Im Namen der Pres­se­frei­heit

Datum
17. November 2021
Autor*in
Luca Gerdes
Redaktion
politikorange
Themen
#YouMeCon21 #Medien
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So kann die Arbeitswelt eine*r Journalist*in in Kolumbien aussehen. Foto: Vision ekstase / Bella Christmann
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In Kolum­bien riskieren Journalist*innen zum Teil ihr Leben. Auch in Deutsch­land verschärft sich der Umgang mit Medi­en­schaf­fenden. Zwei Reporter über Ausnah­me­si­tua­tionen, die keine mehr sind.

[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][us_image image=„24237“ meta=„1“][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Tränengas liegt in der Luft, es macht einem das Atmen schwer. In der Ferne hört man Schüsse. Verletzte liegen am Boden, werden von Sanitäter*innen abtrans­por­tiert. Die primera Linea”, wie sich die Menschen in der ersten Reihe einer Demons­tra­tion bezeichnen, hat sich Schilder gebaut, um sich vor den Wasser­wer­fern zu vertei­digen. Die Stra­ßen­schlachten ziehen sich manchmal über Tage hinweg, regel­mäßig werden Tote verzeichnet”, erzählt Fritz Pinnow. Erst kürz­lich berich­tete er als Krisen­re­porter aus Medellin, einer Stadt im Nord­osten von Kolum­bien.[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=„1/2“][vc_column_text]

Die Lage ist prekär – und das nicht erst seit gestern: In Kolum­bien demons­trieren regel­mäßig große Teile der Bevöl­ke­rung gegen eine geplante Steu­er­re­form, welche unter anderem Sozi­al­ab­gaben mini­mieren und die Steuern der Mittel- und Unter­schicht anheben soll (mehr Infos). Trotz seiner Tätig­keit als Jour­na­list wird Fritz Pinnow immer wieder von der Polizei ange­griffen: Unser Job macht uns zu mili­tä­ri­schen Zielen”, berichtet er. Orga­ni­sa­tionen wie Amnesty Inter­na­tional kriti­sieren schon lange den Umgang mit Journalist*innen bei Demons­tra­tionen in Kolum­bien.

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Pres­se­frei­heit in Gefahr – Menschen­rechts­ver­let­zungen in Kolum­bien

Als ich das erste Mal mit Protesten in Kontakt kam, merkte ich die fehlende Präsenz der inter­na­tio­nalen Presse”, so Pinnow, also beschloss ich, selber etwas in die Hand zu nehmen.” Somit erfüllt er gemeinsam mit Kolleg*innen eine wich­tige Rolle vor Ort: Sie doku­men­tieren als Pressevertreter*innen regel­mäßig Menschen­rechts­ver­let­zungen auf Demons­tra­tionen in Kolum­bien. Dort setzen sie sich auto­ma­tisch Gefahren aus: Allein der Umstand der Bericht­erstat­tung macht uns zu einer Bedro­hung für Poli­zei­be­amte, die unrecht­mäßig handeln.”

Doch neben körper­li­chen Angriffen seien in Kolum­bien auch immer wieder Tote unter Medi­en­schaf­fenden verzeichnet worden. Ich habe dort selber schon zwei Kolleg*innen verloren”, berichtet der Jour­na­list. Aktivist*innen werden von der Polizei und dem Militär auch häufig bedroht oder getötet, wenn sie Menschen­rechts­ver­let­zungen anpran­gern. Seine Bilder veröf­fent­licht Pinnow auf Insta­gram und im Magazin La Direkta”. Insta­gram ist enorm wichtig, um Inhalte fernab von staat­lich gelenkten Medien zu veröf­fent­li­chen”, sagt er.

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Sorge um den Jour­na­lismus in Deutsch­land?

Auf der Rang­liste der Pres­se­frei­heit von Reporter ohne Grenzen belegt Kolum­bien den Platz 134 von 180. Deutsch­land hingegen befindet sich auf Platz 13. Doch im Vergleich zum letzten Jahr wurde die Pres­se­frei­heit in Deutsch­land von gut” auf befrie­di­gend” abge­stuft. Ein Grund zur Sorge? Reporter Julius Geiler würde dies klar bejahen: Durch das, was ich als Bericht­erstatter auf den Straßen erlebe, kann ich dies nur bestä­tigen.” Geiler sieht den Grund für diesen Abstieg in der Quer­denken-Bewe­gung.

[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=„1/2“][us_image image=„24242“ meta=„1“][/vc_column][vc_column width=„1/2“][us_image image=„24243“ has_ratio=„1“ meta=„1“][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text css=“%7B%22default%22%3A%7B%22margin-top%22%3A%2250%20px%22%7D%7D“]Der Jour­na­list wird häufig für seine Bericht­erstat­tung ange­feindet: Dieser Hass findet nicht nur auf Demons­tra­tionen statt, sondern auch im virtu­ellen Raum.” Regel­mäßig bekomme er Hass­nach­richten, bis hin zu Mord­dro­hungen. Aufgrund seiner Tätig­keit wurde immer wieder in sein Privat­leben einge­griffen: erst veröf­fent­li­chen Unbe­kannte seine Handy­nummer, dann erscheinen Teile seiner Adresse auf Tele­gram. Das hat mich sehr beun­ru­higt”, so Geiler, schließ­lich wurde in Deutsch­land bereits ein Mensch von einem mutmaß­li­chen Quer­denker ermordet.”[/vc_column_text][us_separator size=„small“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

Angriffe auf Reporter*innen auch in Deutsch­land

Vermehrt werden Journalist*innen in Deutsch­land körper­lich ange­gangen. Zuletzt kam es in Zwickau zu einem Angriff auf ein Kame­ra­team des MDR. Julius Geiler sieht eine große Gefahr darin, dass Journalist*innen lange nicht von der Polizei unter­stützt worden seien. Deshalb würden sich immer mehr Bericht­erstat­tende profes­sio­nelle Unter­stüt­zung von Sicher­heits­kräften suchen, die sie auf Demons­tra­tionen begleiten.

In der Politik sei häufig die Rede von einer Spal­tung der Gesell­schaft”, was Julius Geiler nicht unter­strei­chen kann. Er spricht viel­mehr von einer Abspal­tung kleiner Rand­gruppen, welche sich durch die Pandemie radi­ka­li­siert hätten. Spal­tung der Gesell­schaft klingt so, als wenn sich 50 Prozent auf der einen und 50 Prozent auf der anderen Seite befinden, und das ist nicht der Fall.”

Artikel 5 des Grund­ge­setzes besagt, Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern. (…) Eine Zensur findet nicht statt.” Sowohl Fritz Pinnow, als auch Julius Geiler wurden in ihrer Bericht­erstat­tung einge­schränkt. Auch wenn die Inten­sität dieser Einschrän­kungen stark vari­iert, ist es immer eine Grenz­über­schrei­tung, wenn Bericht­erstat­tende gewaltsam an der Aufnahme der Wirk­lich­keit gehin­dert werden. Die Menschen, die Jour­na­listen angreifen, sind im Unrecht”, stellt Pinnow klar, wir Jour­na­listen werden mit rich­tigem Jour­na­lismus den rich­tigen Menschen Schaden zufügen. Wenn ein Poli­zist in Kolum­bien einen Jour­na­listen angreift, weil er die Wahr­heit fest­hält, dann hat der Poli­zist Angst vor der Wahr­heit, und genauso ist es bei den Leuten hier.”

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