Hear me out: Viraler Trend und laute Frauen am Verhand­lungs­tisch

Datum
05. März 2025
Autor*in
Nele Britt Lübke
Redaktion
politikorange
Thema
#BüWGHH25
©️ Nele Britt Lübke / Jugendpresse Deutschland e.V.

©️ Nele Britt Lübke / Jugendpresse Deutschland e.V.

Zuerst im Bund, jetzt auch in Hamburg: Frauen werden wieder aus unseren Parla­menten verdrängt. Bereits durch die vorge­zo­gene Bundes­tags­wahl am Wochen­ende vor der Bürger­schafts­wahl sind beson­ders junge Frauen, die im Schnitt deut­lich linker wählen als ihre männ­li­chen Mitmen­schen, vom Ergebnis enttäuscht worden. Sind Frauen jetzt weg vom Verhand­lungs­tisch?

Zuerst im Bund, jetzt auch in Hamburg: Frauen werden wieder aus unseren Parla­menten verdrängt. Bereits durch die vorge­zo­gene Bundes­tags­wahl am Wochen­ende vor der Bürger­schafts­wahl sind beson­ders junge Frauen, die im Schnitt deut­lich linker wählen als ihre männ­li­chen Mitmen­schen, vom Ergebnis enttäuscht worden.

Zukünftig trifft der Femi­nismus im Bundestag auf Fried­rich Merz als Kanzler: Ein Mann der nicht nur aus einer konser­va­tiven männ­lich domi­nierten Partei kommt, sondern darüber hinaus im Bundestag die Entkri­mi­na­li­sie­rung von Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen blockiert und gegen die Straf­bar­keit von Verge­wal­ti­gung in der Ehe gestimmt hat. 

Anhand dieser haus­ge­machten CDU-Politik könnte man meinen, Merz hätte es nicht nur auf Minder­heiten wie Migrant*innen abge­sehen, sondern auf die Hälfte unserer Bevöl­ke­rung: Frauen. Diese anti­fe­mi­nis­ti­schen Tendenzen in der deut­schen Politik reihen sich in das aktu­elle welt­po­li­ti­sche Geschehen ein, welches junge Frauen syste­ma­tisch im Stich lässt. 

Eine neue Hambur­gi­sche Bürger­schaft wurde gewählt 

Mit einem Frau­en­an­teil von gerade einmal 37 Prozent auf ihrer Hambur­gi­schen Landes­liste folgt hinter der CDU nur noch die AfD. Das F in CDU steht, wie wir alle wissen, für die hohe Frau­en­quote der Partei. Nach der Bürger­schafts­wahl in Hamburg mit einem Zuwachs der CDU von über acht Prozent bedeutet das für die neue Bürger­schaft eine Abnahme des Frau­en­an­teils. Die Entfer­nung von der Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit wird dadurch wieder größer. Vor der Wahl lag der Frau­en­an­teil in der Bürger­schaft je nach Quelle zwischen 44 und 46 Prozent. In anderen Land­tagen deut­scher Flächen­staaten sieht es noch schlechter aus. Nach Zahlen von Statista hat unsere Bürger­schaft damit noch den höchsten Frau­en­an­teil. Von Parität ist das Ganze trotzdem noch deut­lich entfernt, denn Frauen machen schließ­lich demo­gra­fisch die Hälfte der Bevöl­ke­rung aus. 

Frau will einen Platz am Tisch 

Aber warum besteht unsere poli­ti­sche Land­schaft nicht zur Hälfte aus Frauen? Werden Frauen weniger aufge­stellt und gewählt? Oder gibt es noch weitere Hinder­nisse für Poli­ti­ke­rinnen? Mareike Engels ist Abge­ord­nete der Hambur­gi­schen Bürger­schaft für Bündnis 90/​Die Grünen und erste Vize­prä­si­dentin derselben. Sie kennt die Hürden, welche es Frauen in der Politik schwerer machen als Männern. Auch aus ihrer Erfah­rung spielt das Gender, neben der Kompe­tenz, eine entschei­dende Rolle. Frauen werden weniger ernst genommen als ihre männ­li­chen Kollegen. Auch im Jahr 2025 nutzen Männer poli­ti­sche Räume um zu zeigen, wer der coolste Macker im Raum ist“. Um es in Altkanz­lerin Angela Merkels Worten zu sagen: Männer!“. 

Statt mit der Gleich­stel­lung voran­zu­schreiten, scheint sie, nachdem Deutsch­land jahre­lang eine Kanz­lerin hatte, still­zu­stehen oder sogar abzu­nehmen. Das sieht auch Engels, die Teil des Hamburger Ausschusses für Gleich­be­rech­ti­gung und Anti­dis­kri­mi­nie­rung ist, so: Wenn wir mit der Gleich­stel­lung so weiter machen, dann wird auch die derzeit jüngste Gene­ra­tion die Gleich­stel­lung nicht erleben.“ 

Dass Frauen in der Politik weniger vertreten sind, hat laut Prof. Dr. Vera Troeger, Poli­tik­wis­sen­schaft­lerin der Univer­sität Hamburg, nichts damit zu tun, dass sie sich schlechter für die Politik eignen als Männer, sondern mit Diskri­mi­nie­rung. Aber eben nicht nur Männer diskri­mi­nieren Frauen, sondern wir alle. Durch Uncon­scious Bias, sprich unter­be­wusste Vorein­ge­nom­men­heit, muten auch Frauen anderen Frauen weniger zu als Männern und halten diese bei glei­cher Quali­fi­ka­tion für kompe­tenter. 

Wir sind laut, ihr müsst nur noch zuhören! 

Deut­lich wird: Frauen sind in der (regio­nalen) Politik unter­re­prä­sen­tiert, nach den Wahlen, sowohl im Bund als auch in Hamburg, noch mehr als zuvor. Deshalb gilt es anläss­lich des femi­nis­ti­schen Kampf­tags diese Woche am 8. März laut zu sein und diese Entwick­lungen nicht still­schwei­gend hinzu­nehmen. Denn in einer Welt in der Männer auf Meinungs­äu­ße­rungen von Frauen immer noch irri­tiert und in abwer­tendem Ton mit dem Satz Du bist doch nicht etwa Femi­nistin?“ reagieren, ist der Kampf um die Gleich­be­rech­ti­gung noch lange nicht am Ende. 

Es ist an der Zeit, dass Frau endlich einen Platz am Tisch bekommt! 


Empfohlene Beiträge

Werde Teil unserer Community

Entdecke spannende Geschichten, vernetze dich mit anderen jungen Journalist:innen und gestalte die Medienlandschaft von morgen mit. Melde dich jetzt an und bleibe immer auf dem neuesten Stand.

Wehrpflicht Redaktion Gruppenbild