Bayerns Juso-Vorsit­zende Reka Molnar zum Wahl­kampf: Der Ton insge­samt wird rauer“

Datum
19. Oktober 2023
Autor*in
Tim Schellenbach
Redaktion
politikorange
Themen
#Interview #Wahlen #LTWBY
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12 Uhr, Wahl­sonntag im Münchener Gärt­ner­platz­viertel: Reka Molnar bestellt eine große Spezi und einen Kakao. Hinter der 23-Jährigen liegen turbu­lente und aufre­gende Monate. Die gebür­tige Rosen­hei­merin wurde im April zur Juso-Vorsit­zenden Bayerns gewählt

12 Uhr, Wahl­sonntag im Münchener Gärt­ner­platz­viertel: Reka Molnar bestellt eine große Spezi und einen Kakao. Hinter der 23-Jährigen liegen turbu­lente und aufre­gende Monate. Die gebür­tige Rosen­hei­merin wurde im April zur Juso-Vorsit­zenden Bayerns gewählt und steht somit dem zweit­größten Jugend­lan­des­ver­band der SPD vor. Die letzten Wochen war Reka mit einem Wahl­kampf­mobil im ganzen Frei­staat unter­wegs, um mit Bürger*innen ins Gespräch zu kommen und möglichst viele von Ihnen zu einer Stimme für die SPD zu über­zeugen. Im Gespräch mit poli­ti­ko­range-Redak­teur Tim Schel­len­bach schaut Reka auf die letzten Monate zurück, schil­dert ihre persön­li­chen High­lights und spricht über unan­ge­nehme Momente im Stra­ßen­wahl­kampf.

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Reka Molnar, Landesvorsitzende der Jungsozialist*innen Bayern. Foto: Jugendpresse Deutschland e.V. / Elias Wiedemann

poli­ti­ko­range: Hallo Reka, vielen Dank, dass du dir heute trotz des stres­sigen Wahl­tags Zeit für ein Gespräch nimmst. Wie geht es dir?

Reka Molnar: Ich bin erschöpft, aber auch gespannt. Hinter uns liegen zehn Woche heiße Wahl­kampf­phase und über andert­halb Jahre Vorbe­rei­tung auf den Wahl­kampf. Heute ist der große Tag, wo es drauf ankommt und wir warten gespannt darauf, ob es für unsere Jusos reicht, in das Parla­ment einzu­ziehen.

Als Juso-Vorsit­zende bedeutet der Wahl­kampf für dich viel Arbeit und Stress. Kannst du uns einen Einblick in die letzten Wochen des Wahl­kampfs geben?

Ich war die letzten Wochen kein einziges Wochen­ende zu Hause, sondern immer auf Tour. Anfang August haben wir unsere Bustour gestartet. Mit dem Wahl­kampf­mobil sind wir durch ganz Bayern gefahren und haben über 40 Juso-Kandie­rende besucht. Da hängt viel Planung dran.

Gestern ist der Wahl­kampf geendet. Wie war der Endspurt für euch und für dich persön­lich?

Wir haben in den letzten Tagen nochmal Unter­stüt­zung aus dem Landes­vor­stand und von herge­reisten NRW-Jusos erhalten. Das war dann nochmal eine extra Moti­va­tion. Gestern Abend, nachdem wir uns alle nach einem gemein­samen Ausklang verb­ab­schiedet haben, waren wir erleich­tert. Ich bin stolz auf das, was wir geschafft haben, das war eine Team­leis­tung mit allen Mitglie­dern. Wir haben uns alle rein­ge­hängt und aufge­op­fert in den letzten zehn Wochen.

In den letzten Wochen gab es im Wahl­kampf Ereig­nisse wie den Stein­wurf auf Katha­rina Schulze und den Vorfall um Tino Chrup­alla bei einem Auftritt in Ingol­stadt. Expert*innen spre­chen davon, dass die der Kampf unter den Parteien sowie die Rhetorik unter­ein­ander zuneh­mend verroht. Hast du eine Radi­ka­li­sie­rung im Wahl­kampf wahr­ge­nommen?

Wir waren zum Wahl­kampf­wo­chen­ende in Strau­bing und haben gemerkt, dass der Ton insge­samt rauer wird. Wir wurden stark ange­pö­belt und hätten fast die Polizei gerufen. Bereits beim Aufbauen des Standes wurden wir ange­pö­belt, später kam die gleiche Gruppe mit insge­samt 15 Leuten nochmal wieder. Das war schon eine brenz­lige Situa­tion. Das, was die Leute trauen, einem ins Gesicht zu sagen, hat zuge­nommen. Auch die Verun­glimp­fungen durch die AfD sind stark ange­stiegen.

Hast du, nachdem du von den Vorfällen gehört hast, auch etwas wie Angst vor deinen eigenen Auftritten gespürt?

Die Situa­tion bei uns in Bayern ist, wenn man auf andere Bundes­länder schaut, vergleichs­weise fried­lich, auch wenn es krasser geworden ist als in den vergan­genen Jahren. Die Genossen*innen dort gehen auch weiter auf die Straße, und werden viel stärker ange­feindet – das ist beein­dru­ckend und macht auch uns Mut. Ich werde immer weiter auf die Straße gehen und den Rechten niemals das Feld über­lassen.

Gab es Rück­schläge im Wahl­kampf? Hast du auch nega­tive Erfah­rungen im Wahl­kampf gemacht?

Natür­lich läuft nicht alles glatt. Flyer kommen nicht pünkt­lich an, der Bus musste abge­schleppt werden und an manchen Wochen­enden schüttet es die ganze Zeit. Der größte Rück­schlag aber ist, wenn Jusos ihre Listen­plätze nicht bekommen, weil sie von ihrer eigenen Partei ausge­bremst werden.

Was war dein persön­li­ches High­light?

Das Bundes­un­ter­stüt­zungs­wo­chen­ende war sicher­lich ein High­light, da man viel Unter­stüt­zung und posi­tives Feed­back erhalten hat. Auch Eisver­tei­lungen an Seen waren ein großes High­light, da war die ange­nehmste Atmo­sphäre. Mit Eis und Flyer wurde am wenigsten gepö­belt und zwischen den Touren kann man ins Wasser springen.

Seit April 2023 bist du Vorsit­zende des zweit­größten Juso-Landes­ver­bandes. Wie sieht deine persön­liche Bilanz des Wahl­kampfes aus?

Mit unserem Juso-Wahl­kampf bin ich sehr zufrieden. Wenn man die Ebene der Bayern-SPD betrachtet, gibt es Probleme, die wir klar adres­sieren. Die Landes­spitze hat sich für eine falsche Ausrich­tung entschieden und die Mitglieder zu wenig einge­bunden. Es bleiben Fragen: Wofür steht die Bayern-SPD? Warum schaffen wir es nicht bei den Leuten anzu­kommen? Was ist die Vision der Bayern-SPD?

Zur Person:

Reka Molnar (23) ist seit April 2023 Landes­vor­sit­zende der Jungsozialist*innen Bayern. Die Jungsozialist*innen, auch Jusos genannt, sind die Jugend­or­ga­ni­sa­tion der SPD. Reka ist bereits seit 2017 für die Jusos aktiv. Ihre poli­ti­schen Themen­schwer­punkte ist die sozial-ökono­mi­sche Trans­for­ma­tion und die Zusam­men­ar­beit zwischen den Jusos und der SPD in Bayern. Sie studiert Sport­ma­nage­ment und spielt in ihrer Frei­zeit Fußball.


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