Stutt­gart für Fußgänger

Datum
28. Juni 2016
Autor*in
Anastasia Kourti
Redaktion
politikorange
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2016
JuFoStadtentwicklung_Teaserbild_Parklets_Stuttgart

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Auf dem 9. Jugend­forum Stadt­ent­wick­lung begegnet poli­ti­ko­range-Redak­teurin Anastasia Kourti Poli­tik­in­ter­es­sierten aus allen Ecken Deutsch­lands. Unter anderem zwei Kunst­stu­die­renden aus Stutt­gart, welche derzeit mit soge­nannten Park­lets“ ein eigenes Projekt auf die Beine stellen. Dieses soll die Stadt­pla­nung revo­lu­tio­nieren. 

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Wie die Parklets bei den Anwohnern ankommen wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Foto: Basil Salomon Helfenstein

Einfach mal nach­mit­tags das Haus verlassen, spontan durch die Nach­bar­schaft schlen­dern und den Ort genießen. Viel­leicht auf dem Weg jemanden treffen, dem kurz zuvor dieselbe Idee kam oder mal heraus­finden, wer da nur fünf Häuser­num­mern weiter wohnt. Eine Situa­tion wie aus dem Bilder­buch, für die meisten Stadt­kinder aber kaum vorstellbar. Beim Verlassen des Hauses begeben wir uns in der Regel umge­hend in Auto, Bus oder Bahn, Kein Wunder – warum sollte man auch in seiner Ortschaft umher­schlen­dern? Es scheint, als sei der Verkehr ganz exklusiv für alles mit vier Rädern reser­viert. Auf der Fahr­bahn so oder so (wehe es traut sich ein Radfahrer, die Autos bei ihrem Wett­rasen zu stören!). Und dort, wo sie endet, reihen sich die parkenden Autos. Für Fußgänger und Fußgän­ge­rinnen lädt dieses Stadt­bild eher weniger zum Spazieren ein und bis zum nächsten Park sind es nicht selten mehrere Kilo­meter. Der Stra­ßen­raum ist Stadt­raum und daher nicht nur für die Auto­fahrer da. Auch Fußgänger sollen sich wohl­fühlen“, wirft die Teil­neh­merin Kristin Laza­rova in einem Work­shop zum Thema zukünf­tige Stadt­pla­nung ein. Derzeit sei alles zuge­pflas­tert, die Nutzung des öffent­li­chen Raumes trage nur wenig zu einer freund­li­chen Stadt­at­mo­sphäre bei. Es stellt sich im Verlauf des Nach­mit­tags heraus, dass Kristin dieser Gedanke schon länger beschäf­tigt. Zusammen mit Basil Salomon Helfen­stein und Philipp Wölki haben die drei Studie­renden an der Univer­sität Stutt­gart ein Forschungs­pro­jekt auf die Beine gestellt, mit welchem sie eine neue Form der Stra­ßen­raum­nut­zung nach Deutsch­land holen: Die Park­lets. Park­lets, wie bitte? In San Fran­cisco, Mont­real und New York verur­sacht der Begriff schon längst kein Stirn­run­zeln und fragende Blicke mehr. Zusammen mit dem Städ­tebau-Institut der Univer­sität Stutt­gart und dem Real­labor für nach­hal­tige Mobi­li­täts­kultur sollen nun auch die Stutt­garter Einwohner und Einwoh­ne­rinnen von dieser inno­va­tiven Idee erfahren.
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Wie alles begann... Eine kleine Party am Straßenrand, die jedoch mit einem Besuch von der Polizei endete. Foto: Basil Salomon Helfenstein

Aber was sind Park­lets genau? Im Grunde eine Erwei­te­rung des Bürger­steigs. Dort, wo ein bis zwei Autos parken würden, werkeln wir etwas Neues für Fußgänger zusammen. So wird aus Stra­ßen­raum hoch­wer­tiger Stadt­raum“, erzählt Kristin, als wir nach­haken. Und… woran erkenne ich so ein Parklet, wenn ich es sehe? Beim Stöbern durch die Bilder der elf Park­lets, die am 29. Juni in Stutt­gart eröffnet werden, fällt auf, dass es darauf keine wirk­liche Antwort gibt. Verant­wort­lich für den Aufbau und die Gestal­tung der einzelnen Mini-Wohn­zimmer ist jeweils ein Studie­render des Park­lets-Team, der dann eigene krea­tive Ideen umsetzen darf. Da werden Freunde und Freun­dinnen zusam­men­ge­trom­melt, Equip­ment orga­ni­siert und stun­den­lang aufge­baut und einge­richtet. Eine Stadt­pla­nung für alle Wir wollen eine öffent­liche Diskus­sion über den öffent­li­chen Raum anstoßen. Die Zusam­men­ar­beit mit dem Real­labor ermög­licht es, in einem Entwurfs­pro­jekt heraus­zu­finden, was die Park­lets bewegen können. Vor allem aber gilt es, Aufmerk­sam­keit zu erzeugen“, erklärt Basil. So werden für drei Monate lang an elf Stutt­garter Stand­orten die endlosen Reihen parkender Autos durch ein Fleck­chen urbanes Inte­rieur unter­bro­chen. Lokale Paten und Patinnen unter­stützen das Projekt. Bereits jetzt errei­chen das Team Parklet Mails von Stutt­gar­tern und Stutt­gar­te­rinnen, die bereits Wind von der Aktion bekommen haben. Am 29. Juni findet die Eröff­nungs­tour statt und lädt ziel­grup­penlos alle Stutt­garter und Stutt­gar­te­rinnen dazu ein, auch mal als Fußgänger die Straßen zu erkunden. Der Stra­ßen­raum sei schließ­lich für alle da.

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