Wahl­recht ab 16: Würde es über­haupt genutzt? 

Datum
06. November 2023
Autor*in
Nina Halmen
Redaktion
politikorange
Themen
#Wahlen #JMWS23
Beitragsbild Nina Halmen

Beitragsbild Nina Halmen

Das Wahl­recht ab 16 Jahren würde es Jugend­li­chen möglich machen, aktiv an der Politik teil­zu­nehmen. Doch würden die jungen Menschen diese Möglich­keit über­haupt nutzen

In den meisten Bundes­län­dern darf nur wählen, wer schon 18 Jahre alt ist. Und das wird schon lange – oft hitzig – debat­tiert. Fest steht: Ein auf 16 Jahre abge­senktes Wahl­alter macht es für Jugend­liche möglich, aktiv an der Politik teil­zu­nehmen. Doch würden die jungen Menschen diese Möglich­keit über­haupt nutzen?

Poli­tik­müde oder hell­wach?

Häufig wird Jugend­li­chen eine gewisse Poli­tik­ver­dros­sen­heit vorge­worfen, die wiederum die Parti­zi­pa­tion an der Politik hemmen würde. Der Poli­tik­wis­sen­schaftler und Wahl­for­scher Prof. Dr. Thorsten Faas sieht diese weit verbrei­tete Annahme jedoch kritisch: Wer von einer völligen Abkehr von der Politik spricht, zeichnet ein falsches Bild der heutigen Jugend“, so Faas. Zwar würden sich junge Menschen nicht mehr in der Selbst­ver­ständ­lich­keit, wie das viel­leicht früher einmal der Fall gewesen sei, für Politik inter­es­sieren, das poli­ti­sche Inter­esse sei aber nicht geringer als bei der älteren Gene­ra­tion.

Trotz Inter­esse an Politik spricht sich laut Umfragen nur eine knappe Mehr­heit dafür aus, das Wahl­alter auf 16 Jahre zu senken. Und auch das allge­meine Inter­esse an poli­ti­schem Enga­ge­ment hält sich unter jungen Menschen in Grenzen: Im Rahmen von Studien des Deut­schen Kinder­hilfs­werk e.V. gaben 33% der Befragten im Alter von 16 bis 17 Jahren an, Mitbe­stim­mung vor Ort oder poli­ti­sche Mitwir­kung, zum Beispiel in Projekten, inter­es­siere sie über­haupt nicht. 

Wahl­alter-Reform als Lösung?

Auch gesamt­ge­sell­schaft­lich lassen sich keine klaren Tendenzen erkennen. Seit 1987 liegt die Wahl­be­tei­li­gung in Deutsch­land meist unter 80 Prozent der Gesamt­be­völ­ke­rung, bei der letzten Bundes­tags­wahl lag sie bei 76,6 Prozent. Bei Kommunal- oder Landes­wahlen fällt diese in der Regel geringer aus. Wie eine Wahl­al­ter­sen­kung auf 16 Jahre die Wahl­be­tei­li­gung lang­fristig beein­flussen würde, ist aller­dings umstritten.

Für viele liegt dennoch nahe: Um junge Menschen stärker in der Politik zu reprä­sen­tieren, sollten auch 16- und 17-Jährige wählen dürfen. In einem Groß­teil der Bundes­länder dürfen Jugend­liche ab 16 Jahren bereits ihre Stimme abgeben. In Schleswig-Holstein, Meck­len­burg-Vorpom­mern, Baden-Würt­tem­berg, Bran­den­burg, Bremen und Hamburg gilt das bereits für Land­tags­wahlen. Und auch bei der Euro­pa­wahl 2024 wird ein Wahl­recht ab 16 gelten. Schließ­lich wirken sich Entschei­dungen, die jetzt getroffen werden, auf die Zukunft der Jugend­li­chen aus. Das Bundes­ju­gend­mi­nis­te­rium[1] setzt sich deshalb dafür ein, das junge Menschen in der Politik Initia­tive ergreifen und aktiv Verant­wor­tung über­nehmen können.

Bündnis für das Wahl­alter 16

Das baye­ri­sche Volks­be­gehren Vote16“ hat sich das Ziel gesetzt, jungen Menschen bundes­weit die Möglich­keit zu eröffnen, in der Politik mitzu­wirken. Für die Betei­ligten steht fest: die Senkung des Wahl­al­ters bleibt der direkte Weg zu mehr poli­ti­scher Parti­zi­pa­tion junger Menschen. Die Erfah­rung aus Bundes­län­dern und Staaten, die bereits das Wahl­recht auf Jugend­liche ab 16 Jahren ausge­weitet haben, zeigt auch: Die Wahl­be­tei­li­gung der 16- und 17-Jährigen über­trifft signi­fi­kant die der 18- bis 21-Jährigen. Der Orga­ni­sa­tion Vote16 zufolge spiele hier vor allem das eher soziale Umfeld, von Ausbil­dungs- oder Studi­en­be­ginn bis hin zu Berufs­ein­stieg, eine große Rolle.

Auch eine frühe Erst­wahl­be­tei­li­gung ist für Vote16 von großer Bedeu­tung: Wer beim ersten Mal wählen geht, wird mit einer hohen Wahr­schein­lich­keit auch lang­fristig als Wähler*in in der Demo­kratie parti­zi­pieren“, heißt es in einem State­ment der Orga­ni­sa­tion. Um für Deutsch­land nach und nach eine höhere Wahl­be­tei­li­gung zu errei­chen, schlägt Vote16 vor, die Wahl­al­ters­sen­kung als stra­te­gi­schen Hebel der gesamten Wahl­be­tei­li­gung zu nutzen. Außer Zweifel steht: Die Debatte rund um eine Wahl­alter-Reform wird nicht nur die Politik, sondern auch ganz Deutsch­land noch lange beschäf­tigen.

[1] Der voll­stän­dige Name des Minis­te­riums lautet Bundes­mi­nis­te­rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)


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