Lügenpresse“-Vorwurf selbst­ver­schuldet

Datum
06. November 2016
Autor*in
Tatjana Tiefenthal
Redaktion
politikorange
Thema
#JMT16
Enno Lenz sprach mit Tatjana Tiefenthal. Foto: Samuel Grösch

Enno Lenz sprach mit Tatjana Tiefenthal. Foto: Samuel Grösch

Samuel Grösch

Das Internet hat große Auswir­kungen auf die Medi­en­welt – leider nicht nur posi­tive. Tatjana Tief­en­thal hat darüber mit dem Jour­na­listen Enno Lenze gepro­chen.

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Wenn man Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen auf ihre Fehler hinweist, ist die Reak­tion oft einfa­ches Desin­ter­esse“. Dies ist die Erfah­rung des Unter­neh­mers und Kriegs­be­richt­erstat­ters Enno Lenze, der sich mit Problemen inner­halb der Medi­en­land­schaft ausein­an­der­setzt.

Heut­zu­tage spaltet sich eine Zeitung oftmals in die Formate Online und Print. Dies sind zwei völlig verschie­dene Welten, die von den Lese­rinnen und Lesern jedoch häufig nicht unter­schieden werden. Enno Lenze spricht von einem internen Konkur­renz­kampf. Der Druck, alle Themen abzu­de­cken, stehe über der Qualität. Mit dem vorhan­denen Budget könnten eigent­lich nicht alle Themen behan­delt werden. Daher würden Infor­ma­tionen an einigen Stellen nicht über­prüft, sondern nur von anderen Medien über­nommen.

Des Weiteren könnten durch die meist kosten­losen Online-Ange­bote die hohen Recherche-Kosten nicht mehr getragen werden. Im Konkur­renz­kampf laute die Frage nicht mehr wie bisher Wer bekommt die Story?“, sondern Kann ich sie mir leisten?“ Dies habe vor allem Auswir­kungen auf die freien Jour­na­listen und Jour­na­lis­tinnen. Aus Sorge, auf den Kosten sitzen zu bleiben, fielen teure Recher­chen, beispiels­weise im Ausland, weg und müssten den gut verkäuf­li­chen und renta­blen Arti­keln weichen.

Der fehlende Fakten­check aufgrund des Konkur­renz­kampfes könne zu Fehlern in der Bericht­erstat­tung führen, die meist nicht bemerkt würden. Enno Lenze berichtet aus seiner eigenen Erfah­rung, dass von ihm an die Redak­tionen gemel­dete Fehler in 90 Prozent der Fälle nicht korri­giert würden, da diese keine Konse­quenzen nach sich zögen. Der Vorwurf der Lügen­presse“ ist daher für Lenze selbst­ver­schuldet. Er bedauert: Die Medien sehen sich nicht mehr als vierte Gewalt.“ Statt­dessen schrieben sie vonein­ander ab – ohne sorg­fältig zu prüfen. Seine Forde­rung: Jour­na­lis­tinnen und Jour­na­listen müssen wieder mehr vor Ort sein.


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