Die Welt mitge­stalten

Datum
27. November 2014
Autor*in
Luise Schneider
Redaktion
politikorange
Thema
#EINEWELT Zukunftsforum 2014
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Junge Menschen sind gern gese­hene Gäste auf Konfe­renzen. Ihre Naivität, ihre Geschichten und ihre Visionen sollen rühren. Auf dem Zukunfts­forum sollen sie an die Gewissen der Menschen appel­lieren. Aber können sie in Fragen der Welt­po­litik und Entwick­lungs­hilfe auch tatsäch­lich mitmi­schen?

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Jugendliche reden mit: Mitglieder von "WorldWeWant" auf dem Podium beim Zukunftsforum (Foto: Johannes Herbel)

Durch ein Fenster blicken große braune Kinder­augen. Ein grin­sendes Mädchen lehnt an einem Globus. Aufmerk­same Jugend­liche, die in Holz­hütt­chen Mathe­for­meln an Tafeln schreiben. Kleine Menschen, die gemeinsam aus einer großen Tasse essen. Das gesamte Programm der Zukunfts­charta ist mit derar­tigen Kinder­bil­dern gespickt. Vergesst nicht, warum ihr solche Konfe­renzen besucht und für wen ihr es tut – wir sind eure Kinder. Ihr entscheidet, in was für einer Welt wir aufwachsen werden.“ 22 Jahre ist es her, dass die damals 12-jährige Severn Suzuki diese Worte auf der ersten Klima­kon­fe­renz sagte. Mit ihrer Rede erlangte sie Berühmt­heit, über 28 Millionen Aufrufe hat das Video der Rede heute bei YouTube.

[youtube video=https://www.youtube.com/watch?v=TQmz6Rbpnu0] Immer wieder binden Staaten, Insti­tu­tionen und Orga­ni­sa­tionen junge Menschen in öffent­lich wirk­same Ereig­nisse ein. Die 17-jährige Schü­lerin Malala Yousafzai gewann in diesem Jahr den Frie­dens­no­bel­preis, weil sie sich trotz versuchten Mord­an­schlags für das Recht auf Bildung einsetzte. Ob vor 22 Jahren oder heute – Kinder waren und sind schon immer ein wich­tiges Instru­ment der Politik. Um Aufmerk­sam­keit zu wecken, Sympa­thien zu gewinnen und Menschen zu berühren. Ihre symbo­li­sche Trag­kraft prägt auch das Programm des Zukunfts­fo­rums – sowohl das Layout als auch den Inhalt.

Die Welt über­leben

Auf dem EINEWELT-Zukunfts­forum disku­tieren 20 enga­gierte Jugend­liche aus den unter­schied­lichsten Ländern mit UNICEF-Exeku­tiv­di­rektor Anthony Lake und mit Ahmad Alhen­dawi, dem Gesandten der Vereinten Nationen für Jugend. Von den Anwe­senden befinden sich letzt­end­lich nur zwei dauer­haft auf der Bühne. Die beiden stellen Fragen zu Themen vor, die sie als Jugend­liche beson­ders bewegen und über die sich die Politik mehr Gedanken machen sollen. Sie wollen wissen, wie die Vereinten Nationen die Krise in der Ukraine beein­flussen können, und fragen unter anderem, was die UN für eine bessere Wahr­neh­mung von Flücht­lingen tut.

Am Schluss fragt die Mode­ra­tion die Teil­neh­me­rInnen, was für eine gemein­same und gerechte Welt nötig ist. Youth parti­ci­pa­tion“, sagt Sophie Trobitzsch. Die 15-Jährige nimmt regel­mäßig an Veran­stal­tungen wie dem Zukunfts­forum teil und setzt sich bei World­We­Want“ dafür ein, dass die Jugend mehr Chancen bekommt, sich poli­tisch zu betei­ligen. Neben Bildung sei ihr vor allem die Umwelt wichtig. Denn wir wollen ja natür­lich alle, dass unsere Kinder später eine Welt erleben, in der wir auch leben.“

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"Es fehlt für Jugendliche noch an Beteiligungsmöglichkeiten auf Bundesebene" - Christian Stärk (Foto: Luise Schneider)

Nicht genug Parti­zi­pa­tion

Im Neben­raum simu­lieren Jugend­liche eine Staats­se­kre­tärs­runde mit Peter Altmaier, dem ehema­ligen Umwelt­mi­nister und derzei­tigen Chef des Bundes­kanz­ler­amts. Unter ihnen ist auch der 21-jährige Chris­tian Stärk. Er war bis Mai Landes­schü­ler­spre­cher und setzt sich im Gespräch für mehr Betei­li­gung von Jugend­li­chen in Deutsch­land ein. Er fordert daher mehr Betei­li­gungs­foren statt plato­ni­scher Simu­la­ti­ons­pro­zesse und schlägt ein Jugend­par­ti­zi­pa­ti­ons­zen­trum vor: Junge Menschen sollten in kommu­nalen, landes- und auch bundes­weiten Entschei­dungen der Politik mitwirken können. So wünscht er sich, beispiels­weise auch in Arbeits­kreise einge­bunden zu werden, die Entschei­dungen auf globaler Ebene disku­tieren. Denn es sei ihre Zukunft, über die Poli­ti­ke­rInnen heute entscheiden. Nur auf Bundes­ebene werden wich­tige Entschei­dungen der Außen- und Klima­po­litik getroffen. Es fehlt für Jugend­liche noch an Betei­li­gungs­mög­lich­keiten, insbe­son­dere auf Bundes­ebene, um bei poli­ti­schen Prozessen mitzu­wirken“, sagt Chris­tian. Aber poli­tisch wird das häufig zu wenig gewollt.“

Bis dahin werden Kinder und Jugend­liche wohl oder übel als Gewis­sens­we­cker instru­men­ta­li­siert werden. Bei der Über­gabe der Zukunfts­charta stellt sich eine große Gruppe von Kindern um Kanz­lerin Merkel und Entwick­lungs­mi­nister Müller herum. Dazu wird ihnen eine aufblas­bare Welt­kugel und Papp­pla­kate in die Hände gedrückt. Bei diesem Anblick drängt sich Eindruck auf, dass sie bis auf Weiteres wohl nur süße Spiel­bälle auf dem Parkett der Politik bleiben. Jeden­falls so lange, bis Jugend­liche wie Chris­tian und Sophie die Welt vom Gegen­teil über­zeugen.

Mitar­beit: Alex­ander Kauschanski


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