Hürden­lauf

Datum
03. September 2014
Autor*in
Lisa Pausch
Redaktion
politikorange
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2014
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Das deut­sche Verwal­tungs­system ist nicht gerade für seine Einfach­heit bekannt. Wenn jugend­liche Projekt­starter einen Ort nutzen möchten, braucht es Geneh­mi­gungen, Läufe zu Ämtern und manchmal Papier­kriege. Eine Umfrage unter den Teil­neh­mern des Jugend­fo­rums zeigt, dass alle Projekt­ma­cher mit Auflagen Schwie­rig­keiten bekamen, wobei Versi­che­rungen, Lärm­schutz und Bauauf­lagen bis zur Umset­zung die größten Hürden waren.

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Welche Hürden musste dein Projekt nehmen? Umfrage: Lisa Pausch. Grafik: Claudia Hammermüller

Dage­gen­laufen oder Drüber­springen?

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Wie kann's gehen? Foto: Dustin Sattler

Stephanie Haury aus dem Bundes­in­situt für Bau‑, Stadt- und Raum­for­schung kennt den Zwie­spalt: Wenn Jugend­liche Gesetze nicht einhalten, bekommen sie ein schlechtes Image. Wenn sie an offi­zi­eller Stelle Forde­rungen stellen, haben sie aller­dings nicht selten zuerst wenig Erfolg.“ Unsere anonyme Umfrage unter den Jugend­bot­schaf­tern zeigt, dass Regeln brechen“ eine Möglich­keit bleibt, wenn es mit der ebenso genannten Stra­tegie mit einer Mischung aus Fein­ge­fühl, Kontakten zu Vermitt­lungs­per­sonen und einer großen Portion Eigen­in­itia­tive“ eben nicht klappt.

Wenn es zu keiner Geneh­mi­gung kommt, planen die Projekt­ma­cher oft trotzdem weiter. Zur Not gehen Projekte sogar heim­lich und illegal an den Start. So läuft das halt“, bestä­tigt Anna (Name von der Redak­tion geän­dert). Sie möchte lieber anonym bleiben. Ihr Projekt ist zwar inzwi­schen ein Vorzei­ge­ob­jekt für die Stadt, trotzdem schien der Verwal­tung das Projekt der Jugend­li­chen lange Zeit ein Dorn im Auge zu sein. Heute bedauert man auf städ­ti­scher Seite, kein Eigen­tümer der Fläche zu sein. Das wäre nötig, um mit dem Objekt das Stadt­i­mage aufzu­werten.

Umge­hungs­tricks

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Nonstop: Auch in den Pausen gehen die Diskussionen weiter. Foto: Dustin Sattler

Viele Inita­tiven schei­tern an Gesetzen. Doch sollten Gesetze nicht für den Bürger sein, nicht umge­kehrt? Die Erfah­rung, dass etwas nicht funk­tio­niert und dass beispiels­weise irgend­je­mand eine Bank auf einen Gehweg gestellt hat, die dort nicht hinge­hört, muss von der Politik hinter­fragt werden. Warum ist das passiert? Viel­leicht wollen viele, dass da eine Bank ist. Wenn das so ist, ist es eine Pflicht, Gesetze anzu­passen“, folgert Stephanie Haury.

Ein weiterer Trick ist es, das Projekt als Kunst­ob­jekt anzu­melden. Mit Kunst sind die Ämter in Hinsicht auf Lärm­schutz und Versi­che­rungs­auf­lagen oft tole­ranter.

Diesen Weg sind Selber­ma­cher wie Laura Bruns von den Züri­cher Skatern gegangen: Sie wollten einen Skate-Pool schaffen, doch viel Büro­kratie behin­derte das Projekt. Als befahr­bare Kunst­in­stal­la­tion“ wurde die Skate­board-Rampe schließ­lich bewil­ligt. Hürden lassen sich umgehen – meis­tens zumin­dest teil­weise, wie die Umfrage von poli­ti­ko­range unter den Projekt­ma­chern des 6. Jugend­fo­rums Stadt­ent­wick­lung zeigt:

Hürdenüberwinden

Konntest du Hürden - egal ob aufgrund von Auflagen oder Zuständigkeiten - in deinem Projekt überwinden? 4 von 15 Befragten konnten Hürden in ihrem Projekt überwinden, 2 nicht, aber 9 immerhin teilweise. Umfrage: Lisa Pausch, Grafik: Claudia Hammermüller


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