Werk­statt­be­richt: Teilen, teilen, mitteilen!

Datum
31. August 2014
Autor*in
Fabian Schäfer
Redaktion
politikorange
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2014
Bunte Kärtchen auf dem Plakat.

Bunte Kärtchen auf dem Plakat.

Ein großes hell­braunes Plakat liegt auf dem Tisch, darum bunte Stifte, Karten, Süßes. Grün herstellen, erleben und handeln“ lautet das Thema, das Land­schafts­ar­chi­tekt Rolf Martin mit den Jugend­li­chen disku­tiert. Öffent­liche freie Grün­flä­chen: Park, Rasen, Klein­garten, Friedhof“ steht auf einer Karte, daneben die Frage Was sind über­haupt urbane Grün­flä­chen?“ Gerade spre­chen die Jugend­li­chen über Einfa­mi­li­en­häuser. In Neubau­ge­bieten geht Grün verloren“, sagt eine Teil­neh­merin aus Baden-Würt­tem­berg. Rolf Martin bringt einen neuen Punkt in die Diskus­sion ein: Zieht lieber in schon gebaute Häuser, das spart Ressourcen.“ Ich will aber einen Garten“, bekommt er als Antwort auf seinen Appell. Es kann nicht jeder alles haben. Teilen, teilen, teilen!“, antwortet er. Ein Juni­or­bot­schafter ergänzt eine neue Sicht­weise. Er sagt, auch öffent­li­cher Nahver­kehr ist ja irgendwie teilen.

Planungsrunde

In der Diskussionsrunde tauchen viele Fragezeichen auf - aber die Ausrufezeichen holen auf. Foto: Dustin Sattler

Förder­an­träge? Hä?!“

Einen Tisch weiter geht es um Selber­ma­chen. Laura Bruns, die ein Buch über dieses Thema geschrieben hat, hört den Jugend­li­chen zu, nickt, ergänzt hier und da. Nach­barn“, Geld“, Förder­an­träge? Hä?!“, inter­ak­tive Sammel­stelle“ lauten die Begriffe auf den grünen, gelben und blauen Kärt­chen, die die Teil­neh­menden beschriftet haben. Gerade geht es jedoch um etwas völlig anderes: Spon­tan­partys, die als eine Art Flashmob orga­ni­siert und erst kurz vorher öffent­lich ange­kün­digt werden. Jeder bringt etwas mit, Musik, Getränke, ganz spontan. Super für Brach­flä­chen“, sagt ein Jugend­li­cher. Laura Bruns gibt einen Tipp: Die Behörden dürfen nur keine Regel­mä­ßig­keit erkennen.“ Eine Teil­neh­merin erzählt von Partys unter Brücken, mit Strom­ag­gregat und Beamer. Aber danach sind auch echt viele Flaschen und anderer Müll übrig­ge­blieben.“

Bunte Karten und Check­listen

Während­dessen schwirren in der Runde um Tore Dobber­stein, Dozent an der Bauhaus-Univer­sität in Weimar, ähnliche Begriffe durch den Raum. Der einge­la­dene Experte leitet die Gruppe Jugend­liche Nutzung des öffent­li­chen Raums“. Jugend­liche brau­chen Vertrauen, müssen aber auch Verbind­lich­keiten eingehen“, sagt ein Teil­nehmer. Paten­schaften“, offene, flexible Kern­gruppen“, Über­setzer: Jugend – Verwal­tung“ sind Begriffe, die durch­ein­ander geschrieben auf den Kärt­chen stehen. Nach einem Nach­mittag voller Diskus­sionen präsen­tieren sich die Gruppen gegen­seitig ihre Zwischen­er­geb­nisse. Die Schlag­worte auf den Kärt­chen sind inzwi­schen geordnet. Zusam­men­fas­send spricht die Gruppe vor allem von den Problemen und Schwie­rig­keiten, denen Jugend­liche begegnen. Auf der einen Seite mit Behörden, aber auch was die Finan­zie­rung, Vernet­zung oder rich­tige Öffent­lich­keits­ar­beit angeht. Sie schlagen unter anderem FAQs und Check­listen für Projekt­starts vor.

DSC_3776

Noch sind die Ideen verschwommen. Bald entstehen daraus klare Thesen. Foto: Dustin Sattler

Auch die beiden anderen Gruppen haben ihre Gedanken für die Präsen­ta­tion geordnet. Die Gruppe Grün herstellen und handeln“ hat zunächst defi­niert, worum es bei ihnen eigent­lich geht. Was sind urbane Frei­räume? Was ist urban? Sind mit Grün nur Pflanzen gemeint? Oder zählt auch ökolo­gisch“ und verant­wor­tungs­voll“ dazu? All das sind Fragen, auf die die Juni­or­bot­schafter Antworten finden müssen, um weiter­zu­ar­beiten.

Die Thesen nehmen Form an

Am nächsten Morgen geht es frisch zurück ans Werk. Die Plakate auf den Tischen sind struk­tu­rierter geworden. Zu Selber­ma­chen“ stehen dort drei große Stich­punkte: Fibel – gedruckt“, Blog – inter­ak­tive Info­platt­form“ und Treffen – zusam­men­kommen“. So langsam nimmt das Ganze Form an. Gegen­über bei der jugend­li­chen Nutzung des öffent­li­chen Raums“ wird noch disku­tiert, wieder einmal geht es um Behörden. Ein zu großer Büro­kra­tie­ap­parat“ oder nicht nied­rig­schwellig genug“ sind Satz­fetzen, die fallen. Wie können sich Projekt­ma­cher wehren, wenn einzelne Anwohner sich beschweren, die Mehr­heit aber nichts gegen das Konzert hat? Die Diskus­sion geht weiter. Ganz konkrete Fälle bespricht die Grün-Gruppe“: Natur­schutz und Umwelt sind Themen, bei denen Behörden oft nicht an jugend­liche Betei­li­gung denken, sagt eine Teil­neh­merin. Sie wünscht sich spezi­elle Förder­mög­lich­keiten auf lokaler Ebene, die kleine Projekte unter­stützen. Gedacht, gesagt, auf eine gelbe Karte geschrieben. Morgen werden die Diskus­si­ons­er­geb­nisse dem Staats­se­kretär des Baumi­nis­te­riums, Gunther Adler, präsen­tiert.


Empfohlene Beiträge

Werde Teil unserer Community

Entdecke spannende Geschichten, vernetze dich mit anderen jungen Journalist:innen und gestalte die Medienlandschaft von morgen mit. Melde dich jetzt an und bleibe immer auf dem neuesten Stand.

Wehrpflicht Redaktion Gruppenbild