Immer häufiger sind Journalist*innen von Hassrede im Internet betroffen. politikorange-Redakteurin Melanie Schönberger war bei den Jugendmedientagen dabei, als junge Medieninteressierte die Möglichkeit bekamen, sich aus Sicht von Betroffenen und Konzernen mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Hate Speech erkennen Fast alle Internetnutzer*innen sind Hate Speech im Internet ausgesetzt. Ob in den Facebook Kommentarspalten oder im eigenen Twitter Feed sind Hass und Ausgrenzung für viele User*innen alltäglich geworden. Der Amadeu-Antonio-Stiftung zufolge ist „Hassrede ein sprachlicher Ausdruck von Hass gegen Personen und Gruppen, insbesondere durch die Verwendung von Ausdrücken, die der Herabsetzung und Verunglimpfung dieser Personengruppe dienen.“ Die Stiftung engagiert sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus. Typische Merkmale von Hate Speech sind Verschwörungstheorien, gezielte Desinformation, der Verweis auf Stereotype und die vermeintlichen Unterschiede zwischen verschieden gesellschaftlichen Gruppen. Hassrede im Journalismus Die Journalistin Thembi Wolf erzählte auf den Jugendmedientagen 2019 von ihrem persönlichen Shitstorm. Nach einem kurzen Snapchat Beitrag, in dem sie die Abschaffung aller christlichen Feiertage forderte, sei eine Welle von Hasskommentaren auf sie zugerollt. Es ging nicht um den Inhalt des Beitrags, sondern die Tatsache, dass er von einer schwarzen Frau verfasst wurde. In den Kommentaren ging es mehr um das Aussehen der Autorin als um ihr Video. Sina Laubenstein vom No Hate Speech Movement, einem Netzwerk, das sich gegen Hass im Netz einsetzt, erklärt, „dass Hate Speech ein Problem ist, was viel zu lange ignoriert wurde und als etwas abgetan wurde, dass nur im Internet existiert.“ Einer, der vom Gegenteil berichten kann ist der Blogger Linus Giese, der auf Twitter unter anderem über seine Geschlechtsangleichung berichtet. Er erzählt, wie er dem Hass nicht nur täglich im Internet ausgesetzt sei, sondern auch im realen Leben regelmäßig Besuch von „seinen“ Hatern bekäme. Demokratie in Gefahr „Hate Speech verletzt unsere Gesellschaft, es gibt keine Meinungsvielfalt mehr, es macht uns kaputt“, verdeutlicht Sina Laubenstein. Die Pressefreiheit ist in Deutschland im Grundgesetz verankert. Diese ist nicht mehr gewährleistet, wenn Journalist*innen aufgrund ihrer Arbeit bedroht werden. Dann gewinnen immer mehr diejenigen die Meinungshoheit, die menschenfeindliche Narrative legitimieren, zur politisch motivierten Gewalt aufrufen und mit gezielt falschen Informationen den Wahrheitsbegriff ins Lächerliche ziehen. Die Amadeu-Antonio-Stiftung nennt einige präventive Maßnahmen, die junge Journalist*innen beachten können, um einen geregelten Umgang mit Hate Speech gewährleisten zu können und dieser entgegenzuwirken. Durch bestmögliche Transparenz, zum Beispiel bei der Recherche kann Vorwürfen der Nährboden entzogen werden. Grundsätzlich müsse immer zwischen gerechtfertigter Kritik und Hassrede unterschieden werden. Um besser auf einen Shitstorm reagieren zu können, lohne es sich, einen Notfallplan zu erarbeiten. In diesem sollte stehen, welche Schritte im Falle eines Shitstorms geschehen sollten. Das spare im Ernstfall viele Ressourcen. Ebenfalls hilfreich sei eine sogenannte Netiquette, in der Handlungskriterien aufgelistet sind. So wird deutlich, dass es einen demokratischen Umgang mit digitalen Freiheiten gibt. Im Falle eines Shitstorms sei außerdem eine Vertrauensperson hilfreich, die den Hass filtert.
Dreistündiger Workshop zum Thema Hate Speech bei den Jugendmedientagen 2019. Unsere Autorin Melanie Schönerger (2. v. l.) ist mittendrin. Foto: Jugendpresse Deutschland/Annkathrin Weis
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