Grüne Inte­gra­tion

Datum
31. März 2016
Autor*in
Yvonne Hein
Redaktion
politikorange
Thema
#ZukunftsTour 2016
ABC_Tische_voll

ABC_Tische_voll

"Grünes Klassenzimmer" auf dem Gelände des ehemaligen Äußeren Matthäusfriedhofs in Dresden-Friedrichstadt, Fotograf: Umwektzentrum Dresden e. V

Inte­gra­tion kann auf vielen Wegen geschehen – auch mit einem gemein­samen Land­schafts­pfle­ge­pro­jekt. Ein Unter­fangen, in dem alle Betei­ligten etwas lernen und gleich­zeitig noch etwas für die Umwelt tun. Über soziale und natur­be­zo­gene Nach­hal­tig­keit.

Wer über Nach­hal­tig­keit nach­denkt, dessen erster Gedanke gilt nicht sofort Flücht­lingen und deren Inte­gra­tion in die neue Heimat. Beim Thema Inte­gra­tion wird oft zuerst an dem Erlernen der Sprache, das Akzep­tieren der Kultur und der hiesigen Werte gedacht. Doch Europa hat viele Werte und einer davon ist der Natur- und Umwelt­schutz. Fast nirgendwo auf der Welt wird so sehr auf eine saubere Umwelt geachtet, wie in West­eu­ropa. Neben vielen anderen Dingen müssen die Geflüch­teten auch dies kennen­lernen. Wie sich Natur­schutz und Inte­gra­tion im Alltag der Geflüch­teten gut kombi­nieren lassen, zeigt das Umwelt­zen­trum Dresden.

Das Projekt auf dem ehema­ligen Matthä­us­friedhof

Eigent­lich konzen­trierte sich die Flücht­lings­hilfe des Umwelt­zen­trums Dresden zunächst nur darauf, die Geflüch­teten will­kommen zu heißen, ihnen das Ankommen zu erleich­tern und Asyl­su­chende sowie Dresdener*innen zusam­men­zu­führen. Direkt neben der Einrich­tung liegt der ehema­lige Matthä­us­friedhof, der seit 2013 vom Umwelt­zen­trum Dresden gestaltet, gepflegt und verschö­nert wird. Seitdem schafft das Umwelt­zen­trum Perspek­tiven, indem es Mini­jobs anbietet und Menschen unter­schied­li­cher Herkunft und mit verschie­denen reli­giösen Ansichten zusam­men­führt. So wird gemeinsam gegärt­nert, gepflanzt, Gestecke geflochten und das Grüne gepflegt. Immer im Kontext der Inte­gra­tion und der Umwelt­bil­dung. Ein span­nendes Projekt, denn viele heimi­sche Pflanzen sind den neuen Dresdner*innen unbe­kannt und auch Natur­schutz spielte nicht immer eine große Rolle. Gemeinsam im Grünen, ein besseres Zusam­men­kommen ist kaum vorstellbar.

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Seit Herbst 2015 in der "guten Stube" Dresdens: die ABC-Tische im Lichthof des Albertinums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens, Foto: Jörg Simanowski

Ein Ort – viele Perspek­tiven

Diese Idee verfolgte das Umwelt­zen­trum auch, als im Sommer 2015 im Stadt­teil Fried­rich­stadt eine Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung eröff­nete. Die Orga­ni­sa­tion wollte helfen, Schutz bieten in den schat­tigen Plätzen der alten Bäume. Und so wurden die ersten soge­nannten ABC-Tische errichtet, regel­mä­ßige Treffen, bei denen die ersten Kontakte geknüpft, durch den büro­kra­ti­schen Dschungel geleitet, die erste Worte erlernt und Rat und Unter­stüt­zung gegeben wird. Bei der brütenden Hitze des letzten Sommers war der grüne Garten mit seinen kühlen Natu­re­cken wie gemacht für ein erstes Aufein­an­der­treffen und Aufatmen und für die erste Konfron­ta­tion mit der deut­schen Kultur. Viele Frei­wil­lige Dresdner*innen kamen und halfen, wo sie nur konnten. Die Kinder spielten auf den weiten Wiesen, die Erwach­senen freuten sich einmal raus aus der Zelt­stadt zu sein und Fami­lien genossen ihre gemein­same Zeit im Grünen. Umwelt­bil­dung rückte da fast in den Hinter­grund, aber nur fast. Denn bevor nach­mit­tags die Fami­lien in den Park kamen, kümmerten sich jeden Morgen Unterstützer*innen und Geflüch­tete mit Arbeits­er­laubnis weiterhin um den alten Friedhof geküm­mert.

Mit dem Anstieg der Asyl­su­chenden in Dresden, wurden auch die Arbeits­mög­lich­keiten für Flücht­ling ein der Natur- und Land­schafts­pflege ausge­baut. Diese Arbeits­ge­le­gen­heiten ähneln den 1‑Euro-Jobs, die Bezah­lung ist also nur symbo­lisch. Der Dialog, das Zusam­men­kommen und die Umwelt stehen im Vorder­grund. Das Projekt hat Erfolg. Es kamen immer mehr Dresdner*innen und junge Flücht­lings­fa­mi­lien in den Park, sodass kurz­zeitig fast alle Kapa­zi­täten in Hinblick auf Platz und Versor­gung ausge­schöpft zu sein schienen. Doch das störte kaum, denn mit dem Anstieg der Neuan­kömm­linge, vergrö­ßerte sich auch die Hilfs­be­reit­schaft der Frei­wil­ligen.

Keine Winter­pause

Als dann im Herbst die Tage immer kühler wurden, musste nicht lange nach einem alter­na­tiven Ort gesucht werden, der die ABC-Tische beher­bergen konnte. Das Alber­tinum in Dresden bot seine Räum­lich­keiten an und so konnte an den Erfolg des Zusam­men­kom­mens ange­knüpft werden. Nun standen weniger die Natur als der inter­kul­tu­relle Austausch und der Sprach­er­werb in dem Vorder­grund. Doch die Beliebt­heit des Begeg­nens und Lernens hat nicht abge­nommen. Im Gegen­teil. Umso mehr freuen sich das Umwelt­zen­trum Dresden, die Frei­wil­ligen und vor allem die Geflüch­teten auf den Früh­ling, wenn sie sich wieder im Freien treffen und zusammen die Früh­lings­sonne genießen können.


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