Von Droh­nen­fahrten und Schwe­be­am­peln

Datum
26. Juni 2016
Autor*in
Anastasia Kourti
Redaktion
politikorange
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2016
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Jonas Walzberg

Auf dem Jugend­forum Stadt­ent­wick­lung tauschen sich die Teil­neh­menden über all die Schwä­chen aus, die sie am Stadt­ver­kehr von heute zu bemän­geln haben. poli­ti­ko­range-Redak­teurin Anastasia Kourti betrachtet das ganze mal aus einer anderen Perspek­tive und versetzt sich in das Jahr 2066.

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Drohnen, Roboter und Brain-Screens - was erwartet uns in der Zukunft? Originalfoto: Jonas Walzberg; Bearbeitung: Lara Render

Guten Morgen, Welt. Wie jeden Tag werde ich von meinem Wecker zärt­lich durch eine Kopf­mas­sage aus dem Schlaf geholt — gerissen. Es ist Montag und auch wenn der iWake von einem jüngeren Steve Jobs mit den besten Skills aus der Lehre der besten 10 Masseure ausge­stattet wurde – am Montag treibt das frühe Aufstehen jeden in den Wahn­sinn. Daran hat sich in den letzten zwanzig Jahren nichts geän­dert. Früher bin ich nicht selten schon vor meinem prähis­to­ri­schen Stand­we­cker von dem lauten Anfahren der Autos geweckt worden, die sich vor meinem Fenster in Bochum Zentrum tummeln. Dann hat ein Chinese in der Not eines wach­senden Peking einen Lärm­wall erfunden. Dieser lässt erstaun­li­cher­weise zwar Materie, aber kein biss­chen Geschimpfe und Gehupe seitens aufge­brachter Auto­fahrer durch. Seitdem ist es morgens mucks­mäus­chen­still.

Morgend­li­cher Austausch mit Siri

Guten Morgen, Miss. Ich hoffe, sie hatten eine ange­nehme Nacht“, dröhnt mir die Nach­ti­gall-Stimme meines Home Siri entgegen. Sie sehen kaffee­be­dürftig aus. Welche Sorte darf es heute sein? Doppelt oder lieber drei­fach modi­fi­zierte Kaffee­bohne?“ Letz­tere.“ Empört über Siris Kommentar zu meiner morgend­li­chen Form schwinge ich die Beine vom Bett und befehle meinem pinken, flau­schigen und magi­schen Teppich mich zum Spiegel zu beför­dern. Tatsäch­lich! Siri hat nicht über­trieben (ich weiß nicht einmal, ob Roboter zu solchen rheto­ri­schen Mitteln über­haupt in der Lage sind): Diese Augen­schatten sind selbst aus einer Entfer­nung von 2km erkennbar und auch meine Frisur hat schon bessere Tage gesehen. Eine magi­sche Brau­se­ta­blette, die die Anzei­chen einer Nacht mit der 26. Staffel Grey’s Anatomy unsichtbar macht, wurde noch nicht erfunden. Und das, obwohl die Frauen sich derzeit mehr als die Hälfte der Führungs­po­si­tionen im Bereich der Phar­ma­in­dus­trie gesi­chert haben. Ich greife ganz #oldschool zu Concealer.

Der gewöhn­liche Sprung in die Drohne

Wenige Minuten zu spät stürme ich aus meiner Wohnung zu der Garage, in der meine Drohne steht, und versuche dabei, meinem Haus­halts­ro­boter auszu­wei­chen. Wenigs­tens erle­digt einer von uns heute pünkt­lich und mit erstaun­li­chem Elan seine Arbeit. Der gewöhn­liche Sprung in die Drohne, der Befehl Zur Redak­tion, bitte!“ und schon geht es hoch in die Luft. Vor einigen Jahren stand das auto­nome Fahren noch ganz hoch im Kurs. Das machte das Auto­fahren um einiges sicherer, die Straßen jedoch nicht leerer. Vor ca. zehn Jahren wurden die Drohnen für den Perso­nen­trans­port auf den Markt gelassen. Was vorher nur Amazons Paket­ser­vice vorbe­halten war, steht nun auch jedem mit dem nötigen Budget zur Verfü­gung: Staufreies Fahren auf Wolke A40.

Soziale Ungleich­heit inklu­sive nicht gerecht­fer­tigter, klar getrennter, gesell­schaft­li­cher Schichten herrscht übri­gens nach wie vor. Jetzt reicht ein Blick auf den Quer­schnitt des Stadt­ver­kehrs und man erkennt, wer wozu gehört: Drohnen- oder Auto­fahrer. Hm.

Und täglich Ärger mit den Schwe­be­am­peln

Schnell vertrieben ist der bittere Beigeschmack dieses Gedan­kens ange­sichts der zehnten Schwe­be­ampel, die mich heute an meiner pünkt­li­chen Ankunft hindert. In zwei Minuten beginnt ein wich­tiges Meeting: Es geht um den Trans­port unserer Online-Inhalte auf die Brain-Screens. Fast niemand macht sich momentan noch die Mühe, auf dem Laptop Maga­zine zu lesen – der Medi­en­chip liefert sämt­liche Medien direkt auf die Netz­haut. Auch wir müssen aufrüsten. Die Ampel schaltet auf Grün und ich sehe die nächste Schwe­be­ampel schon genüss­lich grinsen. Die Wissen­schaftler und Wissen­schaft­le­rinnen sollten wirk­lich mal voran­kommen – Tele­por­ta­tion würde meinen Alltag um einiges erleich­tern!


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