Jugend­en­ga­ge­ment mit Erfolgen und Burnout 

Datum
04. November 2023
Autor*in
Maximilian Seidel
Redaktion
politikorange
Themen
#Klima #JMWS23
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Der Fridays- for -Future-Aktivist Luis von Randow im Porträt; Foto: Moritz Heck

Ein Porträt über den Klima-Akti­visten Luis von Randow.

Als Luis von Randow 13 Jahre alt ist, geht er das erste Mal mit Fridays ‑for- Future“ auf die Straße. Anschlie­ßend steckt er viel Zeit und Arbeit in den Akti­vismus – bis bei ihm Burnout diagnos­ti­ziert wird. Über einen Menschen, der viel für sein Enga­ge­ment opfert. 

Der Fridays- for ‑Future-Akti­vist Luis von Randow im Porträt. Foto: Moritz Heck

Es ist der 20. September 2019. Mehr als hundert­tau­send Menschen sind auf den Straßen im Zentrum Berlins unter­wegs. Fridays for Future“ (FFF) hat eine der größten Demons­tra­tionen in der jüngeren Geschichte der Stadt orga­ni­siert. Mit dabei ist auch Luis von Randow. Er soll an diesem Tag vor der großen Menschen­menge spre­chen – dabei ist er gerade mal 14 Jahre alt. Nervös ist er nicht. Auch dann nicht, als er auf der kleinen Bühne steht, in die vielen Gesichter blickt und anfängt in das Mikro zu spre­chen. 

Inzwi­schen ist Luis von Randow 17 Jahre alt. Er hat in seinem Leben schon einiges erlebt: er hat viele Demos orga­ni­siert, Erfolge mit Fridays for Future“ gefeiert. Aber er musste auch schon lernen, wie es sich anfühlt, ausge­brannt zu sein. 

Von Randow kommt 2006 in Berlin als Sohn einer Biologin und eines Poli­tik­wis­sen­schaft­lers auf die Welt. Er selbst sagt, dass er und seine kleine Schwester eine schöne und behü­tete Kind­heit gehabt hätten. Während er davon erzählt, sitzt er in einer kleinen Küche. Auf der Anrichte trocknen bunte Tassen, der Geschirr­spüler läuft. Im Raum stehen viele Pflanzen, ein gelb­li­ches Licht fällt auf sie. Auf dem Küchen­tisch liegt nichts außer ein kleines Spiel­zeug­auto. Von Randow nimmt es in die Hand und fängt an zu reden.  

Das Gefühl, dass etwas Großes passiert“ 

Die ersten zwei Jahre wuchs er in Kreuz­berg auf, dann entscheiden die Eltern, dass sie lieber in Tempelhof wohnen wollen. Von Randow sagt, dass er lieber in Kreuz­berg geblieben wäre – bis heute sei er deshalb etwas wütend auf seine Eltern. In der Schule hat er keine Probleme, geht nach der Grund­schule aufs Gymna­sium. Beim Abend­essen disku­tiert er oft mit seiner Familie und so inter­es­siert er sich schon früh für Politik.  

Sein Vater schlägt ihm Anfang 2019 vor, zu einer FFF-Demo zu gehen. Luis ist erst skep­tisch. Damals habe er gedacht, das sei wieder so eine lang­wei­liges Papa-Ding“. Kurz danach habe ihm aber ein Freund erzählt, wie toll die Demos doch wären. Damit war der 13-Jährige dann doch über­zeugt.  

Als von Randow von seinen ersten Demos erzählt, hat er ein Lächeln auf den Lippen. Er spricht von einem unglaub­li­chem Gemein­schafts­ge­fühl“, krasser Aufbruchs­stim­mung“ und von dem Gefühl, dass etwas Großes“ passiere. Ab dann ist er hooked“, geht zu den FFF-Team­treffen, hilft bei der Demo-Orga­ni­sa­tion und geht jeden Freitag auf die Straße.  

Ende 2019 tritt von Randow auch der Schü­ler­ver­wal­tung seiner Schule und einem Jugend­par­la­ment bei. Die Diskus­sionen über neue Schul­glo­cken und Wasser­spender hätten ihn aber schreck­lich“ gelang­weilt. Er kommt zu dem Schluss, dass nur der Akti­vismus und Protest auf der Straße ihn wirk­lich reizen. 

Doch all das Enga­ge­ment hat für von Randow seinen Preis, das merkt er 2020. Da ist er 15 Jahre alt und die Corona-Pandemie hat gerade erst begonnen. Er bekommt ein Burnout. Nichts geht mehr. Er zieht sich zurück aus dem Akti­vismus, macht eine Pause. 

Die Pause dauert etwa ein Jahr, dann will er frei­tags wieder zurück auf die Straße. Er steigt wieder voll ein bei Fridays for Future“ und arbeitet wieder als Pres­se­spre­cher für FFF-Berlin. 2023 macht er sein Abitur und beginnt ein Studium der Poli­tik­wis­sen­schaften in Berlin. 

Zeit für Hobbys hat von Randow nicht 

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Foto: Moritz Heck

Jetzt sitzt er an einem Tisch in einer kleinen Küche in Berlin-Wedding. Das Spiel­zeug­auto, mit dem er während des ganzen Gesprächs gespielt hat, fällt aus seinen Händen und landet auf dem Küchen­boden. Er hebt es wieder auf und legt es leicht beschämt weg. 

Seit über vier Jahren enga­giert Luis von Randow sich poli­tisch und opfert dafür seine Frei­zeit. 
Auf die Frage, welche Hobbys er habe, antwortet er etwas nüch­tern: Zeit für Hobbys bliebe ihm nicht. Wenn er die Zeit hätte, würde er sie für Foto­grafie und Musik nutzen, er hört am liebsten Musik aus den Sieb­zi­gern und Acht­zi­gern oder ameri­ka­ni­sche Indie-Musik. 

Manchmal frage sich von Randow, warum er das alles mache. So viel Arbeit, so viel Stress. Doch dann, sagt er, erin­nere er sich an die schönen Momente bei FFF, wie er sich auf Demos mit anderen in den Armen lag, Lieder sang und Parolen rief. Und er denke an das, was sie dadurch verän­dert hätten. Der Klima­schutz ist in der Agenda deut­scher Parteien weit nach oben geklet­tert, daran haben auch Fridays-for-Future“-Aktivist*innen wie Luis von Randow einen Anteil. 

Und trotzdem reicht ihm das nicht. Es gebe immer noch Themen, für die man auf die Straße gehen und mit Politiker*innen disku­tieren müsse. Von Randow sagt, dass die Demo­kratie von Menschen lebe, die die Energie hätten, etwas zu verän­dern. Nicht nur im Akti­vismus, sondern auch beim lang­wei­ligen“ Enga­ge­ment in der Schüler*innen-Vertretung oder im Jugend­par­la­ment. 


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