Bundes­tags­wahl 2025 – Was für eine Rolle spielt das Klima? 

Datum
04. März 2025
Autor*in
Hannah Engel
Redaktion
politikorange
Thema
#BTW2025
Beitragsbild - Hannah

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Klima­wandel steht längst nicht mehr im Mittel­punkt der poli­ti­schen Diskus­sion. Doch was steht dazu in den unter­schied­li­chen Wahl­pro­grammen der großen Parteien? Und welche Verant­wor­tung sehen Klima­ak­ti­visten bei Medien und Moderator*innen, die öffent­liche Debatte zu beein­flussen? Darüber hat Poli­ti­ko­range-Redak­teurin Hannah Engel mit dem Spre­cher Dr. Norman Schu­mann von Klima vor acht“ gespro­chen.
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©️ Hannah Engel / Jugend­presse Deutsch­land e.V.

Klima­wandel steht längst nicht mehr im Mittel­punkt der poli­ti­schen Diskus­sion. Doch was steht dazu in den unter­schied­li­chen Wahl­pro­grammen der großen Parteien? Und welche Verant­wor­tung sehen Klimaaktivist*innen bei Medien und Moderator*innen, die öffent­liche Debatte zu beein­flussen? Darüber hat Poli­ti­ko­range-Redak­teurin Hannah Engel mit dem Spre­cher Dr. Norman Schu­mann von Klima vor acht“ gespro­chen. 

Poli­tik­wechsel auch in der Klima­po­litik? 

Als Klima­kanzler“ wird Olaf Scholz nicht in die Geschichte eingehen und der nächste Kanzler, Fried­rich Merz, hatte gar nicht erst die Ambi­tionen, sich im Wahl­kampf als klima­in­ter­es­siert darzu­stellen. Dabei hatte Fridays for Future vor der Bundes­tags­wahl mit rund 150 Demons­tra­tionen die Politik unter Druck gesetzt. Gefor­dert wurde unter anderem die Klima­neu­tra­lität in Deutsch­land bis 2035 statt wie geplant 2045 zu errei­chen. Doch im Gegen­satz zu der Bundes­tags­wahl 2021 gehörte Klima­schutz diesmal nicht mehr zu den wich­tigsten Themen. War der Klima­schutz nur ein Trend in Deutsch­land? Das Ziel, die Erder­wär­mung auf 1,5°C zu begrenzen, wurde bereits 2024 über­schritten. Wie wird die Politik von morgen aussehen, wenn Klima­schutz bei der großen Wahl­ge­win­nerin CDU im Wahl­kampf keine Rolle gespielt hat, und selbst die Zukunfts­agenda“ der Grünen erst kurz vor der Wahl veröf­fent­licht wurde? 

Klima: ein spal­tendes Thema 

Die Partei­pro­gramme adres­sieren das Thema Klima auf sehr unter­schied­liche Weise. 

Die SPD fordert Klima­geld, finan­ziert durch eine Reform der Schul­den­bremse, ein Tempo­limit von 130 km/​h, ein Deutsch­land-Ticket und klima­neu­trale Wärme­netze. 

Die CDU spricht sich für einen Kohle­aus­stieg aus, aber ergänzt: Kohle­kraft­werke dürften nur abge­schaltet werden, wenn es im Netz genug Alter­na­tiven, etwa Gaskraft­werke, gebe“ und möchte den Wieder­ein­stieg in die Atom­kraft prüfen. Sie befür­wortet außerdem unter­ir­di­sche CO2-Spei­che­rung mit der CCS-Technik, möchte die Lade­infra­struktur für E‑Autos ausbauen, ist gegen das Verbrenner-Verbot und für einen Emis­si­ons­handel mit CO2-Preis.

Bündnis 90/​die Grünen befür­wortet klima­neu­tralen Strom bis 2035, den Umstieg auf E‑Mobilität mit Förder­pro­grammen für Lade­infra­struktur und sozial ausge­wo­gene Kauf- und Leasing-Anreize für verbrauchs­arme E‑Autos“. Die Partei fordert dazu ein Verbrenner-Aus auf EU-Ebene ab 2035, ein Tempo­limit von 130 km/​h, Emis­si­ons­handel über CO2-Zerti­fi­kate und das dadurch ermög­lichten sozial gestaf­feltes Klima­geld an Menschen mit nied­rigen und mitt­leren Einkommen“. Außerdem stellen unter­ir­di­sche CO2-Spei­che­rung mit der CCS-Technik und Inves­ti­tionen in Netz­ausbau, Spei­cher und Biogas­kraft­werke (Betrieb mit Abfall- und Rest­stoffen), mehr Wärme­netze und Wärme­pumpen, weitere geplante Maßnahmen dar. 

Die zentralen Begriffe im Programm der FDP sind unter anderem Entwick­ler­geist“ und mehr Markt­me­cha­nismen. Außerdem möchte die FDP Klima­neu­tra­lität erst ab 2050 errei­chen, ist gegen ein Tempo­limit, mehr Lade­infra­struktur für mehr Elek­tro­mo­bi­lität, keine Kauf­prä­mien für E‑Autos und will die Bahn priva­ti­sieren. Nur das Schie­nen­netz soll in öffent­li­cher Hand bleiben. Außerdem ist die FDP für Emis­si­ons­handel und CO2-Beprei­sung und die Finan­zie­rung von Projekten in anderen Staaten und der damit einher­ge­hende Vorteil für eigene Treib­haus­gas­re­duk­ti­ons­ziele. 

Die AfD glaubt nicht an den menschen­ge­machten Klima­wandel. Deshalb ist sie gegen den Ausbau von Wind- und Solar­energie auf land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen, für die Abschaf­fung von staat­li­cher Förde­rung von Lade­infra­struktur für E‑Autos, für die Nutzung von Atom­kraft und Gas aus Russ­land und für die Verlän­ge­rung der Lauf­zeit der Kohle­kraft­werke. Im Gegen­satz zu Wissenschaftler*innen behauptet die AfD, dass der Klima­wandel posi­tive Folgen hat und leugnet das vermehrte Vorkommen von Extrem­wetter. 

Im Wahl­pro­gramm der Linken steht ein Verbot von Privat­jets und Mega­yachten mit über 60 Metern Schiffs­länge“, eine Viel­flie­ger­steuer, Inves­ti­tionen in öffent­liche Verkehrs­an­ge­bote und 9-€-Ticket, kosten­loser ÖPNV für Schüler*innen, Azubis, Studie­rende und Senioren, höhere KFZ-Steuer für große, schwere Autos“, möglichst nur Produk­tion von Elek­tro­mo­bi­lität, Förde­rung von kleinen E‑Autos für einzelne Betriebe, Klima­neu­tra­lität bis 2040, ein Klima­geld von jähr­lich 320€ pro Person, Energie-Soli von Reichen und die Ableh­nung der CCS-Technik. 

Das Bündnis Sahra Wagen­knecht ist für die Abschaf­fung des CO2-Preises, für Nutzung von Gas aus Russ­land, für die Förde­rung von Photo­vol­taik-Anlagen und gegen das Verbrenner-Verbot. 

Klima­schutz muss ange­spro­chen werden 

Bei Auftritten der Spitzenpolitiker*innen wurde oft gar nicht oder nur für wenige Minuten über Klima­schutz und die Tran­si­tion Deutsch­lands hin zur Klima­neu­tra­lität gespro­chen. Auf dem außer­or­dent­li­chen Parteitag der SPD in Berlin sprach Lars Kling­beil, Partei und Frak­ti­ons­vor­sit­zender, in seiner Rede den Klima­schutz kein einziges Mal an. Als ich ihn darauf ansprach, sagte er, er habe nur 7 Minuten für die Rede Zeit gehabt, zu wenig Zeit, um Klima­schutz und Rente anzu­spre­chen. 

Zusammen mit dem Spre­cher von Klima vor acht“, Dr. Norman Schu­mann, habe ich über das Klima in den öffent­lich-recht­li­chen Medien gespro­chen. Auf die Frage, welche Verant­wor­tung die Moderator*innen in TV-Debatten kurz vor der Wahl haben, das Thema Klima anzu­spre­chen, antwor­tete er: Eine absolut große Verant­wor­tung. Gerade die Moderator*innen sollten sich nicht an dem Agenda Setting der Politik betei­ligen, sondern auch unab­hängig dort die Fragen stellen.“ 

Schu­mann kriti­sierte die TV-Debatten kurz vor der Wahl: Es war schlichtweg ein Versagen des öffent­li­chen recht­li­chen Rund­funks, entschei­dende Themen dort anzu­spre­chen. Abseits vom Klima wurden sehr wenige soziale Themen und Bildungs­themen ange­spro­chen. Es war dort mehr ein Spek­takel als vernünf­tiger unab­hän­giger Jour­na­lismus.“ Im Gespräch betonte er außerdem, dass nicht nur die Moderator*innen, sondern das ganze Team für die Themen­set­zung verant­wort­lich sei. Öffent­lich-recht­liche müssten laut Staats­ver­trag viele verschie­dene Themen abbilden und es bräuchte einen zeit­glei­chen Fakten­check mit der Ausstrah­lung, um den Falsch­in­for­ma­tionen entge­gen­zu­wirken. Gerade beim Thema Klima sei in Talk­shows die Gefahr von false Balance, also das Journalist*innen ein Thema als ausge­wogen zwischen Stand­punkten darstellen, obwohl die Fakten­lage klar für eine Seite spricht. 

Die Klima­krise ist nicht immer medial präsent. Sie wird aber Deutsch­land und die inter­na­tio­nale Gemein­schaft auch in Zukunft vermehrt zwingen, sich mit ihr zu beschäf­tigen. Kurz vor der Bundes­tags­wahl 2025 wurde dem Klima­schutz in Diskursen und Reden kaum Zeit und Platz einge­räumt. Trotz der geringen Medi­en­prä­senz wird es die Gesell­schaft und die Poli­ti­ke­rinnen auch weiterhin bewegen. 


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