Gene­ra­ti­ons­über­grei­fendes Enga­ge­ment

Datum
12. Dezember 2019
Autor*in
Jonas Bär
Redaktion
politikorange
Thema
#EngagementTag 2019
13-12-2019-Christopher-Folz-Jugendpresse-Deutschland-5

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Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz
Ohne Enga­ge­ment geht gar nichts. 2017 wurden in Deutsch­land circa 635.000 gemein­nüt­zige Orga­ni­sa­tionen gezählt. Ob der poli­ti­sche Einsatz von tausenden Jugend­li­chen die für’s Klima auf die Straße oder der ehren­amt­liche Kassen­wart vom Segel­verein; Unsere Gesell­schaft ist auf Enga­ge­ment ange­wiesen. Jonas Bär war auf dem 4. Deut­schen Enga­ge­mentTag in Berlin dabei.

Wie unter­scheidet sich Enga­ge­ment zwischen Jung und Alt? Ist eine Gene­ra­tion enga­gierter als eine andere? und wie gut zieht man bereits an einem Strang? Bis letzten Donnerstag wusste ich nicht einmal, dass ich mich enga­giere. Seit September mache ich ein Frei­wil­liges Soziales Jahr bei der Jugend­presse Deutsch­land. Noch während der Abitur­phase hatte ich mich dafür beworben, da ich wie so viele nicht sicher war, ob und was ich anschlie­ßend studieren sollte und ich schon immer Inter­esse an Medien und Jour­na­lismus hatte. Dass ich mich damit für die Gesell­schaft enga­giere, war mir jedoch noch nie in den Sinn gekommen. Der Ausdruck gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment“ ließ mich bisher an ehren­amt­liche Helfer in einer Suppen­küche denken, die ihre Frei­zeit selbstlos opfern, um obdach­losen Menschen im Winter den Magen zu füllen und die Welt damit ein Stück besser zu machen. Ich habe mich nicht für mein FSJ entschieden, um die Welt besser zu machen; Ich schreibe einfach gerne. Warum enga­gieren? Enga­ge­ment muss nicht alleine aus selbst­losen Motiven entstehen“, erklärt mir Alex­andra Hebe­streik, Leiterin einer Agentur für Frei­wil­li­gen­dienste in Kiel: Heut­zu­tage soll Enga­ge­ment aus Einsatz für die eigenen Inter­essen geschehen. Nur, weil dir etwas Spaß macht, ist es nicht weniger wert­voll für die Gesell­schaft.“ Wir sitzen im Stadtbad Oder­berg in Berlin beim Work­shop Alt und jung – Gemeinsam enga­giert“ des 4. Deut­schen Enga­ge­ment­Tags. Mit uns am runden Tisch sitzen weitere acht Personen, alle aus unter­schied­li­chen Alters­gruppen, alle enga­giert auf die ein oder andere Art. Frau Hebe­streiks Blick wandert von Person zu Person, als sie erklärt, dass Enga­ge­ment aus eigenem Inter­esse geschehen sollte. Was gibt es Besseres, als für ein Thema so sehr zu brennen, dass man sich losge­löst von finan­zi­ellen Inter­essen damit beschäf­tigen möchte und davon auch noch die Gesell­schaft profi­tiert. Zustim­mendes Nicken aus der Runde begleiten ihre Ausfüh­rung. So habe ich es noch gar nicht gesehen. Doch eins ist sicher: Für die 360€ Taschen­geld im Monat mache ich meinen Frei­wil­li­gen­dienst garan­tiert nicht. Laut Frau Hebe­streik war es noch vor einigen Jahren keine Selten­heit, dass sich junge Leute anhören mussten, sie würden sich nicht enga­gieren, da sie alles nur für sich selbst täten. Eine Ansicht, die inzwi­schen schon weit­ge­hend abge­legt wurde. Neben jungen Leuten wie mir sind es nach Frau Hebe­streiks Erfah­rung vor allem Menschen ab 40, die Frei­wil­li­gen­dienste absol­vieren. Mit 40 hat man sich meist ein Leben, even­tuell eine Familie aufge­baut und ist finan­ziell abge­si­chert. Viele entscheiden sich dann für ein Enga­ge­ment oder Ehrenamt, das einen noch bis ins hohe Alter erfüllt. Enga­ge­ment beginnt, wo die klas­si­sche Berufs­welt ihren Einfluss verliert. 

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Foto: Jugendpresse Deutschland/Christopher Folz

(K)eine Frage des Alters Vor allem in länd­li­chen Regionen tragen Vereins­struk­turen wesent­lich zur Lebens­qua­lität von Jung und Alt bei. Dazu kommt poli­ti­sches Enga­ge­ment wie Demons­tra­tionen, Jugend­kon­gresse oder auch die Partei­mit­glied­schaft. Hier ist zu beob­achten, dass es in jeder Gene­ra­tion Gruppen gibt, die für ein und dasselbe Ziel kämpfen. Work­shop-Leiter Üwen Ergün unter­hielt sich mit mir tiefer­ge­hend über gene­ra­ti­ons­über­grei­fendes Enga­ge­ment: Die Grund­stim­mung war positiv und lösungs­ori­en­tiert, glaube ich. Doch man merkt, dass das Thema gene­ra­ti­ons­über­grei­fenden Enga­ge­ments zurzeit sehr pola­ri­siert. In unserer Gesell­schaft entsteht neuer­dings das Bild, man würde gegen­ein­ander kämpfen. Da stehen sich mehrere Fronten gegen­über anstatt mitein­ander zu arbeiten.“ Ein Grund für diese Fron­ten­bil­dung könnte der Unter­schied in den Struk­turen von altem“ und jungem“ Enga­ge­ment sein. Bundes­ju­gend­mi­nis­terin Fran­ziska Giffey erklärte in ihrer Eröff­nungs­rede des Enga­ge­ment­Tags: Die Partei­zu­ge­hö­rig­keit mit regel­mä­ßigen Treffen jeden Montag­abend von 21 bis 22 Uhr ist für viele nicht mehr das Rich­tige.“ Tatsäch­lich liegt der Alters­durch­schnitt der CDU, SPD und CSU-Mitglieder bei 60 Jahren. Die Grünen schaffen es immerhin auf 49 Jahre.Wie wir alle wissen, zeigt eine Bewe­gung wie keine andere zurzeit, dass dies keines­falls an poli­ti­schem Desin­ter­esse von Seiten der Jugend liegen kann. Lucia Parbel, Akti­vistin bei Fridays­For­Fu­ture sagte während der Podi­ums­dis­kus­sion auf dem Enga­ge­mentTag, dass sie eine For Future Partei“ nicht für den rich­tigen Weg hielte. Enga­ge­ment der Jugend ist norma­ler­weise anders, kurz­fris­tiger. Welcher junge Mensch möchte sich schon für die nächsten drei Jahre zum Gemein­de­vor­stand wählen lassen? Neue Formen des Enga­ge­ments Dies könnte auch mit der Digi­ta­li­sie­rung zusam­men­hängen. Diese hat die Welt in allen Belangen schnell­le­biger werden lassen und junge Menschen sind in dieser Welt aufge­wachsen. 

Diskussionen rund um jugendliches Engagement wird zurzeit häufig auf die "FridaysForFuture"-Demonstrationen reduziert. Foto: Pixabay

Diskussionen rund um jugendliches Engagement wird zurzeit häufig auf die "FridaysForFuture"-Demonstrationen reduziert. Foto: Pixabay

Mir fällt auf, dass, wann immer Enga­ge­ment und Jugend in Kombi­na­tion auf der Veran­stal­tung zur Sprache kommt, auch Fridays­For­Fu­ture genannt wird. Es scheint, als würde das sämt­liche Enga­ge­ment der heutigen Jugend auf diese eine Bewe­gung redu­ziert werden. Elisa­beth Kaneza von der Civil Academy denkt, dass als Folge der enormen Medi­en­wirk­sam­keit der For Future-Bewe­gung“, wie einige sie oft nennen, anderes Enga­ge­ment nicht mehr so stark wahr­ge­nommen werden würde. In ihrer Orga­ni­sa­tion seien Jugend­liche aktiv, die sich für soziale Gerech­tig­keit einsetzen, doch es gebe dort auch inter­ge­ne­ra­tio­nale Arbeit. Ansonsten treffe ich auf dem Enga­ge­mentTag fast ausschließ­lich auf Menschen, deren Orga­ni­sa­ti­ons­an­liegen oder Demo­grafie der Orga­ni­sa­tion, für deren Ziel sie sich einsetzen, nur auf eine Alters­gruppe beschränkt ist. Der Wunsch jedoch, dies gene­ra­ti­ons­über­grei­fend auszu­weiten, ist überall vorhanden. Unab­hängig davon, ob ich mit den jugend­li­chen Bundes­spre­chern und ‑spre­che­rinnen des Frei­wil­ligen Ökolo­gi­schen Jahres oder mit der Leiterin des Projekts Silber­netz, das Kontakte zwischen einsamen Senioren knüpft, spreche – alle möchten mitein­ander und nicht gegen­ein­ander arbeiten. Das Thema gene­ra­ti­ons­über­grei­fenden Enga­ge­ments zieht sich auch wie ein roter Faden durch die zwei EngagementTag(e). Viel­leicht wird auf dem Gebiet schon bald mehr passieren.

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