Preis­träger zwischen den Kulturen

Datum
06. November 2015
Autor*in
Benedikt Bungarten
Redaktion
politikorange
Thema
#JMT15
dpa_Preis_Florian_Timpe (18 of 24)

dpa_Preis_Florian_Timpe (18 of 24)

Die drei Preis­träger der dpa news­ta­lents 2015 werden für ihren etwas anderen Jour­na­lismus ausge­zeichnet. Dafür reisten sie in die Ferne – in andere Länder oder vor die eigene Haustür. 

JMT_2015_Florian_Timpe (2 of 1)

Patrick Neumann, Robert Rack, Björn Stephan, Tamina-Floren­tine Zuch und Chris­tian Röwekamp (v.l.). (Foto: Florian Timpe)

Der Stumpf“ lautete das Projekt von Björn Stephan, der als Gewinner der dpa-news­ta­lents 2015 bei der Auftakt­ver­an­stal­tung ausge­zeichnet wurde. Es handelt sich dabei um eine Text­re­por­tage, die er für das SZ-Magazin geschrieben hat. Über eine langen Zeit­raum hat er einen Menschen begleitet, dessen größter Traum es ist das rechte Bein zu verlieren. Sogar in den Urlaub hat er ihn begleitet. Er ist nicht verrückt, sondern krank.“, beschreibt Stephan den Prot­ago­nisten seiner Repor­tage. Wolfram Beer, wie er ihn fiktiv nennt, leidet an der seltenen Krank­heit BIID. Von klein an träumt er davon sein rechtes Bein endlich loszu­werden. Sogar eine Guil­lo­tine wollte er auf sein Bein fallen lassen. Stephan hat in dieser Repor­tage für sich eine große Verant­wor­tung darin gesehen, dass der Prot­ago­nist nicht in Wirk­lich­keit erkannt werden darf. Dies könnte sein Leben völlig zerstören. Obwohl ihm die Recherche merk­lich nahe gegangen ist, ist Wolfram Beer für ihn in gewisser Weise auch ein Arsch­loch, da er als einbei­niger Mann auch das Leben seiner Frau zerstört hat. Sie hat ihn ja mit zwei Beinen gehei­ratet.“ Bei der Preis­ver­lei­hung war der 28-Jährige nicht selber anwe­send, da er an einer Veran­stal­tung der Zeit“ in Berlin teil­nehmen musste. Per Skype konnte er dann doch noch live dabei sein. Der Jour­na­list arbeitet derzeit für das SZ-Magazin und verfasst Beiträge für den Berliner Tages­spiegel“.

Es kommt auf den Wow-Effekt an

Der Preis der dpa-news­ta­lents wird von der Deut­schen Presse-Agentur, diesmal vertreten durch Patrick Neumann und Chris­tian Röwekamp, verliehen. Ausge­zeichnet werden Projekte von Jugend­li­chen zwischen 18 und 28 Jahren. Dies können Foto­re­por­tagen, Audio­se­quenzen, Videos, Filme oder Texte sein. Dabei kommt es nicht auf spröde und strikte Krite­rien an, sondern auf den beson­deren Wow-Effekt, der Beitrag muss geil sein“, so Neumann. Dieses Jahr wurden von der fünf­köp­figen Jury, bestehend aus Vertre­tern der Medi­en­welt, zwei zweite Plätze und ein erster Platz gekürt.

Einen zweiten Platz belegte Tamina-Floren­tine Zuch mit ihrer Foto­strecke Indian Train Journey“. Die Fotos haben eine atem­be­rau­bende Farb­viel­falt und zeigen die ferne und fremde Kultur dieses außer­ge­wöhn­li­chen Landes“, führte Röwekamp in seiner Laudatio aus. Haupt­säch­lich bilden die Bilder Menschen in den unter­schied­lichsten Lebens­lagen und ‑situa­tionen in Zügen, dem verbrei­tetsten Reise­mittel Indiens, ab. Mit ihrer Foto­strecke füllte sie bereits elf Seiten in einer Ausgabe des Stern“. Die 25-Jährige studiert Foto­de­sign und Foto­jour­na­lismus in Hannover, davon auch ein Semester in Indien. Dabei glaubt sie fest, dass je länger man in Indien ist, desto weniger versteht“. Derzeit arbeitet sie in Hannover an einem typisch deut­schen Projekt über einen Schre­ber­garten.

Robert Rack ergat­terte mit seinem multi­me­dialen Projekt Mythos Mariachi“ eben­falls einen zweiten Platz. Der Kölner möchte mit seinen Videos, über die sonst nur durch Feliz navidad“ bekannten mexi­ka­ni­schen Mariachi-Musik­ka­pellen, keine Klischees beför­dern, sondern etwas andere Personen vorstellen. Die auf den ersten Blick ganz andere Kultur Mexikos ähnelt im tieferen Sinn doch sehr häufig auch der Euro­päi­schen. Der große Traum des 23-Jährigen ist es in seinem nächsten Beitrag etwas mit Gami­fi­ca­tion zu machen. Doch da er gerade als Volontär bei den öffent­lich-recht­li­chen arbeitet glaubt er nicht, dass ihm das gelingen wird.


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