin Esther Perbandt aus Berlin setzt sich genau dafür ein. poli­ti­ko­range-Blog­gerin Louisa hat sie auf der Zukunfts­Tour in Magde­burg getroffen.

Esther, seit wann beschäf­tigst du dich mit dem Thema Nach­hal­tig­keit?

Es gab im Jahr 2009 ein Projekt namens Bright Green Fashion“ bei dem fünf Designer*innen aus Berlin und fünf aus Kopen­hagen zum ersten Mal in Kontakt mit Nach­hal­tig­keit gekommen sind. Ich wurde aufge­klärt, was nach­hal­tige Mode ist und was es für Siegel siegt, das war alles neu für mich. Am Ende gab es eine Moden­schau in Kopen­hagen, wo jeder ein nach­haltig produ­ziertes Outfit präsen­tieren konnte. Dadurch wurde ich im posi­tiven Sinne gebrain­washt. Ich habe gemerkt, dass nach­hal­tige Mode ziem­lich wichtig ist. Ich habe ange­fangen, mir Gedanken zu machen, wie ich selber Nach­hal­tig­keit in meiner Mode umsetzen kann.

Warum wurdest du vom Bundes­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit und Entwick­lung (BMZ) als Botschaf­terin nach Bangla­desch geschickt?

Das BMZ brauchte jemandem vom Fach, der sich mit dem Thema nach­hal­tige Mode beschäf­tigt und das auch gut authen­tisch vermit­teln kann. Der Kontakt zum Minis­te­rium ist durch einen Bekannten gekommen der für sie produ­ziert.

Wie wichtig ist Nach­hal­tig­keit für deine Kollek­tion?

Nach­hal­tig­keit ist eine Säule meiner Arbeit. Ich bin selber gefangen, denn ich arbeite sehr intuitiv, impulsiv und kreativ. Immer darauf zu achten, was ich mache. Ein Desi­gner, der in einem hohen Segment arbeitet, hat eine hohe Verant­wor­tung mit seinen Ideen nicht alles zu machen. Es gibt die tollsten Ideen, die man umsetzen kann, die aber dann ökolo­gisch nicht umsetzbar sind. Man muss sich selber auf die Füße treten. Ich habe keinen Heili­gen­schein und versuche aber, mit meinem Enga­ge­ment mich selber und andere mit zu ziehen.

Wie schätzt du die Bemü­hungen der Mode­indus­trie in Rich­tung Nach­hal­tig­keit ein?

Das ist ein langer Prozess. Als ich versucht habe, mein Label umzu­stellen, war das nur möglich, indem ich die Preise erhöhe. Kunde geht mit einer Preis­er­hö­hung auch nicht unbe­dingt mit. Fair gehan­delte und fair herge­stellte Mode darf nicht teurer werden, wenn sie zu einer Selbst­ver­ständ­lich­keit werden soll.

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Esther Perbandt in ihrer "Textilbox" (Fotos: Louisa Zimmer)

Hier auf der Zukunfts­Tour bist du mit einer Box, welche die Situa­tion in einer bangla­de­schi­schen Fabrik visua­li­siert, vertreten. Wie geht es nun mit dem Projekt weiter?

Die Textilbox tourt ange­bunden an die Zukunfts­Tour durch Deutsch­land. Ziel ist es, sie auf Markt­plätzen aufzu­stellen um möglichst junge Menschen in diese Box zu bekommen. Es geht darum, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ihre Kennt­nisse über Textil­pro­duk­tion zu erfragen. Es geht nicht darum, den Zeige­finger zu erheben und zu sagen, was sie tun und lassen sollen. Es geht grund­sätz­lich darum, ein Bewusst­sein für dieses Thema zu schaffen, dass man als Endkon­su­menten mit kleinen Schritten etwas errei­chen kann.

In Bangla­desch produ­zierte Ware zu boykot­tieren ist auch keine Lösung. Wie können wir die Produzent*innen und ihre Fami­lien unter­stützen?

Indem man bewusster einkauft und dort, wo man gerne einkauft, auch nach­fragt, wie produ­ziert wird. Oder man startet eine Face­book-Aktion wo man klar macht, dass man die Produkte der Marke mag, sie aber noch lieber fair herge­stellt haben möchte. Wenn auf jeder Seite jeden Tag so eine Nach­richt kommt, muss dass von den Verant­wort­li­chen auch weiter nach oben geleitet werden. Dass verstehe ich darunter, wenn ich sage, dass man auf Händler und Hersteller Druck ausüben soll. Das sind kleine Dinge, die man bewirken kann. Und natür­lich bewusster und auch weniger einkaufen.


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