Covid-19 – die gemein­same Lücke im Lebens­lauf

Datum
07. Mai 2021
Autor*in
Jasmin Nimmrich
Redaktion
politikorange
Themen
#JPT21 #Gen Z
Foto17_Jugendpresse Deutschland_Finja.Pollen

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Jugendpresse Deutschland_Finja.Pollen

Jung, dyna­misch und momentan etwas perspek­tivlos – die Pandemie raubt derzeit vielen gutaus­ge­bil­deten Personen jegliche realis­ti­sche Einschät­zung des Arbeits­marktes. Doch die Lehren des letzten Jahres können in Bewer­bungs­ver­fahren durchaus quali­fi­zieren. Eine Glosse von Jasmin Nimm­rich.

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Die Angst vor der Corona-Lücke im Lebenslauf. Foto: Jugendpresse Deutschland/ Finja Pollen

Die Frage nach beson­deren Fähig­keiten in Bewer­bungs­ver­fahren und die obli­ga­to­ri­sche Angabe weiterer Kennt­nisse auf dem Lebens­lauf haben mich schon immer vor ein Problem gestellt. Was beherr­sche ich, dass sich für die ausge­schrie­bene Stelle als nütz­lich erweist und nicht zu über­heb­lich rüber­kommt? Womit kann ich meine*n potentielle*n Arbeitgeber*in beein­dru­cken?

Mit meiner fantas­ti­schen, veganen Lasagne biege ich im Alltag eigent­lich jeden Willen zu meinen Gunsten und mit etwas flüs­siger guter Laune intus, poin­tiere ich auch jeden noch so lahmen Witz. Nach nun fast andert­halb Jahren Pandemie, einem halben akade­mi­schen Abschluss und einer abso­luten Grenz­erfah­rung für meine Laptop­bat­te­rien, kann ich reflek­tieren: diese Fähig­keiten gehen momentan nicht unbe­dingt weg wie heiße Semmeln.

Ein Draht­seilakt

War der Arbeits­markt vor dem Ausbruch der Pandemie schon ange­spannt, ist das Draht­seil heute nun defi­nitiv gerissen. Viele gut ausge­bil­dete Personen können ihr in Ausbil­dung oder Studium erlangtes Wissen, aktuell gar nicht anwenden. Andere sammeln immer weiter Zoom-Meeting-Pass­wörter und Sitz­fleisch, ohne erahnen zu können, für was für eine Arbeits­welt sie sich eigent­lich quali­fi­zieren.

Aber zumin­dest stehen wir junge Menschen nicht allein am Warte­gleis und halten Ausschau nach besseren Zeiten. Die Aussicht ist doch eigent­lich gar nicht so schlecht, wenn man sich immer wieder erin­nert, dass wir alle gemeinsam und fürein­ander verzichten. Und an der Geschwin­dig­keit, in der vertane Chancen für poli­ti­sche Maßnahmen vorbei­ziehen, kann man sich dann fast schon erfreuen – wäre es halt nicht unsere Zukunft, der wir hinter­her­winken. Aber scheinbar ist das der Nerven­kitzel der Jahre 2020/21.

Pandemie-Level: Fort­ge­schritten

Mit solchen nihi­lis­ti­schen Flos­keln disqua­li­fi­ziere ich mich aber ziem­lich sicher aus jedem Bewer­bungs­ver­fahren. Widmen wir uns also den Quali­fi­ka­tionen, die uns zwei Lock­downs, zahl­reiche Unter­neh­mens­schlie­ßungen, nicht-begon­nene oder unter­bro­chene Ausbil­dungen und Online-Lehre beschert haben.

Primär wäre da zu betonen: ich habe aus eigener Kraft die emotio­nalen, gesell­schaft­li­chen und gesund­heit­li­chen Belas­tungen einer Pandemie über­standen (und bin immer noch dabei). Das spricht für ziem­lich vieles: Belas­tungs­fä­hig­keit, Selbst­stän­dig­keit, Diszi­plin, Ehrgeiz und Willens­kraft. Oder halt auch einfach nur dafür, dass ich mich an die äußeren Umstände anpassen kann, die andere fest­legen und die ich zu akzep­tieren habe. Das zu betonen, empfehle ich aller­ding nicht. Posi­tive Formu­lie­rungen kommen, in fast jeder Lebens­lage, deut­lich besser an.

Deshalb: ich bin jung, ich bin gut ausge­bildet, ich habe während einer Pandemie die abso­luten Abgründe unserer Gesell­schaft kennen­ge­lernt und ich bin perfekt geeignet für die ausge­schrie­bene Stelle, wenn Sie endlich umsetzen wollen, was schon vorges­tern hätte erle­digt werden sollen.


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