Zum Wahl­sieg geklickt

Datum
01. Juni 2015
Autor*in
Lou Antoinette Godvliet
Redaktion
politikorange
Thema
#JMWS15
Onlinevoting_Michele-Ursino_flickr_BY-SA_2-0_1

Onlinevoting_Michele-Ursino_flickr_BY-SA_2-0_1

Der Gang zur Urne – Tradi­tion oder schon längst über­holt? Das Internet ist in nahezu alle Bereiche des Lebens vorge­drungen. Sollen wir demnächst auch per Klick eine Wahl­ent­schei­dung treffen?

Onlinevoting_Michele-Ursino_flickr_BY-SA_2-0

Update für die Demokratie: Wird es in Zukunft die App zur Bundestagswahl geben? (Foto: Michele Ursino, flickr.com, CC-BY-SA 2.0)

Ich laufe zur Bushal­te­stelle und mir fällt ein Plakat ins Auge. Ach ja, heute sind Ober­bür­ger­meis­ter­wahlen. Dann gebe ich doch schnell noch meine Stimme ab! Ich zücke das Smart­phone, öffne den Browser und setze virtuell meine Kreuz­chen. So oder so ähnlich könnte die Wahl der Zukunft aussehen. Bequem, schnell und einfach seine Stimme abgeben – das klingt doch toll. Und legt die Vermu­tung nahe, dass poli­ti­sche Wahlen auf elek­tro­ni­schem Wege die Wahl­be­tei­li­gung erhöhen könnten. Immerhin sind beson­ders junge Leute mit den neuen Medien vertraut und bauen sie unver­zichtbar in ihren Alltag ein. Smart­phone und Tablet könnten per App an die Wahl erin­nern – zeit­gemäß.

Dr. Volker Mitten­dorf, Poli­tik­wis­sen­schaftler an der Uni Wuppertal und Experte auf dem Gebiet der Wahl­for­schung, hält einen Anstieg der Wahl­be­tei­li­gung durch ein Online-Verfahren aller­dings für marginal: Zusätz­lich besteht das Risiko, dass ältere Menschen abge­schreckt werden, die der Digi­ta­li­sie­rung skep­tisch gegen­über­stehen“, sagt er. Für zentral hält er auch die Frage nach der Daten­si­cher­heit. Die Technik kann noch kein unver­fälschtes Wahl­er­gebnis gewähr­leisten. Wenn es um Macht geht, wird es auch Mani­pu­la­ti­ons­ver­suche geben“, sagt Mitten­dorf. In der Tat gelang es dem Chaos Computer Club in den Nieder­landen in einem Versuch, elek­tro­ni­sche Wahl­ma­schinen so zu hacken, dass die Mani­pu­la­tion nicht einmal nach­weisbar war.

Räum­liche Unab­hän­gig­keit dank der Online-Wahl

Der Wupper­taler Jugendrat (WJR) führte 2012 zum ersten Mal Online-Wahlen durch. Ulf Lietz, ehema­liges Mitglied des Rates, berichtet, dass man sich für dieses Verfahren entschied, um die Wahlen modern zu gestalten und mit der Zeit zu gehen, da Jugend­liche immer mehr Zeit im Internet Verbringen“. Den Ansatz hält Lietz für richtig, die Umset­zung aber für verbes­se­rungs­würdig. Für Jugend­liche, die kein Smart­phone oder einen Computer besitzen, um online abzu­stimmen, könnten Inter­net­cafés und Schulen mit einge­rich­teten Compu­ter­räumen unter­stüt­zend wirken.

Die geogra­fi­sche Unab­hän­gig­keit ist eine inter­es­sante Kompo­nente der Online-Wahl und eines der Haupt­ar­gu­mente für die Durch­füh­rung in der Schweiz. Die Online-Abstim­mung soll eine recht­zei­tige Stimm­ab­gabe der im Ausland lebenden Schweizer gewähr­leisten. Gerade im Zeit­alter der Globa­li­sie­rung spielt die Wahl aus dem Ausland für immer mehr Menschen eine Rolle. Online-Wahlen werden ziem­lich sicher in der Zukunft normal sein, meint Mitten­dorf. Das ist nur eine Frage der Zeit.“

Entschei­dende Fragen stellen sich vor allem im Bereich der Sicher­heit, denn dass die Krimi­na­lität vor der Online-Urne Halt macht, ist nicht zu erwarten. Mit entspre­chendem Schutz bietet das Verfahren vor allem Chancen für dieje­nigen, denen Politik oft trocken und altba­cken erscheint: den jugend­li­chen Wählern von Morgen.

Was die Autorin zuletzt gepostet hat und welche digi­talen Trends sie im Jour­na­lismus beob­achtet, könnt ihr hier auf mitmi​schen​.de nach­lesen.


Empfohlene Beiträge

Werde Teil unserer Community

Entdecke spannende Geschichten, vernetze dich mit anderen jungen Journalist:innen und gestalte die Medienlandschaft von morgen mit. Melde dich jetzt an und bleibe immer auf dem neuesten Stand.

Wehrpflicht Redaktion Gruppenbild