Moderne Medien erobern die Klas­sen­zimmer – oder doch nicht?

Datum
30. Mai 2015
Autor*in
Alexander Krüger
Redaktion
politikorange
Thema
#JMWS15
ModerneMedienKlassenzimmer_Brad-Flickinger_flickr.com_CC-BY_2-0_1.jpeg

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Längst gehören Computer, Smart­phone und Co. zum Alltag vieler Jugend­li­cher. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnelle Recher­chen im Internet, Lebens­er­eig­nisse mit Freunden in sozialen Netz­werken teilen oder Messenger-Nach­richten verschi­cken – heute kein Problem mehr, vor 15 Jahren unvor­stellbar.

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Auch im Musikunterricht können digitale Medien eingesetzt werden - zum Beispiel Tablets (Foto: Brad Flickinger, flickr.com, CC-BY 2.0)

Doch Pädagogen wollen den Jugend­li­chen nicht nur zeigen, wie man mit moderner Infor­ma­ti­ons­technik Spaß haben kann. Ulrich Zeller, Physik­lehrer und ehema­liger Mitar­beiter des Infor­ma­tik­rie­sens IBM, erklärt seinen Schü­lern immer: Ihr habt den PC bisher nur zum Zeit­ver­treib genutzt. Hier in der Schule sollt ihr lernen, wie man damit arbeitet.“ Zeller beispiels­weise bringt seinen Schü­lern im Tech­nik­un­ter­richt die Funk­ti­ons­weise von Compu­tern mithilfe der Program­mier­sprache Basic näher. Auch wenn gerade junge Mädchen häufig damit Schwie­rig­keiten hätten – dem Pädagogen gehe es dabei haupt­säch­lich um das logi­sche Verständnis“ eines PCs.

Ein etwas anderes Vorgehen hat seine Kollegin Gertrud Häußler, Lehrerin für katho­li­sche Reli­gi­ons­lehre am Anna-Essinger-Gymna­sium Ulm. Auch sie geht mit ihren Schü­lern regel­mäßig in den Compu­ter­raum, aktuell dreht sie mit ihrer 10. Klasse einen Doku­men­tar­film über die Schul­grün­derin Anna Essinger. Dabei lernen die Schüler, wie man Fakten im Internet recher­chiert, eine Präsen­ta­tion erstellt oder mit Schnitt­pro­grammen arbeitet. Die Pädagogin hält den Einsatz moderner Medien im Unter­richt für sehr wichtig: Gerade bei Themen wie Liebe oder Part­ner­schaft in Reli­gion können sie zur gezielten Gestal­tung des Unter­richts beitragen“, sagt sie.

Abwechs­lung im Unter­richt dank Computer

Diese Meinung teilt auch Rolf Schmuck, Leiter des Kreis­me­di­en­zen­trums Ulm. Wenn Medien richtig einge­setzt werden, beispiels­weise Film­se­quenzen während eines Lehrer­vor­trags, können sie ein Thema anschau­li­cher machen und die Aufmerk­sam­keit der Schüler erhöhen. Sie bieten Abwechs­lung“, so Schmuck. Dafür müsste die Schule aber auch Möglich­keiten bieten und einsatz­be­reites Equip­ment bereit­stellen. Leider funk­tio­niert dieses oft nicht richtig“, berichtet der Spezia­list. Außerdem sollte der Medi­en­ein­satz sinn­voll sein. Schmuck hält es für Unfug“, 35-minü­tige Film­se­quenzen zu zeigen: Da sinken Aufmerk­sam­keit und Inter­esse der Schüler“, sagt der Experte. Er rät daher zu Film­aus­schnitten von maximal 5 Minuten Länge.

Drei Beispiele, eine Reso­nanz: Moderne Medien, richtig einge­setzt, können Schü­le­rinnen und Schüler zum Lernen animieren, Sach­ver­halte verdeut­li­chen und ihnen den Umgang mit moderner Infor­ma­ti­ons­technik, die auch in Beruf und Studium immer mehr an Bedeu­tung gewinnt, erleich­tern.

Leider werden die Ange­bote von Pädagogen viel zu zögernd ange­nommen. Eine reprä­sen­ta­tive Umfrage des Autors an einem Ulmer Gymna­sium hat ergeben, dass weniger als dreißig Prozent der Lehr­kräfte moderne Medien mindes­tens einmal pro Monat und Klasse einsetzen. Das liegt zum einen an mangelnder Ausbil­dung, zum anderen daran, dass viele Lehrer die Möglich­keiten durch Medien nicht sehen“, meint die Lehrerin Gertrud Häußler. Es bleibt zu hoffen, dass diese Schwie­rig­keiten bald über­standen sind. Denn dann kann endlich von den Vorteilen profi­tiert werden.


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