Die Möglich­keiten und Grenzen der Recherche

Datum
06. November 2019
Autor*in
Janna Kühne
Redaktion
politikorange
Thema
#JMT19
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Foto: Jugendpresse Deutschland/Annkathrin Weis

Nichts ist ärger­li­cher, als wenn sich der vermeint­liche Riesen­knüller als Fehl­info entpuppt. Spree­wild- und poli­ti­ko­range-Redak­teurin Janna Kühne war dabei, als Gregor Land­wehr auf den Jugend­me­di­en­tagen 2019 durch den Dschungel der Möglich­keiten und Grenzen des Recher­chie­rens führte.

Die Do’s und Dont’s des Recher­chie­rens If your mother says she loves you – check it out“. So steht es zumin­dest auf dem Schreib­tisch eines bekannten US-Jour­na­listen. Skepsis und Miss­trauen – genau das sind die besten Freunde des Jour­na­listen. Gregor Land­wehr führte in seinem Work­shop durch den Dschungel der Möglich­keiten und Grenzen des Recher­chie­rens. Ein biss­chen fühlte man sich wie ein Privat­de­tektiv auf geheimer Mission. Dass IP-Adressen zu loka­li­sieren, Nick­names mit ein paar Kniffen zu enttarnen und Video­quellen zurück­ver­folgen keines­falls nur auf die To-Do-Liste eines Hackers, sondern die eines Jour­na­listen gehören, war wohl die größte Über­ra­schung der Veran­stal­tung. Recht­liche Grund­lagen Das Wich­tigste in Kürze: Die fundierte Recherche für einen Artikel ist die Basis für jede Bericht­erstat­tung und kann nie gründ­lich genug sein. Nichts ist ärger­li­cher, als wenn sich der vermeint­liche Riesen­knüller als Fehl­info entpuppt. Oberste Prio­rität hat dabei die objek­tive Genau­ig­keit. Bevor es dann so richtig mit der Recherche losgeht empfiehlt es sich, eine Liste mit mögli­chen Quellen zu machen, einen Recherche-Plan zu erstellen und die Ergeb­nisse zur Absi­che­rung gut zu doku­men­tieren. An seine Infos gelangt der Jour­na­list über Quellen erster Hand – meis­tens Personen – oder Quellen zweiter Hand, sprich Doku­mente, Artikel oder Gutachten. Zuge­geben, als es mit den recht­li­chen Grund­lagen losging wurde es ziem­lich kompli­ziert. Urhe­ber­recht, Wett­be­werbs­recht und Vertrags­recht sind die drei großen Spiel­ver­derber. Natür­lich darf auch der Schutz der häus­li­chen Sphäre und des persön­li­chen Lebens­be­reichs nicht verletzt werden. Mindes­tens genauso inter­es­sant wie die Einschrän­kungen waren aber die Möglich­keiten, beispiels­weise das Auskunfts­recht. Bundes‑, Landes- und Kommu­nal­be­hörden sowie sämt­liche staat­liche Einrich­tungen sind dazu verpflichtet, dem Jour­na­list Auskünfte zu erteilen. Wenn man abge­wim­melt wird ist es also gut, seine Rechte zu kennen. Der einzige Nach­teil bei der Sache: Die Behörden dürfen sich die Form der Auskunft aussu­chen, und das Proze­dere kann sich gut und gerne mal über mehrere Wochen hinziehen. Das Ganze schrift­lich abzu­wi­ckeln ist immer eine gute Idee, weil so keine Infor­ma­tion verloren geht.
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Foto: Jugendpresse Deutschland/Annkathrin Weis

Die Suche nach der passenden Infor­ma­tion Auch unter­stützen diverse Online­por­tale die Jagd nach der passenden Auskunft. Seiten wie die gemein­nüt­zigen Auskunfts­platt­formen frag​den​staat​.de, regis​ter​portal​.de, bundes​an​zeiger​.de, destatis​.de, unter​neh​mens​re​gister​.de oder auch klei​ne​an​fragen​.de helfen verläss­liche Unter­neh­mens­in­for­ma­tionen und poli­ti­sche State­ments zu sichern. Pres­se­stellen und Fach­leute der Verwal­tung sind eben­falls wich­tige Ansprech­partner. Private Personen sind entweder über ihr Manage­ment oder soziale Netz­werke und Karrie­re­por­talen wie Xing zu errei­chen. Etwas klas­si­scher, aber dennoch nütz­lich sind diverse Daten­banken wie das Grund­buch, Vereins­re­gister und Handels­re­gister, an die Auskunfts­an­träge gestellt werden können. Bei der Online­re­cherche steht der Jour­na­list vor allem vor dem Problem, das Medium von der Info zu trennen. Einmal googeln und fertig ist wenig empfeh­lens­wert. Statt­dessen empfiehlt Land­wehr, mehrere Recher­che­wege im Internet zu nutzen und Such­an­fragen zu verfei­nern. Dabei helfen Opera­toren. Wird auf diese diffe­ren­zierte Art gegoo­gelt, spuckt die Such­ma­schine maßge­schnei­derte Infos aus. Die Opera­toren funk­tio­nieren im Übrigen auch bei Twitter und Flickr. Mithilfe des Foto­sym­bols in der Such­leiste ist auch eine präzise Bild­suche möglich. Und dann geht es erst so richtig los: Mit dem Youtube Data­Viewer können Youtube-Videos analy­siert werden. Eine Seite namens namechck​.com stöbert Nick­names in diversen Netz­werken auf. Mithilfe der Wayback-Maschine können ältere Versionen von Inter­net­seiten abge­rufen werden, der Black­link­test kann prüfen, was sonst noch auf dem Server eines Anbie­ters liegt und wer nach Power­point-Präsen­ta­tionen suchen möchte, der greift am besten auf den Doc Scrubber zurück. Fazit: Es gibt unglaub­lich viele unge­ahnte Möglich­keiten, an Infor­ma­tionen zu kommen! Leider etwas zu kurz kam der letzte Punkt auf der Tages­ord­nung: Das Recher­che­in­ter­view. Unter­schied­liche Fragen schaffen es dem Inter­view­partner die passende Infor­ma­tion entlo­cken. Neben Sugges­tiv­frage, inter­pre­tie­render Nach­frage und geschlos­sener Frage bleibt leider bis heute offen, was es mit der Balkon­frage auf sich hat. Drei Stunden waren für die Untiefen des Recher­chie­rens einfach viel zu kurz. poli­ti­ko­range berichtet gemeinsam mit Spree­wild, der Jugend­re­dak­tion der Berliner Zeitung, von den Jugend­me­di­en­tagen 2019. Alle Artikel erscheinen in den kommenden Tagen hier und bei Spree­wild.

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