Ersties an der Urne

Datum
24. September 2017
Autor*in
Daniel Heinz
Redaktion
politikorange
Thema
#poBTW17
Erststimme

Erststimme

Drei Millionen junge Deut­sche dürfen heute zum ersten Mal ihre Stimme zur Bundes­tags­wahl geben. Bei 60 Millionen Stimm­be­rech­tigten entfallen fünf Prozent der Stimmen auf die Erst­wähler und ‑innen. Genug, um den Einzug einer Partei in den 19. Bundestag zu sichern. Daniel Heinz hat nach­ge­fragt, was sie bewegt.

Erstwähler

Yasmin Ceylan ist 18 Jahre alt, lebt in Grün­berg und absol­viert gerade ihr Abitur. Bruno Mayer ist 29 Jahre alt, lebt und studiert seit vier Jahren Geschichts- und Kultur­wis­sen­schaften in Gießen. Sie waren am 24. September das erste Mal wählen.

Warum habt Ihr Euch dafür entschieden, heute zum ersten Mal zu wählen? 

Yasmin: Ich habe mich heute eindeutig für die Wahl entschieden, weil eine Demo­kratie nur funk­tio­niert, wenn die stimm­be­rech­tigen Wähle­rinnen und Wähler auch tatsäch­lich zur Wahl gehen. Es ist unser Privileg, eine Stimme zu haben. Und es ist unsere Chance, die Zukunft demo­kra­tisch und frei zu gestalten.

Bruno: Ich lebe schon seit 22 Jahren in Deutsch­land, habe aber erst im letzten Jahr die deut­sche Staats­bür­ger­schaft und damit das Wahl­recht erhalten. Das war mir ein sehr wich­tiges Anliegen. Denn gerade als junger Mensch ist es mir wichtig, dass Politik nicht nur von reali­täts­fernen, alten Männern gemacht wird.

Hättest Du gerne schon früher gewählt? 

Yasmin: Ich hätte gerne schon früher gewählt, bin jetzt aber froh, dass ich erst jetzt wählen darf.

Bruno: Ja, aber leider ist es so, dass man ohne einen deut­schen Pass kein Wahl­recht hat. Das ist ein massives Inte­gra­ti­ons­pro­blem seitens des deut­schen Staates. Viele Menschen, die hier tagtäg­lich arbeiten, Steuern zahlen und schon seit Gene­ra­tionen hier leben, dürfen nicht wählen. Denn für manche ist es recht­lich proble­ma­tisch, ihre Staats­bür­ger­schaft abzu­legen und eine neue zu bean­tragen. Ich finde, wer hier dauer­haft lebt, sollte hier auch wählen und mitbe­stimmen dürfen.

Was ist Euch als junger Mensch wichtig? 

Yasmin: Dass andere junge Wähle­rinnen und Wähler die Wich­tig­keit im Wahl­recht sehen, es wird für viel zu selbst­ver­ständ­lich genommen.

Bruno: Mir ist wichtig, dass die Renten heute, morgen und auch über­morgen noch reichen. Viele meiner Freunde, teil­weise hoch­qua­li­fi­ziert, sorgen sich, dass sie im Alter in die Armut rutschen. Denn durch die verfehlte Wohn­markt­re­form und über­teu­erte Preise bleibt nichts, um fürs Alter vorzu­sorgen.

Wie habt Ihr Euch für eine Kandi­datin oder einen Kandi­daten entschieden?

Yasmin: Meine Wahl auf einen Kandi­daten war stark von den Wahl­pla­katen abhängig. Sie haben mein Inter­esse geweckt, mich mit den Programmen dieser Partei ausein­an­der­zu­setzten. Das Internet und die TV-Duelle auch hilf­reich.

Bruno: Ich bin zu verschie­denen Podi­ums­dis­kus­sionen in meinem Wahl­kreis gegangen und habe den Kandi­daten meinen Fragen gestellt. Dabei ist dann meine Stimme auf Mathias Körner, einem Gewerk­schafter aus Gießen, gefallen. Er ist gelernter Schlosser und kein abge­ho­bener Anzug­träger. Mit ihm kann ich mich iden­ti­fi­zieren, denn vor meinem Studium habe auch ich eine normale Ausbil­dung gemacht und im Nied­rig­lohn­sektor gear­beitet. Er kennt aus seiner Arbeit als Gewerk­schafter meine Probleme und Sorgen.

Was wäre Eure Nach­richt des Tages an alle Nicht­wäh­le­rinnen und Nicht­wähler?

Yasmin: Nicht­wählen ist für mich unver­ständ­lich. Wir leben in turbu­lenten Zeiten, in denen es wichtig ist, ein klares Zeichen für Respekt und Soli­da­rität, sowie Frieden und Einig­keit zu setzten. Also geht bitte wählen.

Bruno: In anderen Ländern dieser Welt sterben Menschen für das Wahl­recht, während hier diverse Parteien versu­chen, uns in unseren hart erkämpfen Rechte zu beschneiden. Es ist unsere Pflicht, diese Rechte gegen rechte Hetze zu vertei­digen.


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