Mehr Demo­kratie in Schulen

Datum
12. Dezember 2019
Autor*in
Désirée Lengert
Redaktion
politikorange
Thema
#EngagementTag 2019
13-12-2019-Christopher-Folz-Jugendpresse-Deutschland-6 (1)

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Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz

Wir müssen klas­si­sche Struk­turen aufbre­chen!“ – Das forderte Üwen Ergün im Gespräch auf dem 4. Deut­schen Enga­ge­mentTag. Wie veraltet sind Struk­turen zur Demo­kra­tie­för­de­rung an Schulen? Kann man den Jugend­li­chen vorwerfen, kaum poli­tisch zu sein? Unsere Autorin Désirée Lengert hat sich mal umge­hört.

Eine Studie der Bertels­mann-Stif­tung besagt, dass rund drei Viertel der Lehr­kräfte eine demo­kra­tie­för­dernde Unter­richts­kultur vorweisen können. Aller­dings betreiben ältere Lehrer ab 43 eine höhere Demo­kra­tie­för­de­rung als jüngere. Es fällt auf, dass sich 41,3% der Befragten kaum für Demo­kra­tie­för­de­rung einsetzen. Da ist noch viel Luft nach oben,“ meint auch Üwen Ergün. Aus seiner Perspek­tive erfolgt zwar viel Demo­kra­tie­bil­dung, diese sei aber eher ober­fläch­lich

Ergün führt als Themen­pate des Bundes­netz­werks für Bürger­schaft­li­ches Enga­ge­ment oft Projekte an Schulen und in Kitas zur Demo­kra­tie­bil­dung durch. Dabei bietet er beispiels­weise Work­shops zu den Themen Demo­kratie und Extre­mis­mus­prä­ven­tion an. Bei solchen Work­shops wird ein Verständnis dafür entwi­ckelt, was Demo­kratie über­haupt bedeutet oder wie gewalt­frei kommu­ni­ziert werden kann.

Solche Themen kommen im normalen Schul­alltag zu kurz, weswegen Work­shops wie die von Ergün eine gute Ergän­zung zum normalen Unter­richt, wie zum Beispiel in Politik oder Deutsch, darstellen können. Das Thema Demo­kratie wird im Poli­tik­un­ter­richt zwar ange­schnitten, kann durch einen Work­shop jedoch nochmal um wich­tige Aspekte ergänzt werden. Auch durch das Zusam­men­spiel von Work­shop und Deutsch­un­ter­richt können die Schü­le­rinnen und Schüler nicht nur lernen, richtig zu argu­men­tieren, sondern dabei auch gewalt­frei zu kommu­ni­zieren.

Zeit­gleich schwindet jedoch der Stel­len­wert poli­ti­scher Bildung im Schul­un­ter­richt. Dies ergab eine Studie der Uni Biele­feld. Trotzdem vertritt Üwen Ergün die Meinung, dass die Jugend nie so unpo­li­tisch war, wie sie immer darge­stellt wird und findet es traurig, dass es erst zu den welt­weiten Fridays­For­Fu­ture-Protesten kommen musste, damit endlich etwas passiert und die Jugend nicht mehr als unpo­li­tisch wahr genommen wird.

Dennoch klagt Ergün an, dass der Staat zwar den Auftrag habe, die Jugend zu erhören, dies aber faktisch nicht tut.

Die Förde­rung von Demo­kratie und die Betei­li­gung an ihr wird in der Schule defi­nitiv viel zu klein geschrieben. Im Unter­richt sollten viel mehr Möglich­keiten zur Parti­zi­pa­tion an ihr gelehrt und geför­dert werden,“ stellt auch Katha­rina Müller, Mitglied im Landes­vor­stand der Grünen Jugend Nord­rhein-West­falen, fest.

Doch wie genau kann das geschehen ?

Üwen Ergün sieht, dass junge Menschen viel zu spät beachtet wurden und glaubt, dass Jugend­li­chen viel mehr Hilfe­stel­lung geboten werden muss. Auch müssen sich seiner Meinung nach die poli­ti­schen Rahmen­be­din­gungen ändern. Eliza­beth Karneza schlägt gleich­zeitig vor, öfter mal Projekte zu besu­chen oder auch selbst Projekte vorschlagen zu können.

Vorschläge von Jugend­li­chen für mehr Demo­kra­tie­för­de­rung sind zum Beispiel die Koope­ra­tion der Schulen mit Experten. So könnte ein Poli­tiker, wenn er Zeit hat, auch mal den Poli­tik­un­ter­richt besu­chen und von seiner Arbeit berichten. Es könnte außerdem mehr Projekt- und Grup­pen­ar­beit zur Stär­kung der Zusam­men­ar­beit erfolgen. Auch sollte es die Möglich­keit eines Schüler- oder Lehrer­rats geben, bei dem Schüler demo­kra­tisch abstimmen können, beispiels­weise, ob sie geduzt oder gesiezt werden wollen. Des Weiteren wünschen sich Schüler und Schü­le­rinnen eine bessere Kommu­ni­ka­tion zwischen ihnen und den Lehr­per­sonen und mehr Möglich­keiten, Lehre­rinnen und Lehrern Feed­back zu geben. Auch könnte es Abstim­mungen bei nicht obli­ga­to­ri­schen Lehr­plan­in­halten geben, wie zum Beispiel die Auswahl einer Deutsch­lek­türe.

Insge­samt bieten sich also viele Möglich­keiten, um Demo­kratie stärker zu fördern. Diese müssen aber nur noch umge­setzt werden.


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