Ein grelles Crescendo mit langem Nach­hall

Datum
02. September 2024
Autor*in
Christian Lütgens
Redaktion
Jugendpresse Deutschland
Themen
#LTWTH #Kommentar
Wer künftig mit wem im Thüringer Landtag, ist gegenwärtig völlig offen. Klar ist: Von Erfurt geht ein Beben aus.

Wer künftig mit wem im Thüringer Landtag, ist gegenwärtig völlig offen. Klar ist: Von Erfurt geht ein Beben aus.

Foto: Jugendpresse Deutschland/ Christian Lue

Der beispiel­lose Wahl­kampf in Thüringen ist vorbei, die Stimmen abge­geben. Und am Himmel über Thüringen und Berlin brauen sich schon dunkle Wolken zusammen. Ein Kommentar.

In Thüringen und Sachsen – nach wie vor von vielen als der Osten“ über einen Kamm geschert – waren von 5,3 Millionen zirka 4,9 Millionen Menschen zur Wahl aufge­rufen und haben ein Pauken­schlag erschallen lassen. Kein Uner­war­tetes – Hundert­schaften an Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen haben sich lange im Voraus akkre­di­tiert – aber Eines mit Ausru­fe­zei­chen. Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass manche Koali­ti­ons­op­tion aus Blau-Schwarz-Weinrot besteht und Grün, Rot, Gelb, Pink kaum oder gar nicht mehr auftau­chen? Gleich­wohl wäre es verkehrt zu behaupten, der Osten“ wähle Blau, also eine in Teilen extre­mis­ti­sche Partei. Tut er zu knapp 70 Prozent nicht, womit ein beliebtes Narrativ der AfD schnell wider­legt wäre. 

Der Wahlkampf ist vorbei, die richtige Arbeit beginnt nun aber erst. Zumindest für diejenigen, die den Einzug in den Landtag geschafft haben.

Der Wahlkampf ist vorbei, die richtige Arbeit beginnt nun aber erst. Zumindest für diejenigen, die den Einzug in den Landtag geschafft haben.

Foto: Jugendpresse Deutschland/ Christian Lue

Komplexer wird es bei der Frage, ob sich die Alter­na­tive oder das Bündnis bei einer mögli­chen Regie­rungs­be­tei­li­gung entzau­bern oder etablieren würden, zumal landes­po­li­ti­sche Themen kaum eine Rolle gespielt haben in diesem Wahl­kampf. Klar dürfte indes sein: Von Figuren wie der russ­land­freund­li­chen Solisten Sarah Wagen­knecht oder dem führungs­am­bi­va­lenten Faschisten Björn Höcke ist – unab­hängig von der jewei­ligen Sache – kaum Geräusch­lo­sig­keit zu erwarten. Das Crescendo muss mit dem Wahl­sonntag um 18 Uhr nicht seinen Höhe­punkt erreicht haben. Apropos: Laut echot hoffent­lich aber der Vorwurf vieler Ostdeut­scher, nicht richtig verstanden und ausrei­chend reprä­sen­tiert zu werden. Das muss im Bund und in Berlin endlich ernst genommen werden. Ernst nehmen heißt aber nicht die Aufgabe der eigenen Werte und Vorstel­lungen weiterhin unter­stützt werden, die Erin­ne­rungs­kultur darf nicht vernach­läs­sigt, sondern muss gestärkt werden.

Wer spielt abseits von BSW und AfD noch eine nennens­werte Rolle in Thüringen? Die Parteien der selbst­er­nannten Über­gangs­ko­ali­tion nicht. Die Linke mit ihrer elen­digen Zerstrit­ten­heit und mehr­heits­un­fä­higen Iden­ti­täts­po­litik ist auf dem sicheren Weg in die abso­lute Bedeu­tungs­lo­sig­keit. Und auch, wenn die CDU um Mario Voigt sich als einer der Wahl­sieger der poli­ti­schen Mitte feiern lässt: Der Partei mit ihrem Bundes­vor­sit­zenden gelingt es nach wie vor nicht, die Stimmen der Unzu­frie­denen für sich zu gewinnen. Das kühne Verspre­chen Merz’, er werde die Werte der AfD halbieren, hat sich zu einer dunklen Wolke verwan­delt, die auch noch bis ins nächste Jahr über ihm und im Übrigen auch über den Ampel­par­teien schweben wird. Denn schon Ende September sind Wahlen in Bran­den­burg und 2025 ist Bundes­tags­wahl. Der Nach­hall der Wahl­er­geb­nisse in Sachsen und Thüringen könnte lang werden.


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