Der Osten – nur Thema, wenn’s knallt?

Datum
21. Juni 2025
Autor*in
Leon Ecker
Redaktion
politikorange
Thema
#JPT2025
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caroline sauter
Im Work­shop Über den Osten berichten, aber richtig!“ haben Teilnehmer*innen der Jugend­Po­li­tik­Tage nach typi­schen Klischees der Medien gesucht. Was sie über den rich­tigen Weg gelernt haben.
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Die ersten Begriffe, die den Teilnehmer*innen zum Osten einfallen, sind negativ. (Foto: Jugend­presse Deutschland/​Caroline Sauter)

Schlag­zeilen über hohe Arbeits­lo­sig­keit oder Rechts­extre­mismus: Meist taucht der Osten nur in den Medien auf, wenn es knallt. Doch im Alltag? Fehl­an­zeige. Wer steht eigent­lich vor der Kamera, wenn es um den Osten geht? Laut dem Mittel­deut­schen Rund­funk (MDR) sind das meist keine Ostdeut­schen. Die domi­nie­renden west­deut­schen Perspek­tiven spie­geln sich auch in der Bericht­erstat­tung wider.

Im Work­shop Über den Osten berichten, aber richtig!“ erar­beiten die Teilnehmer*innen auf den Jugend­Po­li­tik­Tagen Lösungen für eine bessere Bericht­erstat­tung aus und über dem Osten. Die jungen Menschen sammeln Begriffe, die sie mit der Bericht­erstat­tung über den Osten verbinden: abge­hängt“, arbeitslos“ und rechts­extrem“. In Bezug auf West­deutsch­land fallen deut­lich posi­ti­vere Begriffe, wie inno­vativ“, Wirt­schafts­wunder“ und Viel­falt“. 

Eine einsei­tige Perspek­tive auf den Osten

Ein Expe­ri­ment zeigt: In den Medien wird oft indi­rekt, kritisch und aus west­deut­scher Perspek­tive über den Osten berichtet. Sie vermit­teln das Bild einer Mehr­heits­ge­sell­schaft im Westen. Der Osten muss dabei immer nur aufholen“, erklärt Work­shop­leiter Dennis Chiponda. Dieses Bild ist den Teilnehmer*innen zu einseitig. Es geht immer nur um Rechts­extre­mismus. Die Menschen sollten mal nach Ostdeutsch­land kommen und die andere Seite kennen­lernen“, sagt eine Teil­neh­merin, die selbst aus Ostdeutsch­land kommt. 

Eine Umfrage des MDR zeigt, dass die Teilnehmer*innen mit ihren Einschät­zungen nicht alleine sind: 56 Prozent der Ostdeut­schen finden die Bericht­erstat­tung vorein­ge­nommen. Reiße­ri­sche Adjek­tive und der Fokus auf Extreme prägen das Bild. Wörter wie über­griffig, rechts­extrem und völkisch sind in Arti­keln, die Ostdeutsch­land thema­ti­sieren, über­re­prä­sen­tiert. Gleich­zeitig fehlen posi­tive Geschichten über Start-ups, Kultur und den Alltag. Ich denke, der Osten würde sich nicht so darstellen“, meint ein Teil­nehmer und bekommt dafür Zustim­mung. 

Perspek­tive als Gegen­mittel 

Im Work­shop über­legen die Teilnehmer*innen, wie die Bericht­erstat­tung über den Osten fairer gestaltet werden kann. Ihre Ideen: Redak­tionen diverser besetzen, lokale Journalist*innen einbinden, nicht nur zu Gedenk­tagen berichten. Und: Sprache über­denken. Statt abge­hängt“ lieber im Wandel“. Statt Problem­re­gion“ lieber Raum mit Poten­zial“. Dieser kleine Schritt wirft ein neues Licht auf dieselbe Situa­tion. Doch das alles sind nur einzelne Schritte. Was sich ändern muss, ist die Haltung und Einstel­lung der Menschen. Man sollte öfter auf das Verbin­dende schauen“, findet Chiponda. 

Das Fazit des Work­shops: Der Osten ist keine Problem­zone und er muss sich nicht anpassen. Er ist Teil Deutsch­lands – mit Chancen, Konflikten und Projekten. Er ist viel­fältig. Und jede*r kann dazu beitragen, das auch medial abzu­bilden. 


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