Engel in Blau – Die Rolle des THWs in einer nach­hal­tig­keits­for­dernden Welt

Datum
16. Juli 2024
Autor*in
Raphael Cullmann
Redaktion
politikorange
Thema
#Klima
THWSalzgitter

THWSalzgitter

Nach­hal­tig­keit ist eines der rele­van­testen Themen der heutigen Zeit und fordert die Mensch­heit auf, umwelt­scho­nende und klima­freund­liche Tech­no­lo­gien zu entwi­ckeln. Doch nicht überall ist diese Tech­no­logie einsetzbar oder prak­tisch. Welche Stan­dards setzt das THW und was tut es für eine nach­hal­tige Welt?

Nach­hal­tig­keit ist eines der rele­van­testen Themen der heutigen Zeit und fordert die Mensch­heit auf, umwelt­scho­nende und klima­freund­liche Tech­no­lo­gien zu entwi­ckeln. Doch nicht überall ist diese Tech­no­logie einsetzbar oder prak­tisch. Welche Stan­dards setzt das THW und was tut es für eine nach­hal­tige Welt?Kurz zu den Fakten: Was ist das THW?

Das Tech­ni­sche Hilfs­werk, kurz THW, leistet Hilfe und Unter­stüt­zung in Kata­stro­phen­ge­bieten wie dem Ahrtal, der Türkei und anderen Orten, an denen Menschen aus Krisen­ge­bieten geflüchtet sind. Die Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter des THW füllen eine wich­tige Rolle aus, indem sie in Hoch­was­ser­ge­bieten Sand­säcke füllen, tempo­räre Brücken bauen und die Notver­sor­gung mit Strom und Wasser sicher­stellen.

Die Orga­ni­sa­tion kann auf 88.000 ehren­amt­liche Helfe­rinnen und Helfer zurück­greifen, die sowohl im Inland als auch inter­na­tional tätig sind. Neben der Kata­stro­phen­prä­ven­tion enga­giert sich die THW-Stif­tung auch in verschie­denen Jugend­pro­jekten zum Thema Nach­hal­tig­keit und Umwelt­schutz. Diese Projekte sind für die heutige Gene­ra­tion beson­ders rele­vant.

Die Geschäfts­füh­rerin der THW-Stif­tung, Dr. Cornelia Lawrenz, betont, dass das THW auf einem guten Weg ist, nach­hal­tiger zu arbeiten. Sie bezeichnet die ehren­amt­li­chen Mitar­bei­te­rinnen und Mitar­beiter als Engel in Blau“ und unter­streicht, dass Nach­hal­tig­keit nicht mit Verzicht gleich­zu­setzen ist. Einen absolut nach­hal­tigen Kata­stro­phen­schutz umzu­setzen, ist oft eine Heraus­for­de­rung, da schnelles Handeln im Vorder­grund steht und klima­scho­nende Maßnahmen wie der Einsatz von E‑Autos nicht immer möglich sind. Dennoch ist das THW bestrebt, seine Arbeit so umwelt­freund­lich wie möglich zu gestalten.

Hat Nach­hal­tig­keit Grenzen? Wieso sie für das THW verschoben werden müssen!

Nicht zuletzt ereig­nete sich in Sachsen Anfang 2023 ein Vorfall, der für Aufmerk­sam­keit sorgte. Bei der Räumung eines blockierten Wald­ab­schnitts stand das THW der Polizei unter­stüt­zend zur Verfü­gung. Verschie­dene Orts­ver­bände des THW stellten ihre Technik zur Verfü­gung, darunter Licht, Zelte, Radlader und Tele­s­kop­lader. Während der Räumung wurden die Geräte teil­weise von THW-Helfern bedient. In der Folge haben extre­mis­ti­sche Umwelt­ak­ti­visten das THW in sozialen Medien kriti­siert und ange­feindet. Es kam zu Aufrufen, die Einsatz­kräfte zu beläs­tigen und zu bedrohen, und in einer Tele­gram-Gruppe wurde die Adresse des THW-Orts­ver­bandes Leipzig verbreitet. Das THW beob­ach­tete die Lage besorgt und hatte Kenntnis von den Kommen­taren und Anfein­dungen.

Die Fahr­zeuge und Gerät­schaften des THW sind ein wesent­li­ches Kern­ele­ment des Einsatz­zwe­ckes. Krisen­ge­biete im Ausland oder der Trans­port von schweren Lasten sind Rahmen­be­din­gungen, die alter­na­tive Antriebe oftmals nicht zulassen und den Gebrauch von umwelt­scho­nenden Tech­no­lo­gien erschweren.

young leaders klärt auf und bietet THW eine Bühne

young leaders ist ein Jugend­bil­dungs­netz­werk und fördert junge Multiplikator*innen, die sich ehren­amt­lich enga­gieren und so einen wich­tigen Beitrag für die Gesell­schaft leisten. Sei es in der Schü­ler­ver­tre­tung, der Schü­ler­zei­tung, in der Gemeinde oder auch in poli­ti­schen Orga­ni­sa­tionen – die Liste an mögli­chen Enga­ge­ments ist endlos.

young leaders hat es sich deshalb zur Aufgabe gesetzt, diesen jungen Menschen etwas zurück­zu­geben und Ihnen Orien­tie­rung im Sinne des frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Menschen­bildes zu bieten. Dafür werden Refe­ren­tinnen und Refe­renten aus Politik, Wirt­schaft, Wissen­schaft und Gesell­schaft einge­laden, um kontro­vers und offen über Zukunfts­themen zu disku­tieren.

Im Folgenden äußert sich ein Refe­rent des THW, der eine dieser Veran­stal­tungen (young leaders Akademie und jugend presse kongress) im Verlauf des Jahres besuchte und jungen Menschen auf ihre bren­nenden Fragen antwor­tete.

Sascha_Meyer

Porträt Sascha Meyer. Bild: Kreis Paderborn.

Inter­view mit Sascha Meyer

Raphael Cull­mann: Geht Kata­stro­phen­schutz auch nach­haltig?

Sascha Meyer: Wir versu­chen es. Das ist natür­lich auch das erklärte Ziel der Bundes­an­stalt Tech­ni­sches Hilfs­werk, nach­hal­tiger zu werden. Wir versu­chen es immer mehr in den Tages­alltag zu imple­men­tieren. Wir sind natür­lich von Rahmen­be­din­gungen abhängig, z. B. bei der Mobi­lität im Einsatz. Gibt es Fahr­zeuge, die wasser­stoff­be­trieben sind, e‑mobilitätbetrieben sind und über längere weitere Stre­cken zur Verfü­gung stehen? Nein, die gibt es in dem Maße noch nicht, was das angeht, und von daher sind wir da noch bei konven­tio­nellen Tech­niken, sprich bei diesel­be­trie­benen Fahr­zeugen, aber wir haben die letzten fünf Jahre unseren Fuhr­park um rund 50 Prozent verjüngt, sodass wir also nicht mehr die LKWs haben, bei denen erst mal eine riesige Rauch­wolke rauskam, sondern modernste Technik.

Als THW haben wir eine eigene Nach­hal­tig­keits­stra­tegie und wir sind gerade dabei, Orts­ver­bände EMAS zu zerti­fi­zieren. EMAS ist ein einheit­li­cher Stan­dard, den die freie Wirt­schaft schon seit Jahren anwendet. In der öffent­li­chen Verwal­tung ist es so seit fünf, sechs Jahre an der Stelle. Das THW ist ja Bestand­teil der öffent­li­chen Verwal­tung, also wir haben das auch seit gut fünf Jahren. Man kann nicht alles gleich­zeitig machen, also jedes Jahr ein paar Orts­ver­bände mehr. Wir haben mit unseren größten Liegen­schaften ange­fangen. Das sind unsere Ausbil­dungs­zen­tren, die Schulen, wo die ehren­amt­li­chen Helfe­rinnen und Helfer hingehen. Und haben da bei Heiz­energie einge­spart, bei Wasser einge­spart. Gerade sind wir dabei, auch unsere Verpfle­gung umzu­stellen. Da regional zu gucken und weniger Fleisch. Es gibt ja da auch mitt­ler­weile viele ange­nehme Ersatz­pro­dukte. Und über unser Ehrenamt, 88.000 Einsatz­kräfte, die es ja dann in ihre Fami­lien tragen, mit in ihren Beruf tragen, das zu multi­pli­zieren, damit es sich halt auch in der breiten Masse einspielt.

Raphael Cull­mann: Wie stellt das THW die Mobi­lität der Ehren­amt­li­chen bei kata­stro­phen­si­cher bzw. bei Auslands­ein­sätzen ein?

Sascha Meyer: Wir müssen immer abwägen, welches Schutzgut im Vorder­grund steht. Ist es der Mensch, ist es natür­lich für mich persön­lich das höchste Schutzgut. Nach­hal­tig­keit hat eine hohe Bedeu­tung und danach entscheiden wir auch, welches Einsatz­mittel zum Tragen kommt. Die Frage geht ja auch ins Ausland. Wir haben gerade in der Präsen­ta­tion gesehen, dass wir im Iran im Einsatz gewesen sind. Da waren Menschen noch unter den Trüm­mern. Da war es klar, dass wir das Flug­zeug genommen haben. Bei anderen Einsätzen gucken wir, viel­leicht können wir sogar die Bahn nehmen – waren ja in letzter Zeit viele Ereig­nisse, wo wir im ersten Zug mit unserer Technik ange­reist sind, aber bei der Ablöse sicher­ge­stellt haben, dass die Helfe­rinnen und Helfer mit dem Bus zurück­ge­kehrt sind. Und wir haben auch Einsatz­lagen, wo sie zurück mit der Bahn gefahren sind. Wie gesagt, kann man gar nicht pauschal beant­worten. Es hängt von der jewei­ligen Einsatz­lage ab. Für uns nur wichtig, dass es sich in das Mindset aller Helfe­rinnen und Helfer immer mehr veran­kert.


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