Ist drinnen was drauf­steht?

Datum
01. Oktober 2015
Autor*in
Annika Elisabeth Althoff
Redaktion
politikorange
Thema
#ZukunftsTour 2016
Tobias Schupfinger probiert faire Schokolade.
Foto: Annika Althoff

Tobias Schupfinger probiert faire Schokolade. Foto: Annika Althoff

Tobias Schupfinger probiert faire Schokolade.
Foto: Annika Althoff

Rund 20 Schüler*innen wollen es heraus­finden und sammeln sich vor den Toren der Bayri­schen Staats­kanzlei zur konsum­kri­ti­schen Stadt­füh­rung der Jugend­or­ga­ni­sa­tion Bund Natur­schutz. Annika Althoff war für Euch dabei.

Die Schüler*innen erfahren, wo Kakao angebaut wird. Die Elfenbeinküste ist Spitzenreiter.
Foto: Annika Althoff

Die Schüler*innen erfahren, wo Kakao angebaut wird. Die Elfenbeinküste ist Spitzenreiter.Foto: Annika Althoff

Herz­lich Will­kommen zum etwas anderen Stadt­rund­gang.“, begrüßt Melanie Eben die Schüler*innen. Etwas anders, weil ich euch nichts über die Sehens­wür­dig­keiten und histo­ri­schen Ereig­nisse von München erzählen werde.“ Ganz im Gegen­teil, es werden die alltäg­li­chen Einkaufs­mög­lich­keiten der Stadt aufge­sucht, aller­dings nicht um zu shoppen. Heute wird hinter Marke und Image geschaut und erforscht, was man durch Werbung und Marke­ting norma­ler­weise nicht erfährt“: nämlich die Geschichte der Produkte, zwischen denen wir als Konsument*innen tagtäg­lich wählen.

Die konsum­kri­ti­schen Stadt­rund­gänge wurden 2003 von jungen Frei­wil­ligen im ökolo­gi­schen Jahr beim Verein JANUN in Hannover initi­iert. Das Projekt hatte Erfolg und wurde daraufhin profes­sio­nell ausge­ar­beitet. Inzwi­schen bieten verschie­dene Gruppen in zahl­rei­chen Städten Deutsch­lands solche Stadt­füh­rungen an.

Um auf die Thematik einzu­stimmen, wird bei einer Runde Bingo zunächst das Enga­ge­ment der Mitschüler*innen erfragt. Trennst du Müll? Warst du schon einmal auf einer Demo? Den einen oder anderen regen die Fragen viel­leicht auch schon zum Nach­denken an.

Handy, Smart­phone, Fair­phone?

Heute ist der Rund­gang etwas kürzer, denn die Schüler*innen wollen zur Podi­ums­dis­kus­sion wieder zurück sein. Stellt euch bitte vor, wir stehen hier in einem Handy­ge­schäft.“, eröffnet Eben daher die erste Station. Das kann sich jede*r vorstellen, denn es besitzen alle ein Handy, manche auch schon ihr fünftes, wie sich heraus­stellt. Mit Fotos und kurzen Geschichten wird die Produk­ti­ons­kette nach­emp­funden und Proble­ma­tiken bespro­chen. Land­raub zwecks Rohstoff­abbau, Unter­be­zah­lung, Kinder­ar­beit, gesund­heits­schä­di­gende Arbeits­be­din­gungen der Schrott­sor­tierer und Minen­ar­beiter – die Liste der Miss­stände ist lang. Auch das soge­nannte Fair­phone ist nur zum Teil fair produ­ziert, die Firma setzt aber zumin­dest auf Trans­pa­renz.“, erklärt Eben. Enga­gieren kann man sich dennoch, indem man zum Beispiel nicht mehr gebrauchte Handys bei Sammel­ak­tionen zum anschlie­ßenden Recy­cling abgibt. In Deutsch­land passiert das nur mit 2 – 3% der etwa 100 Mio. soge­nannten Schub­la­den­handys.“ Über die Initia­tive makeitfair kann man sich außerdem durch Hinter­gründe in der IT-Branche klicken.

Probieren geht über studieren

Vor der San Fran­cisco Coffee Company werden die Produk­ti­ons­be­din­gungen von Kakao bespro­chen, die denen der Handy­branche in nichts nach­stehen, wie die Schüler*innen erfahren. Hier gibt es aber eine faire Alter­na­tive, erkennbar am Fair­trade-Siegel.“, erklärt Melanie Eben und deutet auf die mitge­brachten Scho­ko­laden. Faire Scho­ko­lade ist aller­dings nicht auto­ma­tisch auch biolo­gisch ange­baut worden.“, setzt sie nach. Das garan­tiert einem zum Beispiel das Bio-Siegel der EU.“ Wie fair und bio schmeckt, können die Schüler*innen dann auch gleich probieren. Vom Geschäfts­führer erfahren sie, dass auch die San Fran­cisco Coffee Company inzwi­schen faire Produkte führt. Bei Tobias Schup­finger findet das Anklang: Wo es möglich ist, kaufe ich schon nach­hal­tige Produkte, bei Lebens­mittel achte ich zum Beispiel darauf. Der Geschmack ist einfach besser.“, sagt der Schüler. Andere wie etwa Julia Faaß haben sich noch nicht damit beschäf­tigt. Aber ich werde jetzt mein altes Handy zum Recy­celn abgeben und auf jeden Fall mehr darüber nach­denken.“, erklärt sie. Tobias wünscht sich, dass nach­hal­tige Alter­na­tiven für Konsument*innen besser kommu­ni­ziert werden. Ich wüsste in München zum Beispiel keinen Shop, in dem ich faire Klei­dung kaufen kann.“ Wie gut, dass noch eine Station folgt.

Kleider machen Leute ‑aber wer und wie?

Woher kommt eigentlich unsere Kleidung?
Foto: Annika Althoff

Woher kommt eigentlich unsere Kleidung ?Foto: Annika Althoff

Im Mode­ge­schäft Hall­huber finden die Schüler*innen erst einmal heraus, was die Etiketten verraten. China, Bulga­rien, Vietnam, Türkei, Ukraine zählen sie auf. Ich hab mir Schuhe ange­schaut. Da stand nur der Preis drauf.“, berichtet eine Schü­lerin. Das kennt Melanie Eben vom Mode­ge­schäft C&A. Der Groß­teil der Klei­dung, die wir hier in Deutsch­land kaufen können, wird in Asien produ­ziert.“, erzählt sie. Gesund­heits­schä­di­gende Chemi­ka­lien und große Mengen Pesti­zide zur Bekämp­fung von Schäd­lingen kommen dort zum Einsatz, erfahren die Schüler*innen durch ein Quiz. Zwei­tau­send Liter Wasser braucht man zudem für die Produk­tion von einem T‑Shirt. Baum­wolle gibt es hier in Europa noch gar nicht so lange.“, führt Eben weiter aus. Wer möchte kann alter­nativ auch heute Klei­dung aus Hanf, Leinen oder Wolle kaufen. Second Hand Mode oder Klei­der­tausch­partys, zum Beispiel von Green City in München sind auch eine Möglich­keit und im Wear-Fair-Guide der Christ­li­chen Initia­tive Romero können die vielen Siegel, die inzwi­schen für Klei­dung bestehen, nach­ge­schlagen werden.“, gibt Eben ihre letzten Tipps weiter, bevor sie die Schüler*innen verab­schiedet und zum nächsten Programm­punkt entlässt.

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