Wenn die Medien sozial werden

Datum
06. November 2016
Autor*in
Tatjana Tiefenthal
Redaktion
politikorange
Thema
#JMT16
Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg

Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg

Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg

Tragen Blogs und soziale Netz­werke zur Infor­ma­ti­ons­ge­wiss­heit oder Unge­wiss­heit bei? Vier Jour­na­listen spre­chen über die Glaub­wür­dig­keit von Online­nach­richten. Tatjana Tief­en­thal hat mitge­schrieben.

Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg

Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg

Wir als Menschen konstru­ieren unsere Welt. Jeder von uns entscheidet, welches Faktum er aner­kennt.“ Mit diesem Satz stimmte die Mode­ra­torin Anna Hoff auf die Podi­ums­dis­kus­sion mit den vier Jour­na­listen ein.

Nicht nur die etablierten Medien haben digi­tale Nach­rich­ten­seiten. Auch in den sozialen Medien und in vielen Blogs wird über das aktu­elle Geschehen berichtet. Doch wie vertrau­ens­würdig sind diese? Drei Fragen und Antworten:

Was ist eine glaub­wür­dige Quelle?

Bei jeder Recherche ist zu beachten: Als erstes solle man alle unse­riösen Quellen aussor­tieren, findet Rayk Anders, Produ­zent des Youtube-Formats Armes Deutsch­land“. Für ihn ist vor allem die Verwen­dung von zahl­rei­chen Quellen entschei­dend.

Der Russ­land-Experte Boris Reit­schuster sieht die Erfah­rung, die man mit der Zeit gewinnt, als zentral bei der Einschät­zung von Quellen.

Es zeigt sich, dass die Jour­na­listen auf dem Podium unter­schied­liche etablierte Zeitungen bevor­zugen: zum Beispiel die FAZ und das Handels­blatt. Bei der Verwen­dung von sozialen Netz­werken als Infor­ma­ti­ons­quelle sind sie sich jedoch einig: Diese dienen dazu, zu beob­achten, welche Themen aktuell disku­tiert werden, seien aber meinungs­lastig. Sie bringen Anre­gungen, sollten jedoch nicht als Fakten­grund­lage und ausführ­liche Quelle verwendet werden.

Die glaub­wür­digste Quelle ist für die vier immer noch das direkte Gespräch mit Menschen und Vertre­te­rinnen und Vertreter von Insti­tu­tionen vor Ort.

In welchem Verhältnis stehen klas­si­sche und soziale Medien zuein­ander?

Philip Olter­mann leitet das Deutsch­land­büro der engli­schen Tages­zei­tung The Guar­dian“. Er kann daher berichten, dass in Deutsch­land im Vergleich zu Groß­bri­tan­nien viele verschie­dene Zeitungen gedruckt werden. Dennoch beob­achtet er eine Abwan­de­rung der Lese­rinnen und Leser zu sozialen Medien. Reit­schuster spricht sogar von einem massiven Umbruch, da beispiels­weise Face­book und Twitter über eine größere Reich­weite verfügen als die Print-Zeitungen.

Welche Rolle spielen die sozialen Medien bei der Verfäl­schung von Infor­ma­tionen?

Egal in welche Rich­tung man geht, es gibt immer Menschen, die Inter­esse daran haben, die Nach­richt zu verfäl­schen. Gerade von Propa­gan­da­bei­trägen sollte man sich nicht beein­dru­cken lassen.“ Davon ist Rayk Anders über­zeugt.

Der Sachsen-Korre­spon­dent für die Süddeut­sche Zeitung, Corne­lius Pollmer, übt noch eine ganz andere Kritik. Soziale Medien anek­do­ti­sieren Diskurse.“ Diskus­sionen oder State­ments würden mit Anek­doten verknüpft oder emotio­na­li­siert, da dies die Reich­weite enorm vergrö­ßere.

Pollmer glaubt zudem, dass eine gesamt­ge­sell­schaft­liche Diskus­sion, in welcher Qualität wir uns infor­mieren wollen, schon lange aussteht.


Empfohlene Beiträge

Werde Teil unserer Community

Entdecke spannende Geschichten, vernetze dich mit anderen jungen Journalist:innen und gestalte die Medienlandschaft von morgen mit. Melde dich jetzt an und bleibe immer auf dem neuesten Stand.

Wehrpflicht Redaktion Gruppenbild