Fair Play auch abseits des Fußball­feldes

Datum
01. Oktober 2015
Autor*in
Annika Elisabeth Althoff
Redaktion
politikorange
Thema
#ZukunftsTour 2016
Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V.  I. Wittenzellner

Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. I. Wittenzellner

Was im Sport gelebt wird, ist auch bei der Herstel­lung von Fußbällen möglich, weiß Eine-Welt-Promoter Frank Braun und begeis­tert auf der Zukunfts­tour in München für faire Bälle.

Frank Braun im Gespräch mit Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller
Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V./I. Wittenzellner

Frank Braun im Gespräch mit Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd MüllerFoto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V./I. Wittenzellner

Fair Play, also ein gerechtes Mitein­ander aller Betei­ligten ist im Sport selbst­ver­ständ­lich. Wer sich nicht an die Regeln hält, sieht im Extrem­fall rot. Was viele nicht wissen: in der Produk­tion von Fußbällen sind faire Bedin­gungen für die Näher*innen noch die Ausnahme. Das Eine-Welt-Netz­werk-Bayern will das ändern und infor­mierte auf der Zukunfts­tour. Frank Braun unter­stützt als Regional-Promoter Initia­tiven und Orga­ni­sa­tionen in ihrer Eine-Welt Arbeit. Im Gespräch mit Annika Althoff berichtet er über die Proble­ma­tiken, aber auch Möglich­keiten.

Im Ange­sicht der Verwir­rung um Siegel, muss ich gleich einmal nach­fragen, Herr Braun, für was genau steht das Fair­trade-Siegel auf Fußbällen?

Die meisten Fußbälle werden noch immer von Hand produ­ziert. Den Näher*innen wird aber nur der Mindest­lohn gezahlt und der ist in Ländern wie Paki­stan nicht exis­tenz­si­chernd, das heißt sie sind nach wie vor auf Zuver­dienste ihrer Kinder ange­wiesen. Bei fair gehan­delten Bällen sind mit den Löhnen die Lebens­er­hal­tungs­kosten gedeckt. Außerdem ermög­licht Fair­trade mit zusätz­li­chen Prämien Projekte, die die Lebens- und Arbeits­be­din­gungen der Beschäf­tigten verbes­sert. Ob Schul­ver­sor­gung, oder ein Brunnen vor Ort, die Gemein­schaft entscheidet selbst, in was sie inves­tieren möchte.

Wie wird garan­tiert, dass die Fair­trade-Stan­dards auch einge­halten werden?

Es gibt regel­mä­ßige Kontrollen vor Ort nach einem klar struk­tu­rierten Proto­koll, wo unter anderem die Buch­hal­tung über­prüft wird und Inter­views mit Mitarbeiter*innen geführt werden.

Und wo kann ich einen fair produ­zierten Ball kaufen?

Das geht zum Beispiel bei der Firma BAD BOYZ BALL­FA­BRIK, oder man setzt sich mit uns, dem Eine-Welt-Netz­werk-Bayern in Verbin­dung. Wir helfen dann gerne vor Ort um die Bälle zu orga­ni­sieren. Für Vereine gibt es Vergüns­ti­gungen und ab dreißig Stück kann man auch Logo und Design indi­vi­duell gestalten.

Wie ist die Qualität der Bälle? Sind sie auch für den Profi­sport geeignet?

Inzwi­schen gibt es in allen Quali­täts­stufen Fußbälle mit Fair­trade-Zerti­fi­zie­rung. Das ist relativ neu. Die Firma BAD BOYZ BALL­FA­BRIK hat das Eis gebro­chen, indem sie ange­fangen hat Bälle aller Quali­täts­le­vels zu produ­zieren. Es gibt einen Ball, der ist vergleichbar mit dem der Cham­pions League, aber auch Trai­nings­bälle. Und dabei sind wir sogar güns­tiger als etablierte Marken. Wenn man zum Beispiel den fairen Fran­ken­ball“ nimmt, der Match­qua­lität hat, liegt der Verkaufs­preis bei 39 Euro. Der vergleich­bare Ball von Markt­führer Adidas liegt bei 90 Euro und von Nike bei 80 Euro.

Wie kommen die hohen Preise nicht fairer Bälle zustande?

Marke­ting. Wenn eine Firma es schafft, einen Ball, der in der Anschaf­fung einen Bruch­teil kostet, zu viel mehr Geld zu verkaufen, macht sie das natür­lich. Der Preis sagt nichts darüber aus, wie etwas produ­ziert wurde.

Wie hoch ist die Nach­frage für faire Fußbälle?

Fair­trade-Deutsch­land setzt sich erst seit ein paar Jahren dafür ein und Vielen ist das Thema noch nicht bekannt. Es läuft inzwi­schen aber langsam an. Fair­trade-Towns kaufen zum Beispiel faire Bälle für Schulen, München hat eine Rahmen­ver­ein­ba­rung und auch Neumarkt hat einen Stadt­ball produ­zieren lassen. Es tut sich was. Gut ist, dass auch einige Unter­nehmen anfangen faire Fußbälle zu kaufen, wie die Luft­hansa als Werbe­ge­schenk oder der FC Nürn­berg für seinen Fanshop. Es gibt in Paki­stan sechs Fair­trade zerti­fi­zierte Betriebe und wenn sie alle Bälle auch als solche, das heißt mit dem Logo verkaufen könnten, wäre das super, aber davon sind wir noch weit entfernt. Die Nach­frage ist für ihre Produk­ti­ons­ka­pa­zität noch zu gering.

Sind Profi­ver­eine auch Abnehmer von fairen Bällen?

Nein. Profi­ver­eine sind an die FIFA gebunden und die erlaubt kein anderes Logo auf den Bällen, als ihr eigenes. Adidas, als offi­zi­eller Ausrüster führt keine fairen Bälle, bestückt aber die Profi­ligen, also Cham­pions League und Bundes­liga bis runter zur dritten Liga. Alle anderen Vereine entscheiden selbst und dort versu­chen wir auch rein­zu­kommen.

Gibt es dazu ein State­ment von der FIFA?

Mir ist keines bekannt. Auf ihrer Webseite heißt es, dass sie die Sozi­al­stan­dards und die ILO Arbeits­normen einhalten. Die Realität ist aber, wie so oft, eine andere und wenn der Betrieb nicht zerti­fi­ziert ist, dann werden die Stan­dards oftmals eben nicht einge­halten.

Wie machen Sie auf das Thema aufmerksam?

Werbung, Veran­stal­tungen wie die Zukunfts­tour, mit Menschen reden, Vereine anschreiben, und auch auf die Fair­trade-Städte zugehen, damit sie für ihre Schulen faire Bälle beschaffen. Je mehr Leute wissen, dass es das gibt, umso größer ist die Chance, dass auch etwas passiert. Das Beste wäre natür­lich, wenn ein bekannter Sportler Werbung dafür machen würde, dann wäre die Option fair produ­zierter Fußbälle schlag­artig bekannt. Die Sport­ar­ti­kel­in­dus­trie ist massiv von den Vorbil­dern sport­be­geis­terter Menschen abhängig, aber im Profi­sport sind die Spieler eben­falls an Spon­so­ring­ver­träge gebunden. Ehema­lige Profi­sportler würden sich viel­leicht dafür einsetzen. Wir hatten schon Kontakte, aber bisher noch nicht erfolg­reich.


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