Eine unüber­wind­bare Hürde für die FDP

Datum
02. September 2019
Autor*in
Cindy Boden
Redaktion
politikorange
Thema
#sltw19
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Von: Cindy Boden, Wahlparty FDP 1.9.19

Die Wahl­party der Sachsen-FDP fiel ohne Jubel­schrei aus. Lange musste die Anhän­ger­schaft zittern, denn die Prozent­zahlen bewegten sich weg vom erhofften Erfolg, der Fünf-Prozent-Hürde. Auch der nächste Wahl­kampf wird für die Libe­ralen außer­par­la­men­ta­risch statt­finden.

Es hat schon wieder nicht gereicht: Die FDP verpasste den Einzug in den säch­si­schen Landtag. Im vorläu­figen Endergebnis holten sie 4,5 Prozent der abge­ge­benen Stimmen. Damit müssen die Partei­mit­glieder sowie alle Unter­stüt­zenden weitere fünf Jahre ohne parla­men­ta­ri­sche Betei­li­gung um ihre Stand­punkte kämpfen.

Als 18 Uhr die erste Prognose auf der Lein­wand im Inter­na­tio­nalen Congress Center Dresden erschien, ging ein lautes Murren der etwa 100 Party­gäste durch den Saal. 4,8 Prozent stand über dem gelben Balken, die Fünf-Prozent-Hürde war nicht erreicht. Kein Jubel­schrei, aber auch keine Tränen. Statt­dessen ernüch­ternde Mienen. Dass der Abend für die FDP-Anhän­ger­schaft ein Krimi werden würde, war bereits vorher klar, denn die Umfragen verschie­dener Meinungs­for­schungs­in­sti­tute schrieben der FDP Werte rund um fünf Prozent zu. Durch mögliche statis­ti­sche Unge­nau­ig­keiten ein Wert, der kein klare Aussage darstellt.

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Holger Zastrow, Landesvorsitzender der FDP, wirbt nach der ersten Wahlprognose noch für Optimismus. Foto: Cindy Boden

Gegen 18.30 Uhr trat der FDP-Landes­vor­sit­zende Holger Zastrow vor das etwa zehn Meter lange Bühnen­banner mit dem Wahl­kampf­motto Einfach machen!“. In Jeans und Hemd wagte er sich zu diesem Zeit­punkt noch an keine genaue Analyse. Wir haben zuge­legt, mal sehen, wie es wird“, sagte Zastrow mit Blick auf die Ergeb­nisse der vorhe­rigen Land­tags­wahl 2014. Damals flog die Partei bereits eben­falls mit ihm als Spit­zen­kan­di­daten mit 3,8 Prozent aus dem Landtag. Die voran­ge­gan­gene Regie­rungs­be­tei­li­gung als Juni­or­partner der CDU schien der Partei geschadet zu haben.

Den weiteren Abend wollte Zastrow opti­mis­tisch angehen. Auch in Gesprä­chen mit Party­be­su­chern schien die Stim­mung bis kurz nach 19 Uhr noch hoff­nungs­voll, da vor allem die Wahl­kreise der Städte noch nicht ausge­zählt waren. Auf diese Stimmen hofften die Anwe­senden.

Schwie­rig­keit: Außer­par­la­men­ta­ri­scher Wahl­kampf

Zastrow wies darauf hin, dass außer­par­la­men­ta­ri­scher Wahl­kampf unfassbar schwierig“ sei. Vor allem die fehlende Sicht­bar­keit, wenn eine Partei fünf Jahre nur außer­halb des Parla­ments handeln kann, beschäf­tigte ihn. Mit den beschränkten Mitteln bei einem so großen Parla­ment landes­po­li­ti­sche Themen zu setzen, sei nahezu unmög­lich, doch: Am Geld hat es nicht gelegen.“ Der Landes­ver­band habe Spenden gewinnen können, um den Wahl­kampf zu finan­zieren.

Den entschei­denden Grund für die fehlenden Stimmen sah der Landes­vor­sit­zende in der Pola­ri­sie­rung zwischen AfD und CDU. Zastrow kriti­sierte, dass sich das Themen­set­ting in den medialen Diskus­si­ons­runden darauf beschränkte, wer stärkste Partei werde und es um Befürch­tungen ging wie um Gottes Willen, die AfD könnte stärkste Partei werden“. Zurecht würden viele diese Aussichten als proble­ma­tisch empfinden, doch die Folge daraus sei der FDP zum Verhängnis geworden: Dann kriegt am Ende dieje­nige Partei die Stimmen, nämlich die Union, die die Haupt­ver­ant­wor­tung für viele Miss­stände im Land trägt und auch die Haupt­ver­ant­wor­tung dafür, dass es über­haupt eine AfD gibt.“ Und das, obwohl Wähler und Wähle­rinnen unter anderen Bedin­gungen nicht CDU wählen würden. Die sind jetzt die Wahl­ge­winner, AfD und CDU. Das muss man erst einmal verdauen“, so Zastrow.

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Im Wahlplakat-Dschungel stechen die neonfarbenen Plakate der FDP heraus. Foto: Cindy Boden

Obwohl die FDP in den letzten Jahren im Landtag von Sachsen nicht aktiv werden konnte, ist sie dennoch eine Partei, die bundes­po­li­tisch oder in anderen Bundes­län­dern parla­men­ta­risch agieren kann. Auch in der MDR-Wahl­arena Ende August konnte sich Zastrow einbringen.

Seit die Bundes-FDP vor rund zwei Jahren der Jamaika-Koali­tion mit CDU und Grünen eine Absage erteilte, haben auch die Landes­ver­bände vieler­orts zu kämpfen. Fest­zu­halten bleibt: Wenn die FDP mit fünf Prozent in den säch­si­schen Landtag gekommen wäre, hätte es womög­lich für eine Koali­ti­ons­al­ter­na­tive neben Schwarz-Rot-Grün gereicht. Doch jetzt beob­achtet die FDP erneut von den Zuschau­er­rängen, welche Parteien sich der Regie­rungs­her­aus­for­de­rung stellen.


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