Willst du mit mir wählen gehen?

Datum
16. September 2017
Autor*in
Charline Lelgemann
Redaktion
politikorange
Thema
#poBTW17
Bildschirmfoto 2017-09-16 um 08.07.05

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Am 30. August wurde der Wahl-O-Mat für die Bundes­tags­wahl veröf­fent­licht. Unsere Autorin Char­line Lelge­mann war als Mitglied des Redak­ti­ons­teams des Wahl-O-Mats bei der Bundes­pres­se­kon­fe­renz und fasst ihre Eindrücke zusammen.  

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Wäre die Wahl­ent­schei­dung am 24. September 2017 nicht um einiges leichter, wenn man einfach anhand eines Musik-O-Mats seine Partei­prä­fe­renz erfahren würde. Wer wollte nicht schon einmal wissen, mit welcher Partei sein Musik­ge­schmack am meisten über­ein­stimmt, das gingt auf dem Musik-O-Mat? Wenn die Vorliebe zu Lieder wie Atemlos durch die Nacht“, Someone like you“ oder gar Einig­keit und Recht und Frei­heit“ uns die schwie­rige Ausein­an­der­set­zung mit Wahl­pro­grammen abnähme, würde die Alter­na­tive für Deutsch­land wahr­schein­lich auch unter fünf Prozent bleiben. Helena Fischer stammt ja ursprüng­lich nicht aus Deutsch­land.  

Bei mir jeden­falls hatten die Freien Demo­kraten die höchste Über­ein­stim­mung. Deswegen war ich auch sehr gespannt, als endlich am 30. August 2017 der Wahl-O-Mat zur dies­jäh­rigen Bundes­tags­wahl veröf­fent­licht wurde. Nicht nur, um sicher­zu­stellen, mit den Freien Demo­kraten den meisten Konsens zu erzielen, sondern auch, weil ich als eine von 25 Redak­ti­ons­mit­glie­dern in einem Work­shop die Thesen erar­beitet habe.  

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Ich bin als eine von 25 Jung­re­dak­teuren ausge­wählt worden, die den dies­jäh­rigen Wahl-O-Mat entwi­ckeln. So machte für ein Wochen­ende auf den Weg nach Bonn, um bei der Entwick­lung vom Wahl-O-Mat mitzu­wirken. Dort ange­kommen, knüpfte ich Kontakt zu jungen Menschen, die wirk­lich divers waren. Vom Azubi, über die Friseurin, bis zum ange­henden Jura­stu­dent waren wir wohl wirk­lich reprä­sen­tativ über das gesamte Bundes­ge­biet vertreten.   Wir wurden in Gruppen unter­teilt und beschäf­tigten uns erst einmal mit den Wahl­pro­grammen, von den Volks­par­teien bis hin zu den Spaß­par­teien. Dadurch bekamen wir einen groben Über­blick, mit was sich die Parteien beschäf­tigten. Meine setzte sich mit der Innen- und Außen­po­litik und der Euro­päi­schen Union ausein­ander. Schließ­lich sammelten wir mögliche Themen­be­reiche, die wir später konkre­ti­sierten und abschlie­ßend formu­lierten. Nun ging es zurück ins Plenum, wo wir Über­schnei­dungen mit anderen Gruppen ausmerzen konnten. Später disku­tierten wir ange­regt über alle Thesen. Verschie­dene Entwürfe und Vorschläge wurden unter­breitet.   Aktuell wird eine These im Wahl-O-Mat über die Erin­ne­rungs­kultur des Holo­causts kriti­siert, sie gehöre nicht in den Fragen­ka­talog. Begründet wurde es damit: Diese Thematik stünde gar nicht in der aktu­ellen poli­ti­schen Debatte. So verneint beispiels­weise die NPD diese These, doch die AfD bejahrt sie. Denn die Thesen zielen im Wahl-O-Mat nicht darauf ab, dass sie neuen Schwung in den poli­ti­schen Diskurs bringen, sondern, dass mit den Thesen eine Diffe­ren­zie­rung zwischen einzelnen Parteien ermög­licht wird.   Ein langer Weg bis zur Veröf­fent­li­chung Alle Thesen mussten sich somit einem Auswahl­pro­zess stellen: Decken wir alle Themen­be­reiche ab? Ist sie verständ­lich formu­liert? Oder bejahrt die These je jeder gleich? Stück für Stück redu­zierte sich die Anzahl der Thesen durch mehrere Abstim­mungen, bis es schließ­lich um die 80 Thesen waren.   Vorerst war damit unsere Aufgabe als Jung­re­dak­teure erle­digt. Denn nun mussten die Parteien in den darauf­fol­genden Wochen die Thesen beant­worten. Anfang August setzte sich anschlie­ßend ein weiteres Team, welches uns schon beim Work­shop begleitet hatte, zusammen. Sie bespra­chen mit den Parteien die Thesen um sicher zu stellen, dass sie die Thesen und Fragen richtig verstanden haben. Rechts­schrei­bung- oder Gramm­tik­fehler oder sons­tige Auffäl­lig­keiten wurden jedoch nicht korri­giert.   Mitte August wurden dann die finalen Thesen und Fragen ausge­wählt und der Wahl-O-Mat war fertig. Und Ende August war es endlich so weit: Vier Spit­zen­po­li­tiker aus den zurzeit im Bundestag vertre­tenen Parteien trafen bei der Bundes­pres­se­kon­fe­renz ein und durften den Wahl-O-Mat als erstes durch­spielen.  
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Ich beglei­tete am 30. August den SPD-Gene­ral­se­kretär Hubertus Heil durch seinen Wahl-O-Maten. Zahl­reiche Kameras und Mikro­phone umgaben uns. Bei ihm erschien schließ­lich eine Zustim­mung von 100 Prozent mit der SPD  Ein Paar Meter weiter, stellte sich der Gene­ral­se­kretär der CDU, Peter Tauber, den Fragen. Er wählte zum Verglei­chen beim Wahl-O-Mat nur Parteien aus, mit denen er eine mögliche Koali­tion eingehen würde; somit keine AfD und Linke. Wie Herr Heil kommen­tierte er jede Entschei­dung über eine These. Bei der These über die Ober­grenze für Flücht­linge entschied er sich für ein dagegen. Der Vertreter der CSU stimmte jedoch dafür. Dies erklärt auch die kleine Diffe­renz zwischen den Ergeb­nissen der CDU und CSU. Herr Tauber nahm dies sicht­lich mit Humor, wohl schon gewohnt, dass die baye­ri­sche Schwes­ter­partei mit diesem Thema vom Kurs der Kanz­lerin abwich.   Glück­lich nun in der Snap­chat-Story von Herrn Tauber zu sein, ergab sich für mich anschlie­ßend die Möglich­keit mehrere Inter­views zu geben, zum Beispiel der Wirt­schafts­woche, der ARD und Reuters.   Zeit­gleich zur Konfe­renz, wurde auch der Wahl-O-Mat online veröf­fent­licht. Aufgrund der vielen Zugriffe war er jedoch zeit­weise gar nicht mehr aufrufbar. Der News­feed bei Face­book wurde in den nächsten Stunden von Wahl-O-Mat Ergeb­nissen regel­recht über­schwemmt.   Dabei ist aber zu beachten, dass die Ergeb­nisse beim Wahl-O-Mat nur als Wahl­ori­en­tie­rung dienen. Unab­hängig vom Wahl-O-Mat sollte sich jeder noch weiter über die einzelnen Parteien und ihre Posi­tionen infor­mieren. Das wurde auch in dem Beitrag der Tages­schau am Abend verdeut­licht, in dem man mich neben Herrn Heil (SPD) kurz sah.

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