Jung und konser­vativ“

Datum
26. August 2017
Autor*in
Marcel Kupfer
Redaktion
politikorange
Thema
#poBTW17
Foto: CDU Baden-Württemberg

Foto: CDU Baden-Württemberg

In den kommenden Wochen stellt Marcel Kupfer die Wahl­pro­gramme vor. Zu jedem führt er ein Inter­view mit einem Partei­mit­glied. Diese Woche geht es um die CDU: Er fragt den Gene­ral­se­kretär von Baden-Würt­tem­berg, Manuel Hagel, zu der Ehe für Alle“, Steuern, Digi­ta­li­sie­rung und Flücht­lings­si­tua­tion.

Foto: CDU Baden-Würtemberg

Manuel Hagel ist gerade 29 Jahre alt. 2010 begann seine politische Karriere und wurde 2017 zum Generalsekretär in Baden-Württemberg gewählt. Foto: CDU Baden-Württemberg

Beschreiben Sie sich in drei Sätzen.

Ich bin jung und konser­vativ. Zudem bin sehr heimat­ver­bunden und welt­offen. Als Jäger unsere Natur sehr verbunden.

Sie kommen aus dem ober­schwä­bi­schen Ehingen, eine Klein­stadt mit circa 25.000 Einwohner. In ihrem Regie­rungs­pro­gramm steht, dass länd­liche Regionen, wie diese gestärkt werden sollten. Wie kann man das schaffen? 

Entschei­dend ist, dass unsere Landes­ver­fas­sung die Gleich­wer­tig­keit der Lebens­ver­hält­nisse in Stadt und Land als vorran­giges Staats­ziel wieder­gibt. Jeder Mensch sollte die gleiche Infra­struktur haben, egal wo er sich befindet. Perso­nen­schie­nen­nah­ver­kehr liegt in der Hand des Landes. Der öffent­liche Perso­nen­nah­ver­kehr aber bei den Kommu­nal­ver­bänden. Private Unter­nehmen sollten im länd­li­chen Raum für die Perso­nen­be­för­de­rung staat­lich unter­stützt werden, damit sich die Situa­tion verbes­sert.

Eine bessere Situa­tion hängt auch mit dem Inter­net­zu­gang zusammen, da sind kleine Gemeinden immer noch benach­tei­ligt. Dann gibt es meist weniger Kinder­gar­ten­plätze, Land­ärzte und oftmals nur eine dezen­trale Schule. Dinge an denen gear­beitet werden sollte.

In dem YouTube Video Manuel Hagel CDU über Stutt­gart 21 und die NBS“ befür­worten Sie Stutt­gart 21. In den länd­li­chen Regionen lässt die Qualität des öffent­li­chen Perso­nen­nah­ver­kehr aufgrund fehlendem Kapi­tals nach, während in Stutt­gart inves­tiert wird.

Es ist wichtig, dass wir auf der einen Seite als Wirt­schafts­standort, aber auch auf der anderen Seite als Verkehrs­achse in der Mitte Europas auf ein attrak­tives Infra­struk­tur­an­gebot zugreifen können. Deshalb ist Stutt­gart 21 sehr wichtig. Trotzdem muss daran gear­beitet werden auch länd­li­chen Gegenden Zugang zu gewähren.

Neue Tech­no­lo­gien ersetzen immer mehr Arbeits­plätze. Viele Berufe wird es in den kommenden Jahren wohl nicht mehr geben. Trotz dieses Vorgangs setzt ihre Partei 2025 auf Voll­be­schäf­ti­gung in Deutsch­land. Wie ist dieses Ziel über­haupt noch möglich?

Die Digi­ta­li­sie­rung verän­dert die Welt, die Art wie wir leben, wohnen sowie wirt­schaften. Wahr ist auch, dass es Sorge um Arbeits­plätze gibt. Hier ist nur dieses Mal die Frage, wo die neuen Arbeits­plätze sind. Sind Sie bei uns in Deutsch­land oder doch eher in Osteu­ropa und Südame­rika? Manche Arbeits­plätze, wie zum Beispiel der Mecha­niker, könnten sich ganz ändern. Viel­leicht benutzt er in ein paar Jahren eine App, die fast alles macht und er fasst nur noch zum Ölwechsel die Maschine an. Bei den vergan­genen großen wirt­schaft­li­chen Schritten gab es diese Angst auch. Und am Ende gab es sogar mehr neue Arbeits­plätze. Da ist es wichtig, seine Mitar­beiter immer weiter zu quali­fi­zieren, damit sie den Wandel im Beruf mitma­chen können. 

Die CDU spricht sich im Regie­rungs­pro­gramm gegen eine Steu­er­erhö­hung aus. Verfügt unser Land dann trotz Ener­gie­wende, Flücht­lings­si­tua­tion, Digi­ta­li­sie­rung und der Glei­chen noch über genü­gend Kapital? 

Die Bundes­re­pu­blik Deutsch­land macht im vierten Jahr keine neuen Schulden. Und das ist gut. Es wäre mehr als unge­recht, wenn wir für andere Gene­ra­tionen Schulden anhäufen. Nie waren die Steu­er­ein­nahmen höher als aktuell. Nie war der Wohl­stand in unserem Land höher als aktuell. Fatal wäre es, in einer Zeit wie solcher, die Steuern zu erhöhen, weil dass die Wirt­schaft hemmen würde. Da sollte man eher über eine Steu­er­ent­las­tung nach­denken, die jungen Menschen die Chance auf Frei­räume gibt, auf Konsum und Inves­ti­tion.

Digi­ta­li­sie­rung: eine kosten­in­ten­sive Epoche mit unter­schied­li­cher Geschwin­dig­keit. Schulen in Ballungs­ge­bieten profi­tieren von einer digi­ta­li­sierten Ausstat­tung während Schulen im länd­li­chen Bereich drauf warten. Der Grund sei Geldnot. Wie möchte Ihre Partei dieses Problem lösen? 

Digi­tale Bildung ist mit die Zukunfts­her­aus­for­de­rung für dieses Land und für die junge Gene­ra­tion. Klar ist, dass die Ausstat­tung der Schulen zunächst beim Schul­träger liegt, das sind meis­tens Kommunen oder Land­kreise. Trotzdem hat seit 2005 die Bundes­re­gie­rung 17,6 Milli­arden Euro in Bildung inves­tiert. Weiterhin hat die Bildungs­mi­nis­terin mehrere Milli­arden zuge­sagt, auch für den Länd­li­chen Raum.

2015 war das Jahr, indem sehr viele Flücht­linge nach Deutsch­land kamen. Ja, wir schaffen das!“ waren die Worte unserer Bundes­kanz­lerin Angela Merkel. Hat das geklappt? 

Mein persön­li­cher Anspruch ist eine Politik, die Möglich­keiten sucht und nicht die Probleme. Man stelle sich vor, die Bundes­re­gie­rung hätte einfach kapi­tu­liert. Das ist keine gestal­tende Politik. Wir haben es geschafft. Aber genauso gehört zu dieser Aussage auch die Frage wer es geschafft hat. Und dazu zählen die vielen Zehn­tau­senden von ehren­amt­li­chen Menschen in unserem Land sowie Kommunen. Der Prozess ist noch lange nicht beendet. Es ist eine Frage der Entwick­lungs­hilfe, unseres Asyl­rechts und Anti­ter­ror­pro­gramms. Das ist unsere Seite. Die Seite der Menschen, die wir aufnehmen, ist, dass sie sich ein Stück weit an unsere Kultur anpassen und vor allem unsere Grund­rechte annehmen und Deutsch lernen. 

Im Bundestag wurde am 30. Juni 2017 für die Ehe für Alle“ gestimmt. Die Bundes­kanz­lerin stimmte dagegen. Dies sorgt für Verwir­rung in der Gesell­schaft. Für Sie auch? 

Man muss zwei Dinge trennen. Zum einen die Abstim­mung im Deut­schen Bundestag und zum anderen, das Verhalten der Abge­ord­neten. Das im Deut­schen Bundestag darüber abge­stimmt wurde, halte ich für richtig. Nachdem jede Partei bis auf die CDU, sie als Wahl­kampf­thema hatte, war das der rich­tige Schritt. Politik sollte Brücken bauen, nicht die Gesell­schaft spalten. Aber Ehe für alle“ ist eine höchst­per­sön­liche Gewis­sens­frage von jedem einzelnen. Das hat auch die Bundes­kanz­lerin für sich abge­macht. Der Groß­teil der CDU Baden-Würt­tem­berg hat dagegen gestimmt. Ich bin für eine maxi­male Gleich­stel­lung gleich­ge­schlecht­li­cher Paare steu­er­lich und recht­lich. Aller­dings bleibt davon unbe­rührt das Adop­ti­ons­recht und das Modell der Ehe, das ist zwischen Mann und Frau. 

Was sollte sich als Erstes nach der Bundes­tags­wahl am 24. September verän­dern? 

Verän­dern sollte sich die Zusam­men­set­zung der Bundes­re­gie­rung. Wir müssen raus aus der großen Koali­tion. Und dann sollte als erstes das große Inves­ti­ti­ons­paket in digi­tale Bildung einge­führt werden. Wenn ich dann noch einen Wunsch frei hätte, dann sollten wir unsere Poli­zei­ka­pa­zität und ‑ausstat­tung aufsto­cken.

Haben Sie noch eine Mittei­lung? 

Viele Menschen auf dieser Welt beneiden uns darum, das wir unseren Bundestag selber wählen dürfen. Demo­kratie ist zuweilen anstren­gend und ein Prozess, der nie fertig ist. Aber das es eine Berei­che­rung ist, dass sollte sich jeder bewusst sein und von seinem Recht nutzen machen, wählen zu gehen.


Empfohlene Beiträge

Werde Teil unserer Community

Entdecke spannende Geschichten, vernetze dich mit anderen jungen Journalist:innen und gestalte die Medienlandschaft von morgen mit. Melde dich jetzt an und bleibe immer auf dem neuesten Stand.

Wehrpflicht Redaktion Gruppenbild