Haupt­person oder Neben­rolle? Jugend in der Politik

Datum
26. November 2016
Autor*in
Helene Fuchs
Redaktion
politikorange
Thema
#up2youth 2016

Poli­tik­ver­drossen, gelang­weilt und inter­net­ab­hängig – die Bericht­erstat­tung über Jugend­liche ist selten opti­mis­tisch. Zwar kommt auch die erste Jugend­kon­fe­renz der Deut­schen Gesell­schaft für die Vereinten Nationen nicht ohne Hashtag aus, aber die Lebens­läufe der Betei­ligten zeugen von beein­dru­ckendem Enga­ge­ment. Helene Fuchs hat geprüft, wie es um die Betei­li­gung junger Menschen steht.

Es gibt keine Jugend­themen, alle Themen sind Jugend­themen!“, meint Sylvia Wittmer, NGO Advisor beim deut­schen Model United Nations (DMUN). 51% der aktu­ellen Welt­be­völ­ke­rung sind jünger als 30. Diese Mehr­heit wird jedoch von gerade mal 2% der Parla­men­ta­rie­rinnen und Parla­men­ta­rier welt­weit reprä­sen­tiert. Daher enga­giert Sylvia sich seit zehn Jahren dafür, mehr junge Stimmen auch außer­halb spezi­eller Jugend­pro­gramme in die UN zu bringen. Obwohl die Zahl der Jugend­de­le­gierten in diesem Zeit­raum expo­nen­tiell gestiegen ist, sieht sie heute die Gefahr, dass junge Menschen zur Deko­ra­tion degra­diert werden. Jugend­be­tei­li­gung ist in der UN irgendwie hip geworden ist und man schmückt sich gern damit. Dadurch entsteht der Impuls: Ach, lass uns mal ein paar Jugend­liche mit auf die Fotos einladen.“

Gehört werden

Gerade deswegen möchte Sylvia jungen Menschen vermit­teln, dass ihre Erfah­rungen und Meinungen gleich­wertig sind und sie so zu Meinungs­äu­ße­rung und Betei­li­gung moti­vieren. Das eigene Umfeld sei hier der ideale erste Anknüp­fungs­punkt – nach dem Motto Global Goals Local Actions“. Dort kann der Grund­stein für weiteres gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment gelegt werden. Laut Sylvia ist dies ein zentraler Punkt der Jugend­par­ti­zi­pa­tion.

Dass die Umset­zung opti­mis­ti­scher Beschlüsse für mehr Jugend­par­ti­zi­pa­tion aber oft schwierig ist, erleben viele Teil­neh­mende der Konfe­renz. Obwohl sie sich in Stif­tungen, der Gemeinde oder privat enga­gieren, haben viele das Gefühl: Um ernst genommen zu werden, braucht es mehr. Oft merkt man, dass man eher unter­schätzt wird. Man ist ja nur eine Jugend­liche“, meint die Teil­neh­merin Lara Weller. Ange­sichts stei­gender Umfra­ge­werte für Popu­listen könne man sich zudem manchmal fragen, was die eigene Arbeit über­haupt bringe, ergänzt Johannes Frose, Pres­se­ver­ant­wort­li­cher der YouthCon.

Mit einer Stimme spre­chen

Neben diesen Zwei­feln schim­mert auch Hoff­nung in den Gesprä­chen durch. Viele haben das Gefühl, Teil eines Fort­schritts zu sein, der sich konti­nu­ier­lich zu mehr Einfluss bewegt. Man muss viel­leicht nicht immer darauf schauen, was am Ende des Tages auf dem Papier steht. Ganz viel von dem, was wir möglich machen wollen, wird sich erst in einigen Jahren auszahlen“, so Johannes‘ opti­mis­ti­sche Sicht.

Dafür müsse die Möglich­keit zur poli­ti­schen Parti­zi­pa­tion bei der älteren Gene­ra­tion konkret einge­for­dert werden, erklärt Sylvia. Statt Konkur­renz­denken sei Wissens- und Erfah­rungs­aus­tausch wichtig, um Gemein­sam­keiten und Verbün­dete zu finden. Wenn Jugend­liche mit einer Stimme sprä­chen, würden sie nicht so schnell abge­wim­melt.


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