Lauter Anti­se­mi­tismus auf Social Media

Datum
07. Dezember 2023
Autor*in
Lena Schmidt
Redaktion
politikorange
Themen
#Leben #Antisemitismus
Lena schmid beitragsbild

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Nicht nur im alltäg­li­chen Leben, sondern auch bei Insta­gram, Tele­gram und Co. ist Anti­se­mi­tismus ein Problem. Die Stimmen des Anti­se­mi­tismus werden immer mehr und immer lauter.

Anti­se­mi­tismus zieht sich durch die Geschichte der Mensch­heit. Seit Jahr­hun­derten ist Anti­se­mi­tismus eine der ältesten Konstruk­tionen des Hasses und der Diskri­mi­nie­rung und reicht von der Antike bis heute. Früher musste die jüdi­sche Bevöl­ke­rung in jüdi­schen Ghettos“ wohnen, später instru­men­ta­li­siert von den Natio­nal­so­zia­listen im zweiten Welt­krieg und den darauf­fol­genden schreck­li­chen Taten des Holo­caust. Bis heute, dass jüdi­sche Student*innen an ameri­ka­ni­schen Univer­si­täten gewalt­tätig ange­gangen werden, wegen des wieder aufge­flammten Nah-Ost-Konflikts. Und diese Feind­lich­keit zieht sich nicht nur durch die Geschichte, sondern auch durch alle Schichten unserer Gesell­schaft. Also warum sollte sie sich nicht auch auf Social Media zeigen?

Aus anti­se­mi­ti­schen Verschwö­rungs­ideo­lo­gien werden Hash­tags

Viele Aspekte unseres tägli­chen Lebens sind schon online oder werden immer weiter digi­ta­li­siert. Die gestie­gene Social Media Nutzung hat zur Folge, dass Hass­kom­men­tare und – nach­richten im Internet immer häufiger werden. Es ist keine neue Erkenntnis, dass Soziale Medien die Verbrei­tung und Radi­ka­li­sie­rung von Anti­se­mi­tismus verstärken. Die vermeint­liche Anony­mität dieser Platt­formen ermög­licht es den Nutzer*innen falsche Fakten, Verschwö­rungs­ideo­lo­gien und Hass­kom­men­tare zu verbreiten. Und dies meist, ohne jegliche Konse­quenzen zu erfahren.

Anti­se­mi­ti­sche Codes

Ein Hass, der sich durch die Geschichte und die Gesell­schaft zieht, wird nun online sichtbar. Der Anti­se­mi­tismus verän­dert sich. Juden und Jüdinnen erfahren Diskri­mi­nie­rung in den sozialen Netz­werken, sie erhalten Hass­kom­men­tare und ‑nach­richten. Online kommt Anti­se­mi­tismus oft in Form von Codes vor. Mit Codes sind Memes, Bilder oder auch Code­wörter gemeint. Gefähr­lich sind Codes, da diese nicht immer erkannt oder richtig gedeutet werden können. Verschie­dene Emojis werden anti­se­mi­tisch miss­braucht. Beispiels­weise zwei Blitze, die für die SS-Runen stehen. Weitere Emojis die anti­se­mi­tisch benutzt werden, sind der Nasen Emoji in Kombi­na­tion mit einem Geld­sack. Diese Kombi­na­tion beschreibt anti­se­mi­ti­sche Stereo­typen. Anti­se­mi­tismus getarnt als einfa­cher Emoji. Codes werden benutzt, um anti­se­mi­ti­sche Ansichten unauf­fällig zu verbreiten und um straf­recht­lich nicht aufzu­fallen. Oder auch damit sich Menschen mit der glei­chen Gesin­nung einfa­cher und schneller erkennen. Die Platt­formen auf denen dies geschieht, tuen meisten sehr wenig, um proble­ma­ti­sche Inhalte einzu­dämmen.

Nichts gegen Juden‘‘

Es gibt noch viele weitere Code­wörter und Verschwö­rungs­theo­rien, die im Internet verbreitet sind. Und um diese zu erkennen und einzu­dämmen, wurde das Online-Tool ‘‘Nichts gegen Juden‘‘ ins Leben gerufen, welches über Verschwö­rungs­theo­rien aufklärt. Außerdem betreibt die Amadeu Antonio Stif­tung Aufklä­rungs­ar­beit gegen Anti­se­mi­tismus im Netz und veröf­fent­lichte zu diesem Thema die Broschüre ‘‘decon­s­truct anti­se­mi­tism‘‘. Diese soll helfen anti­se­mi­ti­sche Codes und Meta­phern zu erkennen. Proble­ma­tisch ist der Anstieg von Anti­se­mi­tismus im Internet auch unter jungen Menschen. Viele Jugend­liche und Kinder nutzen die sozialen Netz­werke zur Unter­hal­tung, aber auch für die Infor­ma­ti­ons­be­schaf­fung. Jüngere Nutzer*innen sind leichter zu beein­flussen. Wenn einem jungen Menschen plötz­lich ein Video ange­zeigt wird, welches anti­se­mi­ti­sche Aussagen enthält, ist es schwierig für ein Kind Falsch­in­for­ma­tionen zu erkennen.

Viele Platt­formen arbeiten mit einem Algo­rithmus. Die Konse­quenz ist, dass ein uner­kanntes anti­se­mi­ti­sches Video geliked wird und der Algo­rithmus dadurch immer mehr anzeigt. Deswegen ist es wichtig, dass beson­ders jüngere Nutzer*innen aufge­klärt werden. Damit verstanden wird, wie Anti­se­mi­tismus online aussehen kann.

Anti­se­mi­tismus wird lauter und lauter

Die Welt verän­dert sich und mit ihr, der Anti­se­mi­tismus. Diese Verän­de­rung macht ihn nicht leiser, sondern lauter. Eine neue Erschei­nungs­form des Anti­se­mi­tismus. Durch die neusten Eska­la­tionen in Israel und Paläs­tina erleben wir eine Norma­li­sie­rung an anti­se­mi­ti­schen Kommen­taren und Postings in den sozialen Netz­werken. Schnell­le­big­keit und Algo­rithmen machen es den Nutzer*innen einfa­cher sich anti­se­mi­tisch zu äußern. Der Konflikt dient als Projek­ti­ons­fläche für Juden­feind­lich­keit und trägt zur Norma­li­sie­rung von Anti­se­mi­tismus bei. Israel­be­zo­gene Kritik wird miss­braucht und wird immer häufiger mit anti­se­mi­ti­schen Stereo­typen versehen. Dadurch wird es zu einem Israel­be­zo­genem Anti­se­mi­tismus.

Dies passiert nicht nur gene­rell, sondern auch gegen einzelne jüdi­sche Personen. Sie erleben täglich Hass. Es gibt einen Anstieg von anti­se­mi­ti­schen Äuße­rungen und Falsch­in­for­ma­tionen in den sozialen Medien. Da tut sich die Frage auf, ob die Kombi­na­tion aus Social Media und Nah-Ost-Konflikt in den Menschen den Anti­se­mi­tismus stärker werden lässt. Der Anti­se­mi­tismus, der sich durch alle Schichten zieht, wird nun wahn­sinnig laut, ausge­löst durch einen meinungs­spal­tenden Konflikt. Anti­se­mi­tismus ist immer häufiger zu sehen auf Social Media und wird somit mehr und mehr ein Teil des realen Lebens. Social Media als unge­fil­terter Spiegel unserer Gesell­schaft.

In Prenz­lauer Berg wurden seit dem 07. Oktober Haus­türen von Juden und Jüdinnen mit David­sternen beschmiert. Eine Geschichte, die sich wieder­holt. Die Juden und Jüdinnen Angst macht. Und allen Angst machen sollte. Den ein ‘‘Nie wieder“ ist jetzt.


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