Auch die EU hat eine Jugend­stra­tegie

Datum
25. September 2018
Autor*in
Ann-Marlen Hoolt
Redaktion
politikorange
Thema
#Jugendstrategie19
Foto Europa Teich

Foto Europa Teich

Eine Jugend­stra­tegie verfolgt nicht nur die Bundes­re­gie­rung. Auch die Euro­päi­sche Union (EU) kümmert sich um die Belange junger Leute. Wie auch auf Bundes­ebene ist diese Stra­tegie lang­fristig ange­legt. Die letzte Stra­te­gie­phase begann im Jahr 2010 und läuft zum Jahres­ende aus. Im kommenden Jahr soll dann eine neue acht­jäh­rige Phase starten. Wie diese Stra­tegie aussieht, erzählte Andreas Schneider, Abtei­lungs­leiter im öster­rei­chi­schen Bundes­kanz­leramt für den Bereich Euro­päi­sche und Inter­na­tio­nale Fami­lien- und Jugend­po­litik“ .

EU_jugendstrategie

Andreas Schneider, Abteilungsleiter für den Bereich "Europäische und Internationale Familien- und Jugendpolitik", referiert auf der Konferenz "Politik für, mit und von Jugend".

Öster­reich hat in diesem Jahr den Vorsitz des EU-Rates. Diese soge­nannte Rats­prä­si­dent­schaft rotiert jähr­lich. Als dies­jäh­riger Rats­prä­si­dent obliegt es der öster­rei­chi­schen Regie­rung, einen Entwurf für die kommenden EU-Jugend­stra­tegie zu entwi­ckeln. Ob diese Stra­tegie dann auch genau so umge­setzt wird, steht noch nicht fest. Der Vortrag des EU-Beauf­tragten Schneider ist also zunächst nur einen Ausblick. Junge Leute in ganz Europa haben ähnliche Bedürf­nisse Auffällig: Die Grund­ziele, welche die EU mit ihrer Jugend­stra­tegie verfolgt, unter­scheiden sich nur wenig von denen des Bundes­fa­mi­li­en­mi­nis­te­riums. Schneider erzählt außerdem von einer Jugend­kon­fe­renz in Kanada, die Forde­rungen für eine jugend­ge­rech­tere Gesell­schaft zusam­men­trug. Diese Forde­rungen waren fast iden­tisch mit den Zielen der EU, ohne dass es Abspra­chen exis­tierten. Kein Wunder, denn junge Menschen, egal in welchem Land, haben im Kern eine Menge gemeinsam. Die Ober­be­griffe Gesund­heit, Arbeit, Lernen, Gleich­heit und Diver­sität – das betrifft alle Jugend­li­chen auf der ganzen Welt. Zusätz­lich zu diesen grund­sätz­li­chen Zielen gibt es auch ein paar Unter­schiede. Die EU möchte junge Menschen über die Länder­grenzen hinaus zusam­men­zu­bringen, beispiels­weise durch Erasmus- und Austausch­pro­gramme. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass der Wert des infor­mellen Lernens und des inter­kul­tu­rellen Austau­sches stärker aner­kannt wird“, so Schneider. Die Fragen, die sich der Euro­päi­sche Rat bei der Umset­zung seiner Jugend­stra­tegie stellen muss, sind dieselben, die sich auch der Bund stellt: Wie können wir unsere Ideen für eine Jugend­stra­tegie mit jungen Leuten teilen? Wie können wir sie am Entschei­dungs­pro­zess betei­ligen?
Wie können wir eine Stra­tegie entwi­ckeln, die auch 2027 noch zu den Bedürf­nissen junger Leute passt?

Wie kann die EU ihre Jugend­stra­tegie durch­setzen?

Bei der Umset­zung der Pläne für die neue Jugend­stra­tegie gibt es einige Probleme. Zum einen müssen alle Mitglieds­staaten mit den Plänen einver­standen sein. Jedes Land ist anders und arbeitet mit unter­schied­li­chen Rahmen­be­din­gungen. Als Rats­prä­si­dent fordert Öster­reich von allen EU-Mitglieds­staaten einen Drei-Jahres-Plan für deren natio­nale Jugend­stra­te­gien. Diese sind nicht verbind­lich, darum geht es Schneider nicht: Es ist eher so, dass wir alle Staaten dazu bringen wollen, sich mit ihren Plänen für junge Menschen zu beschäf­tigten“.

Im besten Fall können alle Länder vonein­ander lernen. Wer weiß – viel­leicht passen Teile des portu­gie­si­schen Plans perfekt auf die Situa­tion in Sachsen.“

Klingt prak­tisch, doch einige Mitglieds­staaten sträuben sich gegen den büro­kra­ti­schen Mehr­auf­wand. Tsche­chien und Finn­land beispiels­weise sind voll­kommen gegen einen Drei-Jahres-Plan. Die einen haben Ideen, andere sehen das anders: Da hilft nur disku­tieren. Ein weiteres Problem­chen“ gibt es: Der Vositz des Euro­päi­schen Rates wech­selt alle sechs Monate. Jedem Land ist etwas anders wichtig und so werden halb­jähr­lich neue Themen disku­tiert. Das ist zum Einen gut, weil so jedes Land seine Anliegen einbringen kann. Es ist aber auch proble­ma­tisch, weil es Themen gibt, die lang­fris­tiger bear­beitet werden sollten. Für die EU-Jugend­stra­tegie arbeiten deshalb immer drei Länder zusammen und einigen sich auf ein Thema, das sie in den andert­halb Jahren ihrer gemein­samen Rats­prä­si­dents­schaft bear­beiten wollen. So hat es Öster­reich mit Bulga­rien und Estland gemacht. So soll es dann auch Deutsch­land mit Portugal und Slowe­nien für die Jahre 2020 und 2021 machen.

Jugend­ge­rechte Sprache steht nicht auf der Agenda

EU-Beauf­trager Schneider hat augen­schein­lich viel zu tun, seine Präsen­ta­tion habe er zwischen zwei Terminen ange­fer­tigt, gibt er zu. Das ist nach­voll­ziehbar – vor dem Hinter­grund, dass er auf einer Konfe­renz für Politik von, für und mit Jugend spricht, sind die Fach­be­griffe jedoch unpas­send. Ein Mix aus engli­scher und deut­scher Beam­ten­sprache, Aufzäh­lungen – Schnei­ders Vortrag ist alles andere als jugend­ge­recht. Dabei geht es doch genau darum: Die Jugend mit ins Boot zu holen und zu begeis­tern für Politik auf Bundes- und EU-Ebene. Mit inter­es­santen Themen wie der EU-Jugend­stra­tegie würde das gehen. Mit anspre­chend aufbe­rei­teten Vorträgen bestimmt noch besser.


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