Rassismus und Diskri­mi­nie­rung gegen die DFB-Natio­nal­mann­schaft

Datum
10. Juli 2024
Autor*in
Aliyah Altintas
Redaktion
politikorange
Themen
#Leben #EM2024
Beitragsbild Aliyah

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Fußball ist ein Sport, der Menschen zusam­men­bringt. Fußball lässt Menschen mitein­ander und fürein­ander agieren. Doch sollten die Menschen nicht auch für ihr Team agieren? Rassis­ti­sche Botschaften, Hass­nach­richten sowie Mord­dro­hungen an Spieler*innen sollten kein Teil dieser vermeint­li­chen Gemein­schaft sein. Trotzdem sind sie keine Einzel­fälle.

Fußball ist ein Sport, der Menschen zusam­men­bringt. Fußball lässt Menschen mitein­ander und fürein­ander agieren. Doch sollten die Menschen nicht auch für ihr Team agieren? Rassis­ti­sche Botschaften, Hass­nach­richten sowie Mord­dro­hungen an Spieler*innen sollten kein Teil dieser vermeint­li­chen Gemein­schaft“, die der Fußball an den Tag legen soll, sein. Vor allem gegen­über der DFB-Natio­nal­mann­schaft der Männer sind solche Vorfälle längst keine Einzel­fälle mehr.

Die Melde­stelle für Diskri­mi­nie­rung im Fußball in NRW doku­men­tierte seit Juli 2022 insge­samt 211 Hinweise auf rassis­ti­sche Vorfälle, 95 davon im Profi­fuß­ball (Stand: September 2023). Die aktu­elle Fußball-EM bietet eine große Angriffs­fläche, welche auch genutzt wird. Fast täglich werden die Spieler des DFB-Teams öffent­lich, aber auch in den sozialen Medien, rassis­tisch ange­gangen und belei­digt.

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Bekannte Fälle und Skan­dale

Jona­than Tah ist selbst Teil des DFB-Kaders für die EM 2024. Auch ihm wider­fahren rassis­ti­sche Situa­tionen, in denen er beispiels­weise auf Englisch nach einem Foto gefragt wird. Doch was ist eigent­lich Rassismus? Rassismus ist grund­sätz­lich eine Ideo­logie, die Menschen aufgrund ihres Ausse­hens, ihrem Namen, ihrer Reli­gion, Kultur oder Herkunft abwertet, verspottet und verletzt. Das betrifft in Deutsch­land nicht-weiße Personen, die aufgrund bestimmter Ober­fläch­lich­keiten wie beispiels­weise der Haut­farbe als nicht-deutsch gelesen werden. Diese Menschen werden oftmals nicht nach ihren indi­vi­du­ellen Fähig­keiten, Eigen­schaften und Talenten bewertet, sondern ihnen werden diese Dinge abge­spro­chen. Daraus resul­tiert Benach­tei­li­gung und Diskri­mi­nie­rung. Tah setzt sich dafür ein, dass dies weniger geschieht. Er betont in Inter­views immer wieder, wie wichtig er es findet, dass über dieses Thema gespro­chen wird, denn nur so könne man auf dieses immer noch bestehende Problem aufmerksam machen. Zuletzt erschien die Doku­men­ta­tion Einig­keit und Recht und Viel­falt“ von welcher er Teil war und seine Meinung zu bestimmten Themen abgab:

Wir sind Müller, aber wir sind auch Tah und Gündoğan.

Der erste DFB-Kapitän mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund heißt Ilkay Gündoğan. Er spielt seit 2008 für den DFB, damals noch in der U18. Auch er hat während seiner Karriere mit rassis­ti­schen Vorfällen zu kämpfen. Während des Test­spiels Deutsch­land gegen Serbien in Wolfs­burg, welches am 20.03.2019 statt­fand, wurde unter anderem er von einer Gruppe Zuschauer*innen stark rassis­tisch belei­digt. Dies ist ein typi­sches Beispiel für Rassismus im Fußball, denn darunter fallen unter anderem rassis­ti­sche Fange­sänge, Bana­nen­werfen oder Belei­di­gungen gegen­über Spieler*innen auf dem Spiel­feld. In einer reprä­sen­ta­tiven Umfrage im Zusam­men­hang mit der Doku­men­ta­tion Einig­keit und Recht und Viel­falt“ sollten die Befragten zu folgender These Stel­lung nehmen: Ich finde es schade, dass der derzei­tige Kapitän der deut­schen Fußball­mann­schaft türki­sche Wurzeln hat.“ Es stimmten zwei Drittel der Befragten eher nicht“ oder über­haupt nicht“ zu, während 21 Prozent der These erschre­cken­der­weise eher“ oder voll und ganz“ zustimmten.

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Bemü­hungen des DFB zur Bekämp­fung von Rassismus und Diskri­mi­nie­rung

Speziell zur Euro­pa­meis­ter­schaft 2024 entwi­ckelte der DFB ein Anti-Rassismus-Projekt. Das Projekt besteht aus zwei Säulen, die jeweils beide von der Anti­ras­sis­mus­be­auf­tragten der Bundes­re­gie­rung, Reem Alabali Radovan, geför­dert werden. Die erste Säule des Projektes wird als Mitmach­ak­tion durch­ge­führt. Fußball­fans aus ganz Deutsch­land schießen Bilder von sich mit gekreuzten Händen und teilen diese in den sozialen Netz­werken. Diese Geste soll das Aus-X-en“ des Rassismus symbo­li­sieren. Die zweite Säule des Anti-Rassismus-Projektes wird mit den Koope­ra­ti­ons­part­nern Nord­deut­scher Fußball­ver­band e.V., Makkabi Deutsch­land e.V., und dessen Bildungs­netz­werk Zusammen 1“ durch­ge­führt. In diesem Teil des Projektes werden explizit für den Amateur­fuß­ball anti­ras­sis­ti­sche Maßnahmen entwi­ckelt. Diese Maßnahmen sollen danach in die inter­es­sierten Vereine der Pilot­re­gion des Nord­deut­schen Fußball­ver­bandes getragen werden. Schon im Amateur­fuß­ball mit anti­ras­sis­ti­schen Kampa­gnen und Maßnahmen zu beginnen, kann vorbeugen. Die Spieler*innen sowie die Mitglieder des Vereins werden in erster Linie auf das Thema Rassismus aktiv aufmerksam gemacht und werden in zweiter Linie dafür sensi­bi­li­siert. Auch Gerald Asamoah, der erste gebür­tige Afri­kaner, der in der DFB-Natio­nal­mann­schaft spielte, unter­stützt die Aktion des DFB aktiv, indem er mit anderen ausge­wählten Personen das Projekt im März 2024 erst­mals vorstellte. Bis Ende 2025 soll das Projekt pilo­tiert sein und noch mehr zur Bekämp­fung von Rassismus beitragen.

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Seit 1993 setzt sich die Kampagne Kick it out“ gegen Rassismus und Hass im Fußball ein. Was die Kampagne immer wieder betont ist, dass ihnen bewusst sei, dass sie gar nicht exis­tieren sollten und sie hoffen, dass man sie irgend­wann nicht mehr brau­chen wird. Doch da Rassismus bekämpft werden muss, damit die Freude, der Spaß und die Gemein­schaft am Fußball nicht verloren geht, führten sie diese Kampagne ein. Kick it out“ bietet verschie­dene Bildungs­pro­gramme an, die für jede*n gelten: von den Spieler*innen bis zu den Eltern. Sie spezia­li­sieren sich mit ihrem Programm auf das Verei­nigte König­reich, doch errei­chen mit ihrer Arbeit die ganze Welt.

Es gibt viele Initia­tiven gegen Rassismus im Fußball, es gibt viele Menschen, die offen über dieses wich­tige Thema spre­chen. Wir als Gesell­schaft sind in den letzten Jahren gewachsen und es hat sich auch etwas geän­dert, doch wie man klar erkennen kann, hat sich noch nicht genug geän­dert. Es werden täglich Spieler*innen aufgrund ihrer Herkunft rassis­tisch belei­digt und (verbal) verletzt. Genau das ist ein Zeichen an uns: Wir müssen mehr tun. Jeder Mensch kann seinen Beitrag leisten und Teil der Verbes­se­rung sein, man muss sich bloß trauen. Mutig sein und für unsere Nationalspieler*innen aber auch für die Menschen um uns herum einstehen.


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