Auch Jugend­liche haben ein Mitspra­che­recht

Datum
31. März 2021
Autor*in
Sabrina Wagner
Redaktion
politikorange
Themen
#LandtagswahlBW21 #Gen Z
Vorschaubild. Foto: Christopher Folz- / JPD

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Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz

Jugend­liche können Wahl­kampf gestalten, mit 16 Partei­mit­glied werden, doch wählen dürfen sie noch nicht überall. In ihrem Kommentar erklärt poli­ti­ko­range-Redak­teurin Sabrina Wagner, warum sie das unfair findet.

Den Moped­füh­rer­schein machen, bis 24 Uhr einen Club besu­chen oder heiraten: Das alles ist möglich, sofern man das 16. Lebens­jahr voll­endet hat. Und auch in poli­ti­scher Hinsicht haben 16-Jährige teil­weise das Wahl­recht. In Baden-Würt­tem­berg dürfen sie die*den Bürgermeister*in wählen und bei den Kommu­nal­wahlen ihr Kreuz machen. In Bran­den­burg, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein gilt das auch für Wahlen zum Landes­par­la­ment. Und siehe da – wo 16- und 17-Jährige mitwählen, ist die Welt nicht unter­ge­gangen. Deswegen sollen auch Jugend­liche im Süden mehr mitbe­stimmen dürfen.

Jugend enga­giert sich, darf aber nicht wählen?

Soziale Bewe­gungen wie etwa Fridays for Future zeigen, dass sich viele Jugend­liche nicht nur für Politik inter­es­sieren, sondern auch enga­gieren. Der demo­gra­fi­sche Wandel führt dazu, dass ältere Gene­ra­tionen der Wahl­be­rech­tigten jüngere leicht über­stimmen können. Das Statis­ti­sche Landesamt geht von 500.000 Erstwähler*innen unter den 7,7 Millionen Wahl­be­rech­tigten in Baden-Würt­tem­berg aus. Entschei­dungen, die heute getroffen werden, wirken sich auf die Zukunft aus und betreffen die nicht wahl­be­rech­tigten Jugend­li­chen lang­fristig. Darum sollten wir Jugend­liche mitbe­stimmen und Verant­wor­tung über­nehmen dürfen.

Der Blick in die gegen­wär­tige Realität zeigt: Eine Absen­kung des Wahl­al­ters würde nicht vorrangig dafür sorgen, dass mehr­heit­lich 16-Jährige ihre Stimme abgeben dürfen, sondern dafür, dass mehr Jungwähler*innen bei ihrer ersten Wahl unter 20 Jahre alt sind. Wer gerade 17 Jahre alt ist und damit die Wahl in diesem Jahr knapp verpasst hat, wird bei der Land­tags­wahl 2026 schon 22 sein. Doch mit stei­gendem Alter steigt auch die Scham, zuzu­geben, wenn man noch keine Ahnung von den verschie­denen Parteien und Inhalten hat. Das kann dazu führen, dass schließ­lich gar nicht gewählt wird.

Ein früheres Wahl­recht würde ermög­li­chen, dass die erste Land­tags­wahl häufiger parallel zum Schul­be­such statt­findet. Dort könnten Erstwähler*innen durch passende Unter­richts­ein­heiten auf ihre erste Land­tags­wahl vorbe­reitet werden. Auf dieser Grund­lage können Jugend­liche gut infor­miert ihr erstes Kreuz machen.

Foto: elements5-digital / unsplash

Mit der Wahlalterabsenkung und demokratischer Bildung das Nicht-Wählen vorbeugen. Foto: elements5-digital / unsplash

Steuern sind kein Argu­ment

Sicher, auch Kritiker*innen haben Argu­mente. Doch viele berufen sich auf Aspekte, die auch Voll­jäh­rige betreffen. So wird häufig ange­führt, dass Jugend­liche leicht zu beein­flussen seien. Einige bereits seit Jahren berufs­tä­tige Menschen finden auch, dass Jugend­liche noch nicht wählen sollten, weil sie noch keine Steuern zahlen. Das machen jedoch auch gering­ver­die­nende Voll­jäh­rige und Studie­rende nicht. Auf der anderen Seite können Jugend­liche in diesem Alter bereits eine Ausbil­dung machen, Geld verdienen und Abgaben leisten. Das Argu­ment nur wer steu­er­pflichtig ist, darf wählen“ gilt also nicht.

In keinem Fall darf die ange­nom­mene Wahl­ent­schei­dung der Jugend­li­chen ein Argu­ment gegen die Herab­set­zung des Wahl­al­ters sein. Wer fürchtet, dass Jugend­liche eine zu linke Mehr­heit wählen würden und ihnen deshalb das Wahl­recht vorent­halten will, hat Demo­kratie nicht verstanden. Außerdem könnten die Jugend­li­chen alleine sowieso nicht die Mehr­heit verän­dern. Das Ergebnis der dies­jäh­rigen Jugend­wahl in Baden-Würt­tem­berg, bei der alle Kinder und Jugend­liche unter 18 ihre Stimme abgeben durften, zeigt übri­gens, dass neben 33,09 Prozent für die Grünen auch 26,05 Prozent an die CDU gingen. Das sind 2,04 Prozent mehr als ihr Ergebnis bei der regu­lären Land­tags­wahl. Eine Mehr­heit für die Linken stelle ich mir anders vor.

Hoffen auf die nächste Legis­la­tur­pe­riode?

Nun ist im Ländle gerade eine Wahl­ent­schei­dung gefallen. In den kommenden Koali­ti­ons­ver­trag könnten die Forde­rungen nach dem Wählen ab 16 aufge­nommen und die Forde­rung bei der Land­tags­wahl 2026 Realität werden. Die Parteien sollten ihren zukünf­tigen Wähler*innen ein Angebot machen und ihnen ein Mitspra­che­recht gewähren.

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