Die digi­tale Kluft

Datum
25. April 2016
Autor*in
Corinna von Bodisco
Redaktion
politikorange
Thema
#ZukunftsTour 2016
politikarena diskussion

politikarena diskussion

Moritz Eckert (betterplace lab), Vincent Zimmer (Kiron Open Higher Education), Sabine Frank (Google), Günter Nooke, Henner Bunde. Foto: Corinna v. Bodisco

In der Poli­ti­k­arena der Zukunfts­Tour Berlin kris­tal­li­sierte sich digi­tale Kommu­ni­ka­tion als zentrales Subjet und Möglich­keit der Armuts­be­kämp­fung heraus. Vertreter des Bundes­mi­nis­te­riums für wirt­schaft­liche Zusam­men­ar­beit und Entwick­lung (BMZ) und des Senats disku­tierten mit Social-Entre­pre­neurs über inno­va­tive Tech­no­lo­gien für die Entwick­lungs­po­litik.

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ZukunftsTour Berlin. Plakat vor dem Radialsystem. Foto: Corinna v. Bodisco

Der Staats­se­kretär des Berliner Senats, Henner Bunde, lobt die Haupt­stadt in seinem Gruß­wort als offene, tole­rante und inter­na­tio­nale Metro­pole, in der so viele Social Startups gegründet werden wie nirgendwo.“ Im selben Zuge erwähnt er das wirt­schaft­liche Wachstum der Haupt­stadt: 3%. Diese Entwick­lung sei eben­falls den jungen Unternehmer*innen zu verdanken, weshalb inno­va­tive Ideen für entwick­lungs­po­li­ti­sche Part­ner­schaften geför­dert und moti­viert werden sollen. Da fragt sich die Zuhörer*innen, welche Rolle die Partner*innen in der Zusam­men­ar­beit mit den wirt­schafts­för­dernden inno­va­tiven Unter­nehmen einnehmen. Sollte nicht davon hier die Rede sein?

(Digi­tale) Kommu­ni­ka­tion als Menschen­recht

Günter Nooke, Afri­ka­be­auf­tragter des Kanz­ler­amtes, beginnt seine Rede mit einem Zitat von Nelson Mandela: Im nächsten Jahr­hun­dert [gemeint ist das 21. Jh.] wird die Fähig­keit zur Kommu­ni­ka­tion ein grund­sätz­li­ches Menschen­recht sein.“ Der Unter­schied zwischen den Infor­mierten“ und den Unin­for­mierten“ verschwindet – die Vorstel­lung von der digi­talen Kluft zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden“ ist daher eine verein­fachte und über­holte Darstel­lung. In Staaten wie Kenia, Bangla­desh oder Boli­vien entwi­ckeln Unternehmer*innen glei­cher­maßen neue Lösungen und gehen dabei von ihren indi­vi­du­ellen Situa­tionen und Bedürf­nissen aus. Infor­ma­ti­ons­zu­gang ist dabei der trei­bende Motor und umfasst alle Lebens­be­reiche. Kommu­ni­ka­tion (als eine Art) über­ge­ord­netes entwick­lungs­po­li­ti­sches Thema meint nicht nur die Möglich­keit, mitein­ander zu chatten, sondern vor allem eine Infra­struktur, auf deren Basis Markt­plätze entstehen.

Vier­mi­nü­tige Pecha Kuchas

Es folgen vier flotte vier­mi­nü­tige Pecha Kuchas junger Social Startup Unternehmer*innen:

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Clara Lindner für Mobisol - plug in the world! Foto: Corinna v. Bodisco

• Clara Lindner von Mobisol“ weist auf die mobile Revo­lu­tion hin: Jeder Mensch in Subsa­hara-Afrika hat inzwi­schen ein Telefon.“ Mobisol unter­stützt diese Entwick­lung mit ihren strom­ver­sor­genden Solar­an­lagen. Die schnell montierten Anlagen scheinen aufgrund ihrer Bestän­dig­keit eine lang­fris­tige Lösung für die digi­tale Vernet­zung zu sein.

Kiron Open Higher Educa­tion“ ermög­licht Geflüch­teten, ihr Studium wieder aufzu­nehmen. Nora Haupt­mann betont die Rele­vanz der sozialen Inte­gra­tion, das die Bildungs­platt­form durch Mento­ring unter­stützt. Jeder kann Mentor*in werden“.

• Marion Voldan stellt die Schweizer Platt­form für Faire Mode GET CHANGED!“ vor. Die Probleme in der Textil­branche sind bekannt, aber beim Einkaufen bleiben sie meist doch außen vor – zu anstren­gend. Die Platt­form hat sich zum Ziel gesetzt, jungen Menschen ein prak­ti­ka­bles Tool anzu­bieten, das es erlaubt, mobil Läden zu finden, die nach­hal­tige Mode verkaufen.

• Der Kühl­schrank, der durch Solar­energie kühlt ist clever, da viele Menschen über keinen Strom­an­schluss verfügen. Chris­toph Göller des Startups Coolar“ meint, es ist nicht nur für den Erhalt von Lebens­mit­teln ein exis­ten­ti­elles Bedürfnis kühlen zu können, sondern auch für medi­zi­ni­sche Hilfs­güter. (Mehr über Coolar nach­zu­lesen im po-Beitrag von Cora Gebel).

Google Luft­bal­lons als lang­fris­tige Lösung?

Die Poli­ti­k­arena schließt mit einer Diskus­sion, an der neben Moritz Eckert (better­place lab), Vincent Zimmer (Kiron Open Higher Educa­tion) auch Sabine Frank (Google) teil­nimmt und kurz das sich noch in der Test­phase befin­dende Projekt Loon“ vorstellt: Weit von jegli­chem Inter­net­zu­gang abge­le­gene Gegenden sollen durch die Ballons vernetzt werden. Diese werden dafür in die Stra­to­sphäre geschickt. Es kann nicht allein die Lösung sein, dass Google Luft­bal­lons schickt!“, kriti­siert Vincent Zimmer und plädiert für lang­fris­ti­gere Lösungen. Die voran­schrei­tende Zeit erlaubte aller­dings keine Vertie­fung der Sach­ver­halte und alle strömen zum Mittags­buffet.


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