Trolle – eine Gefahr für die Meinungs­frei­heit im Internet?

Datum
04. Juni 2015
Autor*in
Malte Worat
Redaktion
politikorange
Thema
#JMWS15
Troll_Meme

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Die Nutzung des Inter­nets ist für die meisten Menschen zur Alltäg­lich­keit geworden. Abseits der tech­ni­schen Verän­de­rungen der letzten Jahre wie der stei­genden Verbrei­tung von Smart­phones hat das Internet auch die Gesell­schaft und die Art und Weise, wie wir disku­tieren und Meinungen austau­schen, verän­dert.

Insge­samt verän­dert sich unser gesamtes Verhalten in Bezug auf den Konsum von Medien. War früher der klas­si­sche Leser­brief in der Lokal­zei­tung die Möglich­keit, seine Meinungen und Ansichten zu einem Sach­ver­halt mitzu­teilen, so eröffnen sich heute durch das Internet zahl­reiche neue Formen der Meinungs­äu­ße­rung. Das klas­si­sche Aufnehmen von Infor­ma­tionen beispiels­weise aus dem Fern­sehen oder der Zeitung weicht einem aktiven Diskurs in Foren, Blogs oder in den Kommen­tar­spalten der Nach­rich­ten­seiten. Jeder kann zu jeder Zeit seine Meinung ohne großen Aufwand publi­zieren. Das schafft einer­seits neue Möglich­keiten zur Teil­nahme am gesell­schaft­li­chen Diskurs, auf der anderen Seite machen sich aber auch nega­tive Begleit­erschei­nungen bemerkbar.

Trolle und deren oft pole­mi­sche Kommen­tare verhin­dern gerade bei kontro­versen Themen oft eine ernst­hafte Diskus­sion. Nahezu alle großen Nach­rich­ten­seiten sehen sich mit diesem Problem konfron­tiert. Im September 2014 vollzog die Süddeut­sche Zeitung einen dras­ti­schen Schritt und schaffte die Kommen­tar­funk­tion unter den Arti­keln nahezu voll­ständig ab. Eine Diskus­sion ist nur noch zu wenigen ausge­wählten Themen pro Tag möglich. Zudem sollen die Diskus­sionen ange­messen von Redak­teuren mode­riert werden.

Trolle gehören igno­riert

Dies offen­bart, wie groß das Problem und die daraus resul­tie­rende Verzweif­lung ist. Einer­seits möchten Zeitungen und Verlage die Möglich­keit zur Diskus­sion geben. Schließ­lich profi­tieren auch sie von kommen­tie­renden Nutzern, denn diese bleiben länger auf der Seite. Ande­rer­seits ist es schier unmög­lich, jeden Kommentar auf Inhalt zu unter­su­chen und rassis­ti­sches, belei­di­gendes oder ander­weitig uner­wünschtes Mate­rial auszu­sor­tieren. Eine Kontrolle jedes Kommen­tars, zum Beispiel durch Redak­teure, kann zudem in Zeiten, in denen der Begriff Lügen­presse“ in einigen Kreisen an Popu­la­rität gewonnen hat, als Angriff auf die Meinungs­frei­heit gesehen werden.

Die adäqua­teste Methode gegen Trolle scheint der alte Leit­spruch Don’t feed the troll“ – Füttere den Troll nicht“ zu sein. Wenn man den Trollen keine neue Nahrung in Form von Antworten oder Gegen­kom­men­taren gibt, ihnen die Aufmerk­sam­keit entzieht und sie aufgrund ihrer meist unsach­li­chen Kommen­tare durch Nicht­be­ach­tung von der Diskus­sion ausschließt, geben sie meis­tens auf. Trolle und ihre unsach­li­chen, pole­mi­schen und oft belei­di­genden oder diskri­mi­nie­renden Kommen­tare wird es immer geben. Eine plura­lis­ti­sche Gesell­schaft muss sich mit ihnen ausein­an­der­setzen, ohne ihnen die Feder­füh­rung in Diskus­sionen zu über­lassen.


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