Mut zur Lücke: Das Loca­lize-Festival in Potsdam

Datum
30. August 2014
Autor*in
Fabian Schäfer
Redaktion
politikorange
Thema
#Jugendforum Stadtentwicklung 2014
Das localize Projekt in Potsdam

Das localize Projekt in Potsdam

localize bespielt in diesem Jahr eine Baulücke. Foto: Dustin Sattler

Eine Notaus­gang­leuchte an der Wand weist den Weg – wohin eigent­lich? Hier ist kein enger Korridor, kein schmaler Gang. Hier ist einfach nur nichts. Baulücke. Das grüne Licht ist wohl ein Relikt vergan­gener Zeiten, als hier noch ein Haus stand. Links und rechts reno­vierte Altbauten, eine der besten Lagen Pots­dams. Dahinter eine Haus­wand, an der die Lampe flackert. Davor Brach­land, Bauzaun, kleine Büsche und junge Buchen. Es war ziem­lich verwil­dert hier, wir mussten ganz schön viel mähen“, erzählt Elena Arbter. Die 25-jährige und ihr Team vom Verein Loca­lize veran­stalten vom 12. bis zum 14. September in der Baulücke ein Kunst- und Kultur­fes­tival. Das Festival widmet sich jedes Jahr einem bestimmten unge­nutzten Ort, an dem dann Konzerte, Kunst­pro­jekte und Kurz­film­scree­nings statt­finden. Letztes Jahr diente der alte Pots­damer Haupt­bahnhof als Veran­stal­tungsort, davor der trocken­ge­legte Pots­damer Stadt­kanal.

Ein trockener Kanal als idealer Ort

Kanäle dienen eigent­lich der Verbin­dung, doch hier ist das anders: Der Kanal stört den Fluss, er muss über­quert werden“, erzählt sie. Denn der Kanal, der früher einmal durch die ganze Stadt führte, ist heute viel kleiner, an vielen Stellen unter­bro­chen und trocken­ge­legt. Nur einmal im Jahr findet hier ein Boots­rennen statt, wofür der Kanal dann mit Wasser geflutet wird. Thema­tisch haben wir uns an den Ort ange­passt: Es ging damals vor allem um urbanen Kommu­ni­ka­ti­ons­fluss und Kommu­ni­ka­ti­ons­stö­rungen.“

Schild: U-Bahn-Bauvorhaben

Bekommt Potsdam bald eine U-Bahn-Linie? Nein - aber diskutieren kann man jede Idee mal, finden die Macher von Localize. Foto: Dustin Sattler

Eine U‑Bahn in Potsdam?

Und auch 2014 stand zuerst der Ort fest und dann kam das Konzept. Beson­ders ist in diesem Jahr, dass Loca­lize auf einer kleinen Fläche statt­findet: Gerade einmal 240 Quadrat­meter groß ist die Baulücke. Hinter dem Bauzaun steht ein großes Bauschild. Bauvor­haben U‑Bahn Station U 24. Hier entsteht: Der erste Schritt auf dem Weg zur unter­ir­di­schen Anbin­dung an die Haupt­stadt.“ Dazwi­schen eine Grafik, wie der U‑Bahnhof aussehen könnte. Wie, hier kommt wirk­lich eine U‑Bahn hin?“, lautet eine häufige Frage an das Festi­val­team. Nein, nein. Wir wollen aber dazu anregen, alle mögli­chen Konzepte durch­zu­denken“, erklärt Elena Arbter.

Elena Arbter

Elena Arbter ist eine der Organisatorinnen des Localize-Festivals. Foto: Dustin Sattler

Mit Bäumen reden

An den Wänden links und rechts der Baulücke haben sich Graf­fiti-Künstler ausge­tobt. Ein kleiner Rest einer Back­stein­mauer steht noch, aber das ist alles. Das Haus wurde in den 80er-Jahren abge­rissen. Das gelb-orange Stra­ßen­licht erzeugt eine wohlige Atmo­sphäre, es ist ein lauer Spät­som­mer­abend. Über der Baulücke der Ster­nen­himmel. In zwei Wochen treten hier Bands auf, dazu präsen­tieren Künstler ihre Instal­la­tionen, Filme­ma­cher ihre Kurz­filme. Die Haupt­ar­beit ist eine Instal­la­tion aus Luft­bal­lons. Die Arbeiten brechen mit dem recht­eckigen Grund­riss“, erklärt Elena, und weil die Häuser nebenan so niedrig sind, wachsen wir mit der Kunst in die Höhe.“ Sie läuft über das Gelände und zeigt, wo was stehen wird. Hier die Bühne, da drüben eine Bar. Elena deutet auf die vordere Ecke mit den Bäumen. Die inte­grieren wir natür­lich in die Bar. Dann kann man mit den Bäumen reden.“


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