Die Qual der Wahl

Datum
01. September 2019
Autor*in
Marija Skvoznikova
Redaktion
politikorange
Thema
#sltw19
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Viele Erst­wäh­le­rinnen und Erst­wähler erleben die Qual der Wahl“ vor der säch­si­schen Land­tags­wahl am 1. September 2019. Dafür ist es wichtig, sich im Vorfeld zu infor­mieren. Der Jugend­stadtrat Hoyers­werda hat in Koope­ra­tion mit dem Inter­na­tio­nalen Bund die Spit­zen­kan­di­daten des Wahl­be­zirks zur Grill­party einge­laden. Marija Skvoz­ni­kova war auch dabei. 

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Plakatdschungel im sächsischen Wahlkampf. I Foto und Bearbeitung: Marija Skvoznikova

Der Count­down läuft. Es sind neun Tage bis zur Land­tags­wahl in Sachsen. Die Spit­zen­kan­di­daten des Wahl­kreises 55 machen sich auf den Weg zu einer, für sie unge­wöhn­li­chen Diskus­si­ons­runde. Die strengen Büro­an­züge können sie heute zuhause lassen, Forma­lität wird an diesem Abend klein geschrieben. Das Format des Jugend-Wahl­fo­rums ist unge­wöhn­lich, weil die Poli­tiker nur einen groben Ablauf erhalten haben: Sie wurden weder über Themen, noch Fragen im Voraus infor­miert. Außerdem besteht ihr Publikum an diesem Abend aus über­wie­gend jungen Menschen, die teil­weise noch nicht wählen dürfen.

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Männerrunde: Nach Kandidatinnen suchte man vergeblich. I Foto: Marija Skvoznikova

Welche Posi­tionen stehen hinter den Personen?

Nach einer musi­ka­li­schen Perfor­mance des Gunder­mann-Songs folgt die erste Kennen­lern­runde. Lukas Mosler (Die Grünen/​Aktives Hoyers­werda), Frank Hirche (CDU), Ralf Blüchner (Die Linke), Dirk Nasdala (Freie Wähler), Karsten Hilse (AfD) und Kevin Stanulla (SPD) haben ledig­lich 30 Sekunden Zeit, um sich vorzu­stellen.

Manch einer präsen­tiert sofort seine poli­ti­schen Inten­tionen, andere legen in der Vorstel­lungs­runde Akzente auf den beruf­li­chen Werde­gang. Doch Chris­tian Völker-Kieschnick, Mode­rator der Diskus­si­ons­runde, weiß, dass der Lebens­lauf noch lange nicht die Persön­lich­keit eines Menschen beschreibt. Er fragt nach der letzten guten Tat der Disku­tie­renden und bittet sie, ihren perfekten Tag zu beschreiben. Lukas Mosler appel­liert dafür, mehr Wert auf die kleinen Gefäl­lig­keiten im Leben zu legen, zum Beispiel Türen aufzu­halten. Karsten Hilse dagegen erin­nert sich gerne an die glück­li­chen Momente aus seiner Zeit als Poli­zist. Bevor er Abge­ord­neter wurde, rettete er Menschen­leben.

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Dialog im direkten Austausch. I Foto: Marija Skvoznikova

Dialoge zur Posi­ti­ons­be­stim­mung

Nach dem offi­zi­ellen Part verlassen die Spit­zen­kan­di­daten das Podium. Junge Menschen gehen auf sie zu und stellen zahl­reiche Fragen. Dabei prallen die unter­schied­li­chen Meinungen, Vorstel­lungen und Forde­rungen von der Jugend auf die Kandi­daten.

Karsten Hilse (AfD) liegt das säch­si­sche Baby-Begrü­ßungs­geld in Höhe von 5.000 Euro, am Herzen. Die finan­zi­elle Hilfe soll die Gebur­ten­rate stei­gern, Fami­lien unter­stützen und junge Menschen dazu anregen, Verant­wor­tung als Eltern zu über­nehmen. Die Mitglieder der Jungen Union dagegen wünschen sich eine stär­kere Förde­rung des länd­li­chen Raumes durch neue ÖPNV-Verbin­dungen, Ausbau des Stra­ßen­netzes und Glas­faser-Verle­gung.

Die weichen Stand­ort­fak­toren sind gegeben“, sagt Ralf Zeidler, Frak­ti­ons­vor­sit­zender der Freien Wähler und beschreibt die hervor­ra­gende soziale Infra­struktur, die Wohn­lage und das Flächen­an­gebot der Lausitz. Karsten Hilse (AfD) appel­liert für die Idee der Lausitz-Sonder­wirt­schafts­zone. Durch Steu­er­ver­güns­ti­gungen könne man in- und auslän­di­sche Unter­neh­me­rinnen und Unter­nehmer in der Region ansie­deln, sagt der Bundes­tags­ab­ge­ord­nete. Obwohl die CDU-Vorsit­zende Anne­gret Kramp-Karren­bauer den Vorschlag für sinn­voll hält, wird dieser von Sozi­al­de­mo­kraten des Bundes­landes Sachsen abge­lehnt. Es würde nur die tempo­räre Ansied­lung der Unter­nehmen bewirken und das Lohn­dum­ping vor Ort unter­stützen, so Martin Dulig, Säch­si­scher Staats­mi­nister für Wirt­schaft, Arbeit und Verkehr.

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Für Sachsen, aber für eine konkrete Partei? Diese Frage stellten sich viele Erstwählende. I Foto: Marija Skvoznikova

Neue Perspek­tiven

Auch wenn alle Kandi­daten verschie­dene Posi­tionen vertreten, sind sie sich bei einem Thema sehr einig: Die Stadt Hoyers­werda, die nach der Wende 35.000 Einwohner verloren hat, braucht neue Perspek­tiven.

Auch wenn der Kohle-Ausstieg eine große Umstruk­tu­rie­rung mit sich bringt, eröffnet er gleich­zeitig neue Möglich­keiten für die Region. So plant die Tech­ni­sche Univer­sität Dresden in Koope­ra­tion mit der säch­si­schen Staats­kanzlei einen neuen IT-Campus am West­ufer des Scheibe-Sees. 3.000 Infor­matik-Studie­rende sollen künftig in der Konrad-Zuse-Compu­ter­stadt“ ausge­bildet werden. Zudem werden sie schnelle S‑Bahn-Verbin­dungen in die Landes­haupt­stadt, gerechte Wohn­räume am See und neue Frei­zeit­mög­lich­keiten in der Stadt benö­tigen. Inspi­riert von der Idee wurden die Infor­matik-Profes­soren und ‑Profes­so­rinnen vom schwe­di­schen Uni-Campus in Växjö, welche bereits 15.000 Studie­rende in die ruhige Gegend des Südschwe­dens herholte.


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